Rab ist eine britische Firma, die sich seit ihren Anfängen 1981 mit hochwertiger und durchdachter Ausrüstung für Alpinisten einen guten Namen gemacht hat. Das neue Alpine Jacket aus Pertex Equilibrum ist gedacht als eine leichte Alternative zur mittlerweile allgegenwärtigen Softshelljacke.

Das klassische Windshirt aus Pertex-Nylon ist noch lange nicht tot und das Rab Alpine Jacket beweist dies mit der Kombination aus geringem Packmaß, niedrigem Gewicht und hoher Funktionalität. Rab sagt über sein neues Alpine Jacket: „The Alpine Jacket is our lightest ever ’soft shell‘ weather resistant and breathable jacket.“

Test Rab Alpine Jacket: warum ein Windshirt?

Rab Alpine Jacket

Rab Alpine Jacket; Photo: Rab

Ein Windshirt bietet das, was ein Fleece nicht leisten kann: es ist leicht, klein verpackbar und windabweisend. Rechnet man dazu noch eine gute DWR-Imprägnierung, so hat man mit einer solchen minimalistischen Wetterschutzjacke in Verbindung mit einem Fleecepullover den Archetyp des Zwiebelprinzips. Zwei separate, unterschiedliche Lagen werden allein oder miteinander kombiniert getragen und decken dadurch eine Vielzahl von Witterungsbedingungen ab, die eine einzelne Softshelljacke für sich allein nur mit starken Kompromissen für den Träger bewältigen könnte. Windshirt und Fleece bilden zwei einander ergänzende Schichten, die zusammen nicht mehr wiegen müssen als eine normale Softshelljacke mittlerer Materialstärke.

Test Rab Alpine Jacket: warum Pertex Equilibrum?

Pertex-Nylon ist sehr dünn, verglichen mit den üblichen membranbasierten Windstoppermaterialien wie Gore Windstopper Soft Shell oder Polartec Power Shield. Der Vorteil eines solchen Gewebes liegt in der sehr viel besseren Atmung bei höheren Temperaturen, für die man allerdings auf ein gewisses Maß an Wind- und Wetterfestigkeit verzichten muß.

Pertex Equilibrum ist eine besondere Stoffqualität und zeichnet sich dadurch aus, dass es auf der Innen- und Außenseite unterschiedlich gewebt ist. Außen werden dünne, glatte Fasern zu einer dichten Oberfläche eng verwebt, die Innenseite besteht aus gröberen Fasern, die eine rauhe, texturierte und offene Oberfläche bilden. Der praktische Wert dieser Webart liegt darin, dass so eine glatte, wasser, wind– und schmutzabweisende Außenseite mit einer besonders gut (Körper)-feuchtigkeit aufnehmenden und abtransportierenden Innenseite kombiniert wird. Angenehmes Tragegefühl inklusive, denn innen klebt kein glattes Nylon unangenehm auf schweißnasser Haut.

Test Rab Alpine Jacket: Konstruktion und Eigenschaften

Pertex Equilibrum, Außenseite/Innenseite

Pertex Equilibrum, Außenseite/Innenseite

Die Rab Alpine kommt sehr minimalistisch daher: Rumpf, Ärmel, Kapuze, zwei Taschen, ein durchgehender Reißverschluss, das war es schon. Sie wiegt 307 gr. in der getesteten Größe XL. Die Jacke ist im Rumpf gerade, nahtarm und nicht zu weit geschnitten, unten endet sie in einem Tunnel mit verstellbarem Gummizug. Hinten ist sie gut 10 cm länger als vorne. Die Schultern sind nahtfrei angelegt. Der durchgehende Reißverschluss ist mit einem stabilen und steifen Untertritt versehen, der bei Wind die Bildung einer Kältebrücke verhindert und am oberen Ende um die Reißverschlusskante herum nach außen gelegt wird.

Die im Raglanstil eingesetzten Ärmel sind weit geschnitten, besonders unter den Achseln, und bieten Platz für wärmende Schichten darunter, den Ärmelabschluß bildet ein eingenähtes Gummiband. Es ist eng genug, um Zugluft zu verhindern, läßt sich aber problemlos bis zum Ellenbogen hochschieben.

