Kinderfüße sind keine kleinen Erwachsenenfüße. In den meisten Fällen (98%) sind sie von Geburt an perfekt. Ideal geformt, noch nicht von einem Leben in falschem Schuhwerk und auf den harten, ebenen Flächen der Städte deformiert. Dazu kommt, dass Kinder leichter und viel beweglicher sind als Erwachsene. Ihre Schuhe haben ganz andere Funktionen zu erfüllen als bei Erwachsenen.

Wanderschuhe Kinder: Noch gesunde Füße

Wo ein Erwachsener üblicherweise mit Knick-, Senk-, Spreizfuß, durchgetretenem Fußgewölbe und schwachen, geschädigten Bändern zu kämpfen hat – 40% aller Erwachsenen haben orthopädische Fußprobleme – ist bei einem Kind von Anfang an alles so, wie die Natur es vorgesehen hat. Die Füße des Menschen sind darauf ausgelegt, auf unebenem Terrain im aufrechten Gang das Fortkommen zu ermöglichen. Die meisten Fußprobleme rühren daher, dass wir so nicht mehr leben. Zivilisationskrankheiten eben. Kinder sollten deshalb so lange wie möglich ihre Füße so benutzen, wie es für deren Entwicklung sinnvoll ist, so viel barfuß wie möglich, so wenig (feste) Schuhe wie möglich.

Wanderschuhe Kinder: Kinderfüße sind anders

Fuß eines 6-jährigen Kindes

Fuß eines 6-Jährigen

Der Fuß eines Kindes ist (noch!) ideal geformt. Seine gerade aufgefächerten Zehen sind zumeist das genaue Gegenteil der Zehenstellung eines Erwachsenenfußes. Der bis zum sechsten Lebensjahr durchaus normale ganz leichte Knick-/Senkfuß ist Teil der kindlichen Entwicklung, genauso wie das bei Kleinkindern vorhandene Sohlenfettpolster, das im Stand das Fußgewölbe ausfüllt. Die kindlichen Fußknochen entwickeln sich langsam aus weichen, knorpeligen Strukturen. Es dauert ca. 16 Jahre, bis sich die endgültige Festigkeit und Form des Fußes entwickelt hat. Kinderfüße sind weich und formbar, das Nervensystem ist auch noch nicht vollständig ausgebildet.

Wanderschuhe Kinder: Oft zu klein

Füße einer 24-jährigen Frau

Füße einer 24-jährigen Frau

So spüren es Kinder auch nicht, wenn ein Schuh zu eng und kurz ist. Dementsprechend tragen 2/3 der europäischen Kinder ihre Schuhe klaglos 1-3 Größen zu klein. Das sind immerhin 6,6 bis 20mm in der Länge. Derartige Fehlgriffe bei Schuhen haben direkte und gravierende Auswirkungen auf die Kinderfüße und deren Entwicklung. Es reicht ja schon, wenn zu kleine Socken getragen werden. Die Spannung des Sockengewebes genügt, um die Große Zehe langfristig abzuknicken (Hallux valgus).

Füße eines 65-jährigen Mannes

Füße eines 65-jährigen Mannes

Im Rahmen des österreichischen Forschungsprojektes „Kinderfüße-Kinderschuhe“ wurde 2001 bei 858 Kindern u.a. die Passform ihrer Schuhe untersucht. Das Ergebnis:

  • 69% trugen zu kurze Straßenschuhe,
  • 88% zu kurze Hausschuhe.

Ein Ergebniss, dass übrigens mit in den 1950er Jahren gemachten Untersuchungen in der BRD und der Schweiz weitgehend übereinstimmt. Ein Dauerthema also.

Wanderschuhe Kinder: Weniger ist mehr

Bei der Auswahl von geeigneten Schuhen für Kinder ist zu beachten, dass Kinder über ein ganz anderes Maß an Beweglichkeit verfügen, sowie ein anderes Verhältnis von Körpergröße zu -gewicht haben, verglichen mit Erwachenen. Wer Kinder rennen und spielen sieht, kann sich nur wundern wieviel Energie in so einem kleinen Körper Platz hat und wie selten ein spielendes Kind stolpert, umknickt oder das Gleichgewicht verliert. Anders formuliert, noch ist alles im Lot.

Deshalb ist eine Grundregel beim Schuhkauf: Nichts ist der Entwicklung kindlicher Füße förderlicher als ohne Schuhe zu laufen. Wenn Schuhe gekauft werden, was nun mal notwendig ist, denn Witterung und Gelände verlangen auch Schutz für die Füße, dann sollten diese möglichst flexibel und ausreichend geräumig sein.

Man sollte sich davor hüten, die eigenen Kriterien 1:1 bei einem Kinderschuhkauf anzuwenden. Erwachsene, zumeist ein Leben lang auf ebenen Flächen unterwegs, brauchen abseits des Asphaltes normalerweise eine Stütze für die Sprunggelenke. Auch wenn es nur ein weicher schaumstoffgepolsterter Schaft ist, der den Bändern Halt gibt und sie entlastet.

