Test Paramo Halcon Traveller Jacket.

Es gibt funktionale Kleidungsstücke, die hier in Deutschland leider nur sehr wenige kaufen würden. Weil sie nicht so sind wie das, was man üblicherweise bekommt. Oder weil sie zu spezialisiert sind für die breite Masse. Die Halcon Traveller Jacke von Paramo ist so ein Teil. Und genau deshalb ist sie auch hier im Test.

Paramo ist eine britische Firma und zu 100% eine Tochter von Nikwax. Dort kennt diese Marke so ziemlich jeder, hier kaum jemand. Paramo ist jetzt mit ausgewählten Produkten in Deutschland angekommen. Allerdings nicht mit der Halcon Traveller, die wird hier erst ab Herbst/Winter hier erhältlich sein. Warum also so ein Produkt jetzt behandeln? Ganz einfach, weil es richtig toll ist!

Man stelle sich vor:

• Ein robustes Baumwollmischgewebe, nicht das allerneueste XY-Tech.
• Weder wasserdicht, noch elastisch.
• Nicht kurz und körperbetont, sondern locker und lang geschnitten.
• Nur in gedeckten Farben erhältlich.
• Ohne Rücksicht auf die Optik nur für die Funktion entworfen.
• Mit so vielen Taschen, dass man den Rucksack getrost Zuhause lassen kann.
• Ein Jacke, speziell für den, der sich mit Kamera und Fernglas in der Natur bewegt.

Wer jetzt noch nicht weggeklickt hat, kann etwas über eine richtig gute Jacke erfahren: „Comfortable load-carrying for all outdoor activities. …ideal for overseas travellers, wildlife watchers, photographers and fieldworkers.“ (Quelle: Paramo). So schreibt der Hersteller und das trifft auch zu.

Was kann die Halcon Traveller?

Draußen unterwegs, z.B. zum Photographieren oder zur Vogelbeobachtung. Das bedeutet auch eine Menge Kram mitzuschleppen. Fernglas, Kamera und Objektive, Bestimmungsbücher. Eine Flasche Wasser und was zu essen, vielleicht sogar noch eine Poncho falls das Wetter umschlägt. Das bedeutet einen Rucksack oder eine Phototasche und damit endlose Schlepperei.

Aber es geht auch anders. Nur soviel mitnehmen, wie nötig und alles am Körper verstauen. Mit der Halcon Traveller geht das problemlos, für alles gibt es eine passende Tasche. Man muss eher aufpassen, dass man nicht auch wieder zuviel einpackt, denn diese Jacke verfügt über nicht weniger als 12 Taschen. Die Taschen haben da noch extra Taschen.

• Zwei aufgesetzte Brusttaschen mit Brillen und Stifthalterungen innen.
• Unter diesen noch zwei äußere Brusttaschen, extra groß, mit Reißverschluss.
• Zwei Balgentaschen unten, außen, mit Handwärmertaschen hinterlegt.
• Zwei Innentaschen in Brusthöhe, mit Reißverschlüssen.
• Zwei sehr große Innentaschen weiter unten.

Paramo Halcon Traveller: Viele nützliche Taschen

Viel wichtiger aber ist, wie diese Taschen, ihre jeweilige Größe und der Schnitt der Jacke aufeinander abgestimmt sind. Bei „normalen“ Outdoorjacken wird es schnell eng, wenn die Taschen vollgepackt werden. Bei der Halcon Traveller dagegen passt sich der Schnitt dem Zweck an. Sie ist oberhalb des Taillenzuges deutlich weiter geschnitten als unterhalb. Einfach deshalb, damit die beiden wichtigsten Taschen, die großen Brusttaschen mit Reißverschluß, auch große und sperrige Gegenstände aufnehmen können. Z.B. ein Teleobjektiv oder ein Fernglas. Selbst mit vollen Taschen trägt sich die Halcon Traveller immer noch bequem. Sie lässt sich problemlos schließen, man hat volle Bewegungsfreiheit, nichts schränkt ein.

Die aufgesetzten Balgentaschen sind vielleicht nicht schön, aber gut zugänglich und zu bepacken. Auch Sperriges passt rein. In die unteren Innentaschen kann man schnell mal so eben ein ausgewechseltes Objektiv reinplumpsen lassen. Jeder Photograph weiß ja, dass man beim Objektivwechsel eigentlich immer drei Hände braucht. Diese Taschen sind perfekt für sowas geeignet.

Der Schnitt der Halcon Traveller ist aber auch noch anderweitig auf die Zuladungsmöglichkeiten abgestimmt. Die (gedoppelte) Schulterpartie ist komplett, vorne und hinten, aus einem Stück gefertigt. Sie verteilt die Last gleichmäßig auf die Schultern. „Engineered to distribute the weight of equipment carried across the whole shoulder area to minimise any neck discomfort“ sagt Paramo und das trifft auch zu.

Wer erlebt hat, wie der Trageriemen der Kameratasche im Laufe der Zeit einschneidet, der weiß, wie der Nacken schmerzt nach ein paar Stunden Fernglas-um-den-Hals und wird dieses Extra zu schätzen wissen.

Wie weit kann man denn gehen mit dem Bepacken? Hier ein kleiner Selbstversuch, zu nehmen cum grano salis: Die Halcon Traveller Weste, bis auf die fehlenden Ärmel baugleich, wurde probeweise mit zehn Flaschen Bier befüllt. Da waren auch noch nicht mal alle verfügbaren Taschen im Einsatz. Dieses Gewicht lastete natürlich schwer auf den Schultern, wurde aber durch den speziellen Schnitt wirklich gut verteilt.

Halcon Traveller, ein Fazit

Diese Jacke ist schon ein wenig anders. Aus „altmodischem“ Baumwollmischgewebe gefertigt. In einem nicht eben modischen, dafür aber zeitlosen Schnitt gehalten. Kompromisslos auf Funktion getrimmt. Alles Notwendige am Körper tragen, Taschen und Rucksäcke Zuhause lassen. Sich in der Natur frei bewegen können, durch Unterholz krauchen oder längere Anmarschwege bewältigen. Was man braucht, ist immer griffbereit.

Die Paramo Halcon Traveller kostet als Jacke GBP 130,-, das sind umgerechnet ca. € 165,- und sie ist jeden Cent wert. Hier ist sie erhältlich:
www.naturallyparamo.co.uk

Anmerkung: Ab Winter 2014/15 wird die Halcon Traveller auch direkt in Deutschland erhältlich sein.