Zwei hochangesetzte, aber nicht zu tief hinunter reichende Seitentaschen bieten Platz für Karte, Kamera etc. Weder ein über der Jacke getragener Rucksackhüftgurt noch die in den Klettergurt gesteckte Jacke behindern den Zugang zu diesen Taschen oder werden durch den Inhalt derselben in der Passform eingeschränkt. Eine dieser Taschen dient, auf links gedreht, als Aufbewahrungsbeutel für die Jacke.

Rab Alpine Jacket Kapuze

Rab Alpine Jacket Kapuze; Photo: Rab

Sehr viel komplexer gestaltet ist die Kapuze. Sie ist reichlich groß, weil sie darauf ausgelegt ist, über einen Kletterhelm gezogen zu werden. Daher auch der Schnitt nach dem gleichen Prinzip wie bei der Kapuze eines Dufflecoat, die über einer Schirmmütze getragen werden kann: Ein rechteckiges, hinten abgerundetes Stück Stoff bildet das Kapuzendach, an das nach unten hin zwei um den Kopf herumlaufende Stoffbahnen angesetzt sind. So ist gewährleistet, dass der Kletterhelm Platz hat und das Gesichtsfeld nicht durch Stoffscheuklappen eingeschränkt wird. Zur Volumenregulierung ist ein horizontal von Schläfe zu Schläfe verlaufender Gummizug eingearbeitet, so kann man auch unbehelmt die Kapuze tragen, ohne darin zu versaufen. Ein mit Drahtverstärkung versehener Schirm vervollständigt die Wettertauglichkeit der Kapuze. Um das Gesicht herum verschließen läßt sie sich mit einem Gummizug, der nach unten hin durch mehrere Ösen im Stoff verläuft und so auf Einhandbedienung ausgelegt ist.

Mit aufgesetzter Kapuze und hochgeschlossenem Reißverschluss ist das Gesicht bis auf einen schmalen Streifen von der Nasenspitze bis zu den Augenbrauen vollständig bedeckt.

Für Aktivitäten, bei denen eine Kapuze nur behindern würde, z.B. auf dem MTB, kann man sie zusammenrollen und mit einem kleinen Riemen samt Klemmschnalle zu einem hohen Stehkragen umfunktionieren.

Test Rab Alpine Jacket: die Praxis

Rab Alpine Jacket Rollkragen

Rab Alpine Jacket Rollkragen

Wer bis jetzt den Eindruck gewonnen hat, dass der Tester an dieser Jacke Gefallen gefunden hat, der irrt nicht. Die Rab Alpine ist so simpel in ihrer Funktionalität, so abseits jeder „wie sehe ich denn im Spiegel mit dieser Jacke aus“ Mentalität, dass man sie einfach nur mögen kann. Jedenfalls dann, wenn man in der Abwesenheit von Überflüssigem einen nutzbringenden Sinn sieht.

In den letzten Wochen wurde die Rab Alpine für alles benutzt, Radfahren, Wandern, als Notfalljacke für dann doch nicht mehr so warme Abende außer Haus. Sie ist klein genug, um in der Fahrradtrikottasche Platz zu finden und so einen Schutz vor Auskühlen auf dem Downhill oder während des Flicken eines Platten zu bieten. Auf der frühmorgendlichen Rennradrunde schwitzend bergauf ließ sie den Fahrer nicht überhitzen – der Vorteil eines dünnen Stoffes – und bei der schattigen Abfahrt mit viel kaltem Fahrtwind bot sie dann mehr als genug Schutz. Wenn man beim Wandern aus dem windgeschützten Wald auf eine Hochebene hinaustritt reicht sie völlig aus, um Wind und Nieselregen abzuhalten. Überall dort, wo maximaler Wasserdampfdurchlass und gute Winddichtigkeit sinnvoll waren, kam die Rab Alpine zum Einsatz.

Allerdings darf man die Schutzfunktionen einer Jacke aus Pertex auch nicht überbewerten. Bei einer MTB-Abfahrt über mehrere Hundert Höhenmeter, in einem plötzlich einsetzenden, kalten Gewitterregen bietet ein solch dünnes Material ungefähr so viