Gute Wanderstiefel sind teuer, gut eingelaufene unbezahlbar. Früher oder später kann aber etwas kaputtgehen und dann stellt sich die Frage, ob und wie es repariert werden kann.
Über die richtige Pflege von Wanderstiefeln hat outdoor-professionell in der Vergangenheit bereits ausführlich berichtet. Hier geht es darum, wie man Schäden reparieren kann.
Wanderstiefel reparieren: Nähte, Nieten, Futter
Beschädigte Nähte sind zumeist auf zwei Ursachen zurückzuführen.- Kontakt mit scharfkantigen Objekten, z.B. Felsen,
- durch fehlende Pflege verhärtetes Leder läßt die Nähte reißen.
Ein Schuhmacher kann problemlos neue Nähte ziehen, allerdings wird hierbei durch das Futter hindurchgenäht. Evtl. wasserdichte Futtermaterialien sind dann natürlich nicht mehr dicht.
Ösen und Nieten können im Gebrauch verbiegen oder abbrechen und wg. Vernachlässigung korrodieren. Standardreparatur für den Schuhmacher, aber auch hier wird durch das Futter hindurch genietet.
Fersenfutter verschleißen im Laufe der Jahre, dies allerdings eher bei synthetischen Materialien als bei gutem Leder. Je besser die Passform des Stiefels an der Ferse, desto geringer das Verschleißpotential. Pflegen kann man Schuhe mit synthetischem Futter, indem man sie mit lauwarmem Wasser und ein wenig(!) Kernseife auswäscht. Bei einem Lederfutter ist das gelegentliche(!) Auftragen einer normalen Hautcreme hilfreich. Sie neutralisiert Schweißrückstände und hält das Leder geschmeidig. Ein neues Fersenfutter kann vom Schuhmacher faltenfrei und ohne scharfen Kanten eingeklebt werden.Wanderstiefel reparieren: Neu besohlen
Wenn eine Sohle abgelaufen ist, gibt es zwei Möglichkeiten zur Reparatur:- Die alte Sohle planschleifen und eine neue Laufsohle aufkleben.
- Den kompletten Sohlenunterbau inkl. Weichtrittkeil und evtl. Gummirand erneuern.
Ersteres ist dann sinnvoll, wenn z.B. nur ein Absatz schief gelaufen wurde und deshalb nicht gleich die ganze Laufsohle erneuert werden muß. Bei Wanderstiefeln ohne Brandsohle („gestrobelte Konstruktion“) ist dies die einzige Möglichkeit, die Lebensdauer der Schuhe zu verlängern.
Letzteres ist die langfristig sinnvolle Reparatur bei hochwertigen, teuren Stiefeln. Der Weichtrittkeil altert im Laufe der Jahre und zerfällt dann relativ kurzfristig. Nach spätestens fünf Jahren lohnt es sich, gleich alles auszutauschen. Spezialisierte Schuhmacher haben Zugriff auf komplette Sohlen, die dann aufgeklebt werden.Wanderstiefel reparieren: Risse und Schnitte
Risse und Schnitte im Leder sind kaum reparierbar. Leder wird nun mal im Laufe der Zeit rissig. Wann das passiert, ist abhängig vom Gebrauch und vor allem von der Pflege. Ein gutes Schuhleder, richtig gut gepflegt, hält Jahre. Schnitte im Leder können im Gebrauch auch vorkommen, das ist einfach Glückssache. Der Schuhmacher kann hier nicht viel machen, Selbsthilfe ist gefragt.
Ein flüssiges Reparaturmittel namens Seam Grip ist dafür sehr gut geeignet. Eine Reparatur gelingt in folgenden Schritten:- Das Leder mit einem Lösungsmittel oberflächlich entfetten und dann mit Sandpapier aufrauhen.
- Die zu reparierende Stelle evt. mit Klebeband maskieren.
- Eine dünne Lage Seam Grip auftragen. Dessen zähe Konsistenz macht es möglich, es mit einem Streichholz o.ä. gleichmäßig zu verteilen.
- Gut 12 Stunden warten, dann eine neue Lage auftragen. Die ersten Lagen werden im Leder „versickern“.
- Vier oder fünf Lagen nacheinander entsprechend auftragen.
Man muß sich Zeit für diese Reparatur nehmen und es ist sinnvoll, wenn der Stiefel dabei fixiert ist. Die zu reparierende Stelle sollte möglichst waagerecht ausgerichtet werden Seam Grip bildet einen dauerelastischen Film, der sehr strapazierfähig ist. Im Bild ein Lowa Trekker von 1984, bei dem ein ca. 2,5cm langer Schnitt durch das Oberleder hindurch bis auf Futter festgestellt wurde. Zum Wegwerfen zu schade, wurde er auf die o.g. Art und Weise repariert.
Wanderstiefel reparieren: Wer und wo?
