Ein Fernglas auf Reisen sollte eigentlich über zwei Eigenschaften verfügen. Klein, leicht und handlich soll es schon sein. Aber auch stark von der Leistung und den Benutzer nicht einschränken in der Naturbeobachtung. Da den richtigen Kompromiss zu finden ist nicht einfach. Das getestete Swarovski CL Companion 8×30 B könnte in die engere Wahl kommen.

Spitzbergen, Landgang; Photo: A.Timmerberg

Magdalena Bay, Spitzbergen; Photo: A.Timmerberg

Swarovski CL Companion Test: klein und leicht

Eine Reise in eine unwirtliche Region wie Spitzbergen bedeutet zumeist eine Menge Gepäck. Jede Menge warme, wasserdichte Kleidung und dann noch all das, was der Naturphotograph und -beobachter so braucht. Schließlich ist dies keine alltägliche Reise. Wenn man dann noch ein Fernglas draufpackt, kommt eine Menge zusammen. Das will dann auch geschleppt werden und ist es dann noch Urlaub oder schon ein Plackerei? Weniger ist eben manchmal mehr.

Swarovski CL Companion 8x30 B und EL 10x42 W B im Vergleich

Swarovski CL Companion 8×30 B und EL 10×42 W B im Vergleich

Ein Spitzenglas wie das Swarovski EL 10×42 W B, knapp 900gr schwer und nicht gerade zierlich gebaut, kann da auf Dauer eine ganz schöne Last werden. Zumindest, wenn es nicht das einzige ist, was man rumschleppt.

Eine Alternative wäre da von Swarovski die CL-Serie. Zum Beispiel das universelle 8×30 mit gerade mal 500gr Gewicht. Schlank, fast zierlich gebaut, passt es problemlos in eine Jackentasche. Die Frage stellt sich, was leistet so ein kleines Ding? Welchen Kompromiss muss ich eingehen? Fragen über Fragen!

Grund genug, es jemandem in die Hand zu drücken, der es mal ganz professionell nutzt. Die Testerin war eine Woche als Guide auf Spitzbergen unterwegs und für so einen Arbeitstag kommt eine ganze Menge an Ausrüstung zusammen. Das Fernglas hat da seinen festen Platz, denn das rechtzeitige Entdecken von Eisbären ist eine ihrer Aufgaben. So ein wohlgenährter Tourist ist ja aus Sicht des Bären auch nur Futter.

Üblicherweise würde sie zwischen einem kleinen Taschenfernglas und dem großen 10×42 wählen können, aber diesmal gab es eben das mittelgroße CL Companion. Ihre Kommentare sind kursiv gedruckt.

In voller Montur auf der Arbeit; Photo: Psang Kimwa

In voller Montur auf der Arbeit; Photo: Tsang Kimwa

Swarovski Cl Companion Test: Das 8×30 B in der Praxis

Für so ein kleines, leichtes Fernglas liegt es sehr gut in der (behandschuhten) Hand und lässt sich damit angenehmer handhaben als mein Taschenfernglas. Ich hatte einfach immer das Gefühl, ein richtiges Fernglas in Händen zu halten. Auch das verhältnismäßig große Sehfeld im Vergleich zu meinen bisher benutzen Taschengläsern überzeugt.“

In Punkto Sehfeld muss man beim CL Companion bauartbedingt Abstriche machen. „Normale“ Ferngläser der gehobenen 8×32 Klasse bieten satte 140m auf 1000m. Das kleine Swarovski nur magere 124m. Die geringeren Abmessungen des Swarovski lassen eben nur die Verwendung deutlich kleinerer Prismen zu, das hat nun mal Konsequenzen für das Sehfeld.

An einem Wochenende im Mittelgebirge unterwegs ließ sich dies bei der Beobachtung von Greifvögeln deutlich erkennen. Man musste den in größerer Höhe fliegenden Vogel schon genau ins Augen nehmen und dann das Fernglas zwischen Augen und Ziel bringen, ohne von letzerem abzulassen. Mit dem deutlich kleineren Sehfeld war eine Suche direkt am Himmel viel zu umständlich.

Das verhältnismäßig große Fokussierrad lässt sich auch mit einer Hand sehr gut bedienen (selbst mit Handschuhen), was unter den Testeinsatzbedingungen in der Arktis ein bedeutendes Plus war, wobei das Rad gerne etwas direkter ansprechen dürfte. Ein Plus ist jedoch die Griffigkeit. Mit dem Einblickverhalten gab es keine Probleme, alles so wie von meinem großen Fernglas her gewohnt.“

Das Problem bei einem Taschenfernglas sind die Abmessungen. Sein winziges Einstellrad macht die Entfernungseinstellung schon mit bloßen Händen nicht einfach, mit Handschuhen wird es zum vollends Glücksspiel. Mit den kleinen Okularen lässt sich ein Taschenfernglas auch nur umständlich ansetzen. Genaues Positionieren an den Augen ist notwendig, das kostet jedesmal Zeit.

Ein Eisbär hält Mahlzeit; Photo: A.Timmerberg

Ein Eisbär hält Mahlzeit; Photo: A.Timmerberg

Im Test war das Fernglas in Verbindung mit einer Menge anderer Ausrüstungsgegenstände im ständigen Einsatz. Gerade hier hat sich das geringe Gewicht besonders vorteilhaft bemerkbar gemacht, ohne daß auf hohe optische Qualität verzichtet werden musste.

