Ob Goretex, Sympatex, Event, Entrant, Texapore, Membrain, Drytech oder Hyvent. Ob Membran oder Beschichtung, ob 2-, 2,5- oder 3-lagig verarbeitet, bei allen sind die Versprechungen groß. Wasserdicht und winddicht soll das jeweilige Material sein, dazu „atmungsaktiv“, auf das der Träger von außen nie nass werde und von innen immer schön trocken bleibe. Ist das überhaupt möglich?

Gore-tex Schwitzen: WWA, eine Begriffsklärung

Wasserdicht und winddicht sind nahezu selbsterklärend, das verwendete Material ist zu 100% dicht, weder Wind noch Regen können von außen nach innen passieren.

„Atmungsaktiv“ dagegen ist ein schöner, prägnanter Begriff, der aber auch gar nichts mit der physikalischen Realität zu tun hat. Keine der genannten Materialien ist in irgendeiner Form aktiv daran beteiligt, Feuchtigkeit von innen nach außen zu transportieren. Die Gewebe sind wasserdampfdurchlässig, d.h. der produzierte Schweiß, noch dampfförmig, wandert durch das Gewebe hindurch nach draußen. Allerdings hat sich dieser Begriff zusammen mit den beiden anderen im Sprachgebrauch etabliert, weshalb auch hier vom „Atmen“ und den WWA-Materialien = Wasserdicht-Winddicht-Atmungsaktiv die Rede sei.

Gore-tex Schwitzen: Der Stand der Dinge

Alles, was heute auf dem Markt erhältlich ist, ist eine Offenbarung gegenüber dem Friesennerz vergangener Zeiten. Hat man noch vor 25 Jahren nach spätestens zehn Minuten „im eigenen Saft gestanden“, so kann man heutzutage vergleichsweise lange Zeit im starken Regen unterwegs sein, ohne von innen richtig nass zu werden.

Allerdings ist die Erwartungshaltung in Bezug auf diese Materialien sehr groß, nicht zuletzt durch übertriebene Werbeversprechungen und Unkenntnis der Physiologie des menschlichen Körpers. Dieser muß, um seine Temperatur von 37°Celsius zu halten, permanent Wärme produzieren. Da der menschliche Körper eine sehr ineffektive Maschine mit einem Wirkungsgrad von gerade mal 20% ist, fällt sehr schnell zuviel Wärme an. Diese überschüssige Wärme muss wieder abgeführt werden und dies geschieht zum grössten Teil durch die Produktion von Schweiß. Es ist also völlig unvermeidlich, zu schwitzen und dieser Schweiß muss auch weg vom Körper. Locker und luftig gewebte Kleidung, z.B. Fleece, lässt mehr passieren als eine dicht gewebte Schicht. WWA-Kleidung aber ist notwendigerweise eine geschlossene, dichte Schicht, sie kann nicht luftig sein. Je nach Qualität schafft sie es mehr oder weniger gut, die produzierte Feuchtigkeit nach außen zu schaffen.

Gore-tex Schwitzen: Gleiche Regeln für Alle

Für alle auf dem Markt befindlichen WWA-Materialien aber gilt eines gleichermaßen: Früher oder später kommt während des Tragens der Zeitpunkt, an dem die vom Träger produzierte Feuchtigkeit nicht mehr sofort und vollständig nach draußen transportiert werden kann, sondern auf der Innenseite des Außenstoffes kondensiert. Im direkten Vergleich, unter identischen Bedingungen, wird dieser Zeitpunkt hauptsächlich durch die Wahl des Obermaterials bestimmt. Die hochwertigeren und damit teureren Materialien wie Goretex, Dermizax und Event lassen, bei gleichen Bedingungen, sehr viel mehr Wasserdampf passieren als einfache PU-Beschichtungen wie z.B. HyVent, Drytech und Texapore.

Weitere, wichtige nicht materialimmanente Faktoren sind:

• persönliche Veranlagung zu mehr oder weniger starken Schwitzen,
• die jeweilige Aktivität
• die Lufttemperatur und -feuchtigkeit
• Die Pflege

Außer durch die Wahl des eigentlichen wasserdicht-atmungsaktiven Materials können die Designer des Kleidungsstückes noch mit der Ausstattung Einfluß auf die Wasserdamfdurchlässigkeit des Kleidungsstücks nehmen, z.B.

• mit der Dicke des Außenstoffes, auf die die wasserdicht-atmungsaktive Schicht aufgebracht wird
• mit der Anzahl der Nähte und der Breite des Tapes für diese
• mit dem Futterstoff
• zusätzlichen Lüftungsöffnungen unter den Achseln (Pit-zip)
• zum Körper hin offenen Außentaschen mit Netzfutter.
• Imprägnierungen, z.B. DWR

Mehr Wasserdampfdurchlässigkeit für 2011:.
In diesem Zusammenhang neu für 2011 und ab Herbst erhältlich ist Gore-Tex Active Shell, ein in seiner Art ganz neues 3-Lagen Laminat: die extra leichte und dünne Goretex Membran wird auf einen feinen Stoff mit verbesserten Methoden auflaminiert, das Futter ist bereits in diese PTFE-Membran integriert. Diese und noch mehr Maßnahmen sollen die Atmung und damit den Tragekomfort erhöhen. Die Haglöfs Endo Jacke ist ein Vertreter dieser neuen Technologie.

Gore-tex Schwitzen: Do-it-yourself

Aber am ehesten kann der Träger der Jacke selber dafür sorgen, das er nicht zu sehr von innen nass wird.
Erstens dadurch, das er die Jacke dann trägt, wenn es auch wirklich regnet. Jedes WWA-Material atmet nun mal deutlich schlechter als eines, welches nicht wasserdicht ist. Es ist wenig sinnvoll, die WWA-Jacke als reinen Wind- und Wärmeschutz zu tragen und den deutlich schlechteren Dampftransport in Kauf zu nehmen, wenn die Wasserdichtigkeit nicht gebraucht wird. Eine normale Fleecejacke z.B. kann auch bei sehr leichtem Wind oder ein wenig Nieselregen völlig ausreichen, die WWA-Jacke verbleibt im Rucksack, bis sie benötigt wird.

Zweitens durch die Trageweise. Wenn möglich immer mit offenem bzw höchstens halbgeschlossenen Reißverschluß, geöffnetem Kragen oben und lockerem Bund unten, offenen (Netzfutter-)Taschen. Dann sorgt der sog. Kamineffekt für eine wirksame Belüftung. Auch das Öffnen der Pit-zips (Ventilationsöffnungen unter den Armen) und evtl vorhandener Taschen mit Netzfutter nach innen verstärkt den Abtransport der körpereigenen Feuchtigkeit.

Gore-tex Schwitzen: Fazit

Man bekommt viel, aber eben nicht alles. Wie schon erwähnt, stellen WWA-Materialien eine drastische Verbesserung des Wetterschutzes dar. Eine Jacke allein kann in einem Maße für Schutz und Komfort sorgen, wie man es bis dato nicht gekannt hat. Man sollte nur wissen, was diese Materialien nicht können und aus ihnen gefertigte Kleidungsstücke eben nur dann tragen, wenn sie auch wirklich gebraucht werden.

Zum Glück gibt es genügend andere Stoffe, Stichwort Softshell, die diese WWA-Materialien sinnvoll ergänzen können.
Weiterlesen: Neu 2011, Goretex Active Shell Laminat

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