Der Austin Pedal von Keen ist ein exzellenter Fahrradschuh mit einer Sohle für Klickpedale (SPD). Biegesteif genug auf dem Pedal und komfortabel zu tragen, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Von der Optik her ein klassischer, breit geschnittener Lederschuh, ist er gleichermaßen tauglich für einen Tag im Büro.

Ein spezieller Schuh mit fester Sohle und Klicksystem ist eine feine Sache auf dem Fahrrad. Wenn er dann aber noch alltagstauglich sein soll, wird es schon schwieriger. Entweder Fahrrad oder Fußgänger, beides zusammen ist eher selten, der Keen Austin Pedal schafft den Spagat. Wasserabweisendes und wetterfestes Leder als Außenmaterial, biegesteife Sohle für effizientes Pedalieren, weich genug abrollend um gut zu Fuß zu sein.

Die Sohle ist das Fundament des Fahrradschuhs

Tauglich für Klicksysteme nach SPD-Norm hat der Austin Pedal bereits integrierte Platten in der Sohle, die mit aufgeschraubten Gummistücken versehen sind.

Tip: In beiden Fällen lohnt es sich, die Einlegesohlen herauszunehmen und den Zugang zur SPD-Platte mit breitem Klebeband dauerhaft zu verschliessen. Erfahrene Radfahrer wissen, dass man so bei einer SPD-kompatiblen Sohle einen evtl. Wassereinbruch von unten vermeiden kann. Wer sich sicher ist, ohne Platten fahren zu wollen, kann die augeschraubten Gummistücke vom Schuhmacher dauerhaft verkleben lassen.

In der Praxis, auf dem Fahrrad war die Sohle des Austin Pedal mehr als steif genug. Natürlich nicht so knüppelhart wie ein spezieller Radschuh, aber doch so fest, dass es einen deutlichen Unterschied zu herkömmlichem Schuhwerk machte. Man hatte einen soliden Stand auf dem Pedal und die verwendete Gummimischung war auch gut rutschfest.

Zu Fuß dann die große Überraschung. Trotz ihrer eher klobigen Optik boten diese Sohlen wirklich guten Gehkomfort! Sie rollten flexibel ab – natürlich nicht so geschmeidig wie ein Laufschuh – und die Kombination aus weichem Gummi und integriertem Weichtrittkeil dämpfte auf Asphalt richtig gut. Normalerweise würde man man mit einem Radschuh laufen, als ob man Holzstücke unter den Füßen hätte und die metallenen Platten könnte man auch bei jedem Schritt hören. Beim Austin Pedal sind die SPD-Platten so weit versenkt, dass sie nicht unangenehm auffallen.

Tip: Da Keen auch bei diesen Schuhen sogenannte non-marking Sohlen verarbeitet, wird es nie passieren, dass man auf hellen Fliesen oder gar Parkett hässliche schwarze Streifen hinterlässt.
Allerdings sind diese Sohlen wahrlich nicht geländetauglich, dazu haben sie viel zu wenig Profil. Asphalt ist ihr Metier, Matsch, Geröll und Schnee eher weniger.

Leder macht einen Schuh erst richtig komfortabel

Die Optik eines jeden Schuhs von Keen ist erst mal gewöhnungsbedürftig. Breit und eher klobig im Vorfuß, dazu noch der hochgezogene Gummischutz an der Zehenkappe, das ist nicht jedermans Sache. Man mag es oder auch nicht.

Der Austin Pedal kommt robust und sportlich daher aufgrund des verwendeten Derbyschnitts. Zum feinen Zwirn taugt er nicht, eher zur legereren „Bürooptik“. Die Verwendung von dickem, braunem Leder mit wenigen, kräftigen Nähten gibt ihm aber ein unverwechselbares Erscheinungsbild abseits der üblichen Sportschuhoptik.

Mit Wachs wasserabweisend imprägniert, hält dieses Leder den Fuß von außen trocken und läßt ihn atmen. Keen redet von „wasserdichtem Leder“, aber das sollte man nicht so Ernst nehmen. Zum einen läuft es bei einem Halbschuh immer früher oder später oben rein, zum anderen hat die Zunge keine Faltlaschen. Mehr als leichten Regen übersteht man nicht mit trockenen Füßen, wasserdichte Überschuhe werden im Dauerregen ein Muß.

Keine wasserdichte/atmungsaktive Membran, die einen Schweißfuß provoziert, sondern ein textiles Futter, das Feuchtigkeit gut aufnimmt und weitergibt.
Kleines Schmankerl zum Zeichen, dass Keen auch auf Details achtet: In der Ferse ist verschleißfestes Leder verarbeitet. An dieser hochbelasteteten Stelle sind textile Futterstoffe schneller kaputt zu kriegen, gutes Leder ist besser.

In der Praxis war der Tragekomfort dementsprechend sehr gut. Bei -5°c und dicken Wollsocken mit dem Fahrrad zur Arbeit waren die Füße angenehm warm. Den ganzen Tag über dann in zentralgeheizten Räumen gab es dann aber auch keine schweißfeuchten, heißen Füße! Ein Schuh aus Leder hat eben seine Vorteile.

Die Passsform des Keen Austin Pedal

Sie ist nun der Punkt, an dem sich die Geister scheiden. Nicht nur, dass Schuhe von Keen breit aussehen, sie passen auch nur breiten Füßen wirklich gut. Das gilt noch mehr für den Austin Pedal. Gemessen an anderen Modellen wie dem Targhee Mid und dem Voyageur ist der Austin Pedal extrabreit, extralang und in der Zehenbox extrahoch.

Da hilft es auch nicht, daß Keen auf seiner Webseite Tips gibt, wie die einzelnen Modelle ausfallen. Beim Austin Pedal liegen sie satt daneben. Vielleicht sollte Keen mal die Größeneinteilungen der einzelnen Modelle angleichen? (Anmerkung: Lt. Keen ist dies bereits im Gange und der Austin Pedal fällt auch wirklich völlig anders aus alle anderen Modelle) Es ist wahrlich nicht sinnvoll, daß ein Radschuh und ein Winterstiefel bis zu eine Größe größer ausfallen als z.B. ein Wanderstiefel.

Tip: Man sollte den Austin Pedal eine ganze Nummer kleiner wählen als andere Schuhe von Keen.

Keen Austin Pedal, das Fazit

Wenn er passt – und das ist ein großes Wenn – dann ist der Austin Pedal eine exzellente Wahl für den, der einen radtauglichen Alltagsschuh tragen möchte. Wer einen schmalen und zierlichen Fuß hat, braucht ihn gar nicht erst in Erwägung zu ziehen.

Im Alltag bietet der Austin Pedal eine biegesteife, SPD-taugliche Sohle mit gutem Stand auf den Pedalen. Zu Fuß ist er zudem ein komfortabel zu tragender Alltagsschuh. Dazu eine stadt- und bürotaugliche Optik, die sehr von der Verwendung eines schönen, dicken Leders profitiert. Der UVP beträgt € 129,95.

Dieser Fahrradschuh ist in der Summe seiner Eigenschaften wirklich sehr empfehlenswert.