Das Bild ist unter normalen Lichtbedingungen wunderbar hell und klar, weist allerdings bei schlechter Witterung oder Dämmerung Schwächen auf. Farben „vergrauen“,es fehlt die Brillanz und ist schwerer auf die optimale Schärfe einzustellen. Im Verhältnis zum großen Bruder aus der EL-Serie fällt auch die Randunschärfe auf, die aber vernachlässigt werden kann, da man den Eisbären oder andere interessante Objekte schließlich zentral in den Fokus nimmt und da ist die Schärfe tadellos.“

Hier treten jetzt die optischen Schwächen des preisgünstigeren Fernglases zu Tage. Maximale Brillanz und eine ins Auge springende Bildschärfe unter widrigsten Bedingungen sind nicht die herausragenden Eigenschaften des CL Companion.

In der Bildmitte sind Schärfe und Kontrast unter normalen Bedingungen wirklich gut genug, aber der Unterschied ist eben vorhanden. In einer hochsommerlichen Mittelgebirgslandschaft merkt man auch sehr schnell, wie beim CL Companion die Schatten absaufen und die Lichter ausfressen. Auch dies ein Zeichen dafür, dass Swarovski nicht die hochwertigsten verfügbaren Beschichtungen benutzt. Beim halben Preis(!) wahrlich keine Überraschung.

Mit dem Zodiac zwischen die Eisberge; Photo: A.Timmerberg

Mit dem Zodiac zwischen die Eisberge; Photo: A.Timmerberg

Die griffige Beschichtung ermöglichte einen problemlosen, rutschfreien Einsatz auch mit nassen Händen. Beim täglichen Einsatz im kalten arktischen Klima und unter rauen Bedingungen (beim Laufen im Gelände häufiges Anschlagen an andere Ausrüstungsgegenstände, wie Gewehr, Schwimmweste, Funkgerät…) hat sich das Fernglas als äußerst robust erwiesen. Auch die unvermeidbaren Salzwasserduschen hat es problemlos und ohne Schaden zu nehmen überstanden.“

Man sieht, dass Swarovski nicht überall gespart hat. Selbst dieses so filigran wirkende Fernglas hat die anfallenden Misshandlungen gut überstanden. Es wurde nicht wie ein rohes Ei behandelt, sondern wie ein unentbehrlicher Gebrauchsgegenstand einfach viel benutzt. Eine solide Verarbeitung ist eben durch nichts zu ersetzen.

Swarovski CL Companion Test: 8×30 B, Fazit

Von der Größe her passt das CL Companion genau in die Mitte zwischen den „großen“ Ferngläsern und den kleinen Taschengläsern. Groß genug, um gut handhabbar zu sein. Klein genug, um nicht zu stören.

Einen gemischten Eindruck hinterließ die optische Leistung. Dies ist eben keines der Ferngläser, mit denen Swarovski Konkurrenten wie Leica und Zeiss hinter sich gelassen hat. Kann es auch nicht sein. Denn bei einem VK von € 980,- bekommt man nun mal nicht so viel wie für € 2000,- und mehr.

Aber auch im direkten Vergleich mit anderen Ferngläsern der Klasse um € 1000,- kann das CL Companion optisch nicht wirklich punkten. Andere 8x-Ferngläser liefern bei höherem Gewicht und größeren Abmessungen eine bessere optische Leistung. Da merkt man, dass sich Swarovski bei der Konstruktion eben auf niedriges Gewicht und geringe Abmessungen konzentriert hat. Alles kann man nun mal nicht haben.

Wenn man für ca € 1000,- das bestmögliche in Sachen Optik will, sollte man auf ein CL Companion verzichten. Dieses Fernglas ist nicht das nonplusultra, wenn es z.B. darum geht, feinste Details im Gefieder eines seltenen Vogels zu erkennen. Wenn man aber eine immer noch sehr gute optische Leistung in einem möglichst handlichen Paket haben möchte, dann ist dieses Fernglas erste Wahl.

Junger Polarfuchs; Photo: A.Timmerberg

Junger Polarfuchs; Photo: A.Timmerberg

Es kommt halt sehr auf den Einsatzbereich an. Die Testerin schwört auf ihr großes, schweres, teures Swarovski EL 10×42 W B. Das kleine CL Companion ist für sie eine sehr willkommene Ergänzung, wenn es um Qualität in handlicheren Abmessungen geht. Bereut hat sie die Mitnahme jedenfalls nicht, ganz im Gegenteil. Sie würde es am liebsten behalten. Diese Kombination von optischer Qualität, Gewicht und Packmaß möchte sie nach insgesamt zehn Wochen Gebrauch nicht mehr missen.

Für den Vielreisenden, der nicht auf ein ordentliches Fernglas verzichten möchte eine absolute Empfehlung. Passt bei seiner handlichen Größe immer noch irgendwo in den Koffer oder ins Handgepäck und fällt im Wortsinn kaum ins Gewicht.“

Dort liegt dann auch die Nische für das Swarovski CL Comopanion 8×30 B. Ein Reisefernglas, das in der Praxis kaum weniger kompakt als ein Taschenfernglas ist. Viel leichter zu handhaben und außerhalb sehr schlechter Lichtverhältnisse optisch mehr als gut genug. Dies hatte Swarovski bei der Konstruktion im Sinn und man bekommt es auch. Wer sehr viel mehr erwartet, vielleicht sogar die Leistungsfähigkeit eines EL 8×32 WB Swarovision, wählt falsch.

Das beste Fernglas ist immer noch das, welches man dabei hat. Für das Swarovski CL Companion 8×30 B findet man wirklich immer noch einen Platz. Sei es auf der sonntäglichen Wanderung oder auf der wirklich großen Reise. Es ist ein Reisefernglas par excellence.

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Mit dem Swarovski CL Companion 8x30 B auf Spitzbergen; Photo: Boris Li

Mit dem Swarovski CL Companion 8×30 B auf Spitzbergen; Photo: Boris Li

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