Es gibt mehrere Möglichkeiten eine handwerklich saubere Reparatur durchführen zu lassen:
Der örtliche Schuhmacher. Das ist leider ein aussterbender Beruf. Wer einen guten in der Nähe hat, der hege und pflege ihn.
Die Hersteller von Wanderstiefeln bieten all diese Reparaturen natürlich auch an. Nachteil dabei, es dauert. Immer über den Händler eingeschickt, muß man dann mit mehreren Wochen Wartezeit rechnen. Die deutschen Hersteller, alle in Bayern ansässig, haben den Nachteil, dass sie in den bayerischen Sommerferien auch alle gleichzeitig Betriebsferien haben. Da dauert es dann noch länger. Bei italienischen Herstellern kommt der zeitaufwendige Versand ins Ausland hinzu.
Verschleiß ist normal, Defekte auch, nur eine Möglichkeit hat man, darauf Einfluß zu nehmen: Gute Pflege.
Empfohlene Onlineshops:
- Schuhpflege bei Amazon
- Schuhpflege bei Bergfreunde.de
Habe einen ca. 15 Jahre alten Lowa Trekker. Plötzlich hat sich an beiden Schuhen die Sohle gelöst. Ursache ist der Polyurethan Schaum der sich auch ohne Nutzung einfach auflöst. Anfrage bei Lowa ergab einen Preis für die Neubesohlung von 69,95€ pro Paar. Ganz schön happig bei einem Preis von 160,- €. Ich kaufe nun halt einen Zwiegenähten Meindl.
70 Euro happig? Wenn man ganz normal neubesohlen will, kostet das beim Hersteller normalerweise über 100 Euro. Bei einem Schuhmacher kommt man deutlich günstiger weg. Es ist übrigens egal, wie viel der Schuh gekostet hat, eine Neubesohlung dauert immer gleich lang, deshalb kostet sie auch gleich viel, ist doch logisch. Bei günstigen Schuhen ersetzt man diese sowieso, wenn eine Reparatur sich nicht rentiert, ganz einfach.
€ 69,95 klingt erst mal viel, aber bei der Beurteilung dieses Preises solltest Du folgendes beachten:
Mittlerweile kostet der Trekker auch ca. € 200,-. Von den € 69,95 für die Reparatur kannst Du übrigens schon mal die Mehrwertsteuer abziehen. Dann bekommst Du neue Schnürsenkel und Einlegesohlen dazu, die kosten auch etwas. So € 15,- im Geschäft. Die Rücksendung der reparierten Stiefel ist auch nicht umsonst.
Nach 15 Jahren ist die Gummimischung der Laufsohle völlig ausgehärtet und ein Sicherheitsrisiko. Selbst in der Fußgängerzone würde es bei Nässe rutschig. Fährst Du ein Auto mit 15 Jahre alten Reifen und was glaubst Du, sagt der TÜV dazu? Die neue Laufsohle ist auch kein chinesischer PU-Schmodder ohne ausreichend Grip, sondern eine feine Gummimischung von Vibram. Kostet auch Geld.
Du möchtest doch bestimmt nicht, dass ein 1€-Jobber die Arbeit macht, sondern eine qualifizierte Kraft. Arbeitest Du für € 5,- pro Stunde?
Einen zwiegenähten Meindl neu zu besohlen ist übrigens auch nicht billiger. Der von Lowa verlangte Preis repräsentiert nicht mal ansatzweise die gegebene Wertschöpfung. Wir können doch froh sein, dass überhaupt noch repariert wird. Ein aktueller Laufschuh von einer Markenfirma, € 100,-bis € 200,- teuer und in einem Billiglohnland gefertigt, landet nach max. 2 Jahren in der Tonne, ohne dass dies als ungebührlich empfunden wird.
Hallo, bei meinen Meindl Island ist am rechten Stiefel das Innenfutter am oberen Rand (wo das Meshgewebe des Stiefelrandes auf das eigentliche blaue Innenfutter trifft) aufgerissen. Der Schaumstoff innen ist gerissen sowie die Naht selbst. Die Stiefel sind 9 Jahre alt, und gerade letztes Jahr neu besohlt worden. Gibt es irgendwas, womit ich die noch retten kann? Lohnt sich eine Einsendung in die Reparatur? Vielen Dank für hilfreiche Antworten!
Hallo,
dort oben am Rand sollte eine Reparatur möglich sein. Die Scheuerbelastung ist in diesem Bereich auch geringer als z.B. an der Ferse. Ein dünnes Stück Leder, an den Rändern ausgedünnt (abschärfen), wird großflächig aufgeklebt.
Dazu brauchst Du aber einen Schuhmacher, der sein Handwerk versteht. Mach ein Photo von dem Defekt und schicke es an Meindl, die können Dir bestimmt weiterhelfen.
viele Grüße
AB