Swarovski EL 8x32 Swarovision; Photo: Swarovski

Swarovski EL 8×32 WB Swarovision; Photo: © SWAROVSKI OPTIK

Ferngläser um € 1000,- sind schon so gut, das man damit alles machen kann. Warum also fast das Doppelte ausgeben? Bekommt man auch 100% mehr Qualität? Nach zwei Monaten mit dem Swarovski El 8×32 WB Swarovision hat diese Premiumklasse jedenfalls an Gestalt gewonnen.

Swarovski EL 8×32 Test: Alpha

Alpha werden die Ferngläser der Premiumklasse auch genannt und ganz oben ist auch ihre Leistung angesiedelt. Ein Alpha leistet in jeder optischen Kategorie Außergewöhnliches, es gibt keine wirklichen Schwächen. Das ist es, was es von anderen, günstigeren Ferngläsern unterscheidet. Das ist es auch, was eine Bewertung so schwer macht. Denn bei einem Fernglas der Premiumklasse entscheiden nicht mehr die objektiven, messbaren Kriterien. Sondern nur noch, ganz subjektiv, ob man sich mit ihm wohl fühlt.

Gleiches gilt auch für das Swarovski EL 8×32 WB Swarovision. Die optische Leistung ist in allen Bereichen einfach Spitzenklasse, was soll man da noch schreiben? Ganz einfach, die Unterschiede zu den anderen Alphas aufzeigen. Da gibt es so den einen oder anderen Punkt, der ansprechen oder abstoßen kann.

Swarovski EL 8×32 Test: Die „Offene Brücke“

Von der Konstruktion her sind alle Ferngläser zunächst mal gleich. Zwei Röhren mit Linsen und Prismen werden durch eine gemeinsame Schwenkbrücke miteinander verbunden. Swarovski macht das ganz anders. Die Brücke ist durchbrochen, sie besteht nur aus zwei schmalen Verbindungen oben und unten. Das sieht zuerst mal sehr ungewohnt aus. Der Autor, „old school“ wie er nun mal ist, fand dieses Fernglas erst einmal schlichtweg hässlich.

Aber nach dem Auspacken kommt das Anfassen und damit ging ein Aha-Effekt einher. Das EL 8×32 WB liegt ja sowas von gut in der Hand, besser geht es bei einem Fernglas nicht.

Genau wegen dieser Formgebung kann der Autor ein Fernglas endlich genau wie seinen Photoapparat handhaben. Den trägt er nämlich einfach in der Hand. Verpackt im Rucksack, lose in der Phototasche, sicher am Kreuzgurt, dies sind seine Trageweisen. Aber nur sehr selten am Trageriemen um den Hals, denn das stört einfach nur. Gleiches gilt jetzt endlich auch für das Fernglas, denn nur direkt in der Hand ist es wirklich einsatzbereit und schnell am Auge.

Swarovski EL 8×32 WB Swarovision
Swarovski EL 8x32 WB Swarovision, offene Brücke von vorneSwarovski EL 8x32 WB Swarovision, offene Brücke von  hinten

Und es ist dort auch sicher! Drei Finger und der Daumen umschließen einen Tubus, der Zeigefinger liegt auf der Fokussierwalze. Besser geht es nicht, aber das muss man selber probieren. Die offene Brücke ist nicht irgendein design gimmick, sondern ein wirklich sinnvolles Konstruktionsmerkmal.

Swarovski EL 8×32 Test: Die Fokussierung

Swarovski EL 8x32 WB, Fokussierwalze; Grafik: Swarovski

Swarovski EL, Fokussierwalze; Grafik: © SWAROVSKI OPTIK

Wenn man das Netz ein wenig durchforstet, stößt man bei den EL-Ferngläsern immer wieder auf die gleiche Kritik: Die Fokussierwalze läuft in die eine Richtung schwergängiger als in die andere. Das stimmt auch.