Wanderschuhe Kinder: Weich sollen sie sein

Kinder brauchen das normalerweise nicht. Für sie hat der hohe Schaft die Funktion zu verhindern, dass Wasser und Dreck ihren Weg in den Schuh finden. Wo der Erwachsene eine relativ steife Schuhsohle braucht, damit sein Fuß Unterstützung findet wenn er den Fuß nicht vollflächig aufsetzen kann, braucht ein Kind mit seinem relativ geringen Gewicht und geringer Fußlänge sehr viel weniger steife Sohlen, um diese Unterstützung zu bekommen. Die heute bei Wanderschuhen für Kinder üblicherweise verarbeiteten Sohlen behindern oftmals nur, denn vor allem für kleinere Kinder sind sie so wenig flexibel, dass sie ein richtiges Abrollen kaum ermöglichen. Die Flexibilität der Schuhsohlen sollte der bestimmende Faktor bei der Auswahl eines Kinderwanderschuhs sein. Die Dämpfung ist eher zweitrangig, bei Wanderschuhen für Kinder ist davon sowieso nicht viel zu finden. Harte Böden sind auch nicht schädlich für Kinderfüße, steife Sohlen schon.

Natürlich gibt es auch äußere, funktionale Kriterien für den Schuhkauf bei Kindern. Der Alltagsschuh muss andere Kriterien erfüllen als der wasserdichte Stiefel für den Waldkindergarten oder der mehr oder weniger leichte Bergstiefel für Wanderungen mit Gepäck oder auf einem Klettersteig.

Wanderschuhe Kinder: Kriterien zur Auswahl

In den meisten Fällen, in denen für ein Kind Wanderschuhe gekauft werden, steht ein bestimmter Einsatzbereich im Vordergrund sowie die Tatsache, dass Kinderschuhe teuer sind und schnell zu klein werden. Deshalb ist eine möglichst universelle Nutzung durchaus sinnvoll. Wie bei einem Wander- bzw. Bergstiefel für Erwachsene ist ausserdem das Gelände der bestimmende Faktor für die Auswahl eines Kinderwanderschuhs.

Eine grobe Unterteilung der Nutzung wäre z.B. die in

  • Alltagsschuh bei trockenem Wetter,
  • Winteralltagsschuh,
  • wasserdichter Schuh für Waldkindergarten,
  • stabiler Wanderschuh für Mittelgebirge und die Berge,
  • fester Stiefel für Klettersteige etc.

Natürlich erfordert nicht jeder dieser Bereiche einen eigenen Schuh. Es ist sehr gut möglich und schon aus finanziellen Gründen sinnvoll, mit wenigen Modellen einen möglichst großen Einsatzbereich abzudecken.

Jack Wolfskin Kids Crosshike

Jack Wolfskin Kids Crosshike; Photo: Jack Wolfskin GmbH & KGaA, Idstein i. Ts

Ein Halbschuh eignet sich gut sowohl als Alltagsschuh als auch als Wanderschuh und Schuh für den Waldkindergarten in der trockenen Jahreszeit. Neben der allgemeinen Passform ist eine weiche und flexible Sohle sehr wichtig, damit diese Art Schuh an der Ferse gut sitzt. Mit einer harten Sohle ist es kaum möglich, den weichen Fuß eines Kindes richtig zu fixieren. Als Resultat schlappt der Fuß an der Ferse. Wo ein Stiefel mit seinem höheren Schaft den Fuß, speziell die Ferse, noch gut fixiert, ist bei einem niedrigen Halbschuh dies nicht möglich. Dies ist einer der wichtigen Unterschiede zwische Halbschuh und Stiefel. Letzterer sitzt immer besser am Fuß, auch eine leichte Übergröße für den nächsten Wachstumsschub hat so kaum Nachteile für den Sitz am Fuß.

Wanderschuhe Kinder: Alltagstauglich

Ein weicher Kinderwanderstiefel mit hohem Schaft, flexibler Sohle und waserdichtem Futter, perfekt geeignet für den Wanderurlaub mit Familie, ist ebenso nützlich als alltäglicher Stiefel in Herbst und Winter. Ein Kind im Waldkindergarten hat mit solch einem Stiefel zusätzlich ein universelles Gehwerkzeug für die ganzjährige Nutzung.

Jack Wolfskin All Terrain Texapore

Jack Wolfskin All Terrain Texapore; Photo: Jack Wolfskin GmbH & KGaA, Idstein i. Ts

Da Kinder an den Füßen relativ stark schwitzen, sollten wasserdichte Schuhe eher selten benutzt werden. Solange es trocken ist, reicht ein Halbschuh allemal, da braucht es kein wasserdichtes Futter. Ein gut imprägnierter Schuh hält auch Nieselregen etc gut Stand. Wenn es kalt und nass ist, wird der wasserdicht gefütterte Stiefel sinnvoll. Nichts verdirbt einem Kind die Freude am draussen sein mehr als nasse und damit kalte Füße.

Goretex oder andere wasserdichte Materialien sorgen dafür, das kein Wasser von aussen die Schuhe durchnässen kann. Marktführer Gore ist auch hier präsent und schreibt wie bei Schuhen für Erwachsene den Schuhherstellern genau vor, wie die Membran im Schuh verarbeitet werden muss.

Wirklich harte Sohlen braucht es für Kinder eher selten, nämlich auf Bergtouren, die sich dann auch mehr in der Senkrechten abspielen. Auf den Sprossen und Krampen eines Klettersteiges z.B. ist eine harte Sohle vonnöten, des gleichen in weglosem Blockgeröll.

Weiterlesen: Wanderstiefel für Kinder Teil 2

Weiterlesen: Wanderstiefel für Kinder Teil 3

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