Der Grund liegt (geschätzt) in der Konstruktion dieser Walze. Sie beherbergt eine Feder, die axial unter Spannung steht. Logischerweise muss beim Zusammenstauchen dieser Feder mehr Kraft aufgewendet werden, als wenn diese sich entspannt. Der unterschiedliche Kraftaufwand ist also kein Defekt, sondern konstruktionsbedingt. Merkt man es im Gebrauch? Aber ja, doch ob es stört muss jeder für sich entscheiden.

Swarovski EL 8×32 Test: Scharf bis zum Rand

Swarovision ist Swarovskis „Marketingsprech“ für u.a. ein außergewöhnliches Merkmal der EL-Ferngläser. Normalerweise nimmt bei jedem Fernglas, egal wie gut und teuer es ist, die Bildschärfe zum Rand hin ab. Mal mehr, mal weniger. Das ist halt so. Mit Swarovision verspricht Swarovski aber wortwörtlich „gestochen scharfe Abbildung bis zum Rand“ (Quelle: Swarovski).

Kidney bean; Grafik: Lars Giner

Kidney bean; Grafik: Lars Giner

Selbst wenn das jetzt wahr wäre, was bringt es? Der Autor kann bei keinem seiner Ferngläser den äußeren Bildrand wirklich bewusst nutzen, der kidney-bean-Effekt steht dem entgegen.

Sobald seine Augen innerhalb des Sehfeldes zu weit zum Bildrand wandern, kommen die Abschattungen zum Vorschein. In den mittleren 2/3 des Sehfeldes ist dies noch kein Problem, aber weiter außen sind sie unvermeidbar. Was nützt also die Schärfe am Bildrand, wenn dieser Teil des Bildfeldes doch nur bestenfalls zum peripheren Sehen benutzt werden kann?

Ganz einfach, sehr viel intensiveres und entspannteres Sehen! Man taucht ein in die Szenerie, ist nicht mehr so der distanzierte Beobachter. Schon etwas schwierig zu erklären, dieses Erleben. Durch ein Fernglas zu schauen bedeutet ja mitnichten nur bewußtes Anvisieren. Vielmehr nimmt man mit seiner wichtigsten Sinneswahrnehmung, den Augen, sehr viel mehr auf als man „sieht“. Eine Flut von optischen Reizen wird an das Gehirn weitergeleitet, welches dann filtert und auswertet. Alles was diese Reizwahrnehmung erleichtert, ist nur von Vorteil. Schärfe bis zum Rand gehört dazu.

Und genau da bewährt sich Swarovision. Nichts stört, keine optische Einschränkung muss bewusst oder unbewusst kompensiert werden. Aber auch hier gilt, man muss es schon selber ausprobiert haben.

Swarovski EL 8×32 Test: Der Globuseffekt aka „rolling ball“

Globuseffekt; Grafik: Holger Merlitz

Globuseffekt; Grafik: Holger Merlitz

Wieder etwas, das im Zusammenhang mit den EL-Ferngläsern immmer wieder im Netz auftaucht. Der Globuseffekt ist ein optisches Phänomen, das beim horizontalen Schwenken des Fernglases auftritt. Beim EL 8×32 SV deutlich vorhanden. Aber ob es richtig stört, dies ist wieder ganz subjektiv.

Was bewirkt der Globuseffekt? Wenn man eine horizontale Schwenkbewegung mit dem Fernglas durchführt, hat man das Gefühl dass sich die Bildmitte hervorwölbt. So als ob ein rollender Ball die Landschaft deformieren würde. Normalerweise wird dieser Effekt durch einen konstruktiven Kniff minimiert. Ein wenig kissenförmige Verzeichnung wird in das Fernglas „eingebaut“ und somit der Globuseffekt eingedämmt. Die richtige Balance ergibt dann einen guten optischen Kompromiss.

Kissenförmige Verzeichnung; Grafik: wikipedia

Kissenförmige Verzeichnung; Grafik: wikipedia

Swarovski hat sich dafür entschieden, die kissenförmige Verzeichnung beim EL 8×32 SV zurückzunehmen, was den Globuseffekt natürlich betont. Denn Verzeichnung mag ja auch nicht jeder! Aber eines von beiden, oder auch beides, ist nun mal immer bei einem Fernglas vorhanden, da führt kein Weg daran vorbei. Wie man diese konstruktive Gewichtung durch Swarovski jetzt selber einschätzt, einzig allein das ist entscheidend.

Das bedeutet in der Praxis, dass man ein Fernglas der EL-Baureihe wirklich intensiv ausprobieren sollte. Denn während eine Verzeichnung sofort offensichtlich wird, ist dies beim Globuseffekt nicht der Fall. zumindest wenn man dem Internet Glauben schenkt. Demnach manifestiert sich dieser Effekt oftmals erst nach längerem Gebrauch.

Der Autor jedenfalls nimmt diesen Effekt wahr. Nicht nur bei diesem Swarovski,sondern auch bei einem anderen Fernglas mit nur sehr geringer kissenförmigen Verzeichnung. Aber da er davon nicht gestört wird, interessiert es ihn auch nicht.

Swarovski EL 8×32 Test: Fazit

Persönlich ist hier das Schlüsselwort. Denn all diese o.g. einzelnen Phänomeme verschmelzen bei einem Alpha zu einem einzigen Kriterium, dem persönlichen Empfinden.

Wie schon erwähnt, optisch und mechanisch ist das Swarovski EL 8×32 WB Swarovision seiner Klasse entsprechend so gut wie es eben geht. Was bedeutet, dass dem menschlichen Faktor wieder mal die größte Bedeutung beikommt. Will heißen:

  • Liegt dieses Fernglas gut in meiner Hand?
  • Passt es vom Einblick her gut zu meinen Augen?
  • Ist das Bild, das ich sehe, so wie ich es will?

Eigentlich ganz einfach, oder? Wenn man soviel Geld ausgibt, sollte das persönliche Empfinden wirklich das einzige Kriterium sein. Technische Perfektion wird vorausgesetzt. Der UVP liegt übrigens bei € 1860,-, der „Straßenpreis“ bei knapp unter € 1700,- plus/minus ein paar Euro.

Wenn man nun die obigen drei Fragen positiv beantwortet hat, sollte man sich weitere stellen. Der Autor tat es.
Frage: Ist der Unterschied zu den günstigeren Ferngläsern wirklich so offensichtlich? Antwort: Je länger man es benutzt, desto sichtbarer wird dieser Qualitätsunterschied.
Frage: Braucht man dieses mehr an optischer Qualität denn in der Praxis wirklich? Antwort: Nein.
Frage: Möchte man auf dieses Niveau optischer Leistungsfähigkeit jemals wieder verzichten? Antwort: Auf keinen Fall!

Das ist jetzt das Problem mit einem Alpha. Wenn mal einmal diesen optischen Rubikon überschritten hat gibt es kein zurück mehr. Das Swarovski EL 8×32 WB Swarovision bietet in seiner Gesamtheit einfach soviel mehr, dass es nach so ausgiebigem Gebrauch keine Alternative dazu gibt. (Naja, vielleicht das Alpha einer anderen Firma. Aber das würde ja nichts an dem grundsätzlichen Problem ändern.)

Deshalb ist das Fazit auch so schlicht. Wenn man wirklich auf optische und mechanische Spitzenqualität Wert legt, ob man sie jetzt braucht oder nicht, wird nicht auf halbem Wege haltgemacht. Sondern man greift ganz oben zu. Z.B. beim Swarovski EL 8×32 WB Swarovision. Dieses Fernglas jedenfalls geht nur mit großem Bedauern an den Hersteller zurück.

Das Swarovski EL 8×32 WB kostet € 1930,- (UVP). Hier bekommt man es günstigerir?t=outdoorprofes 21&l=ur2&o=3 .

Swarivski EL 8x32 WB Swarovision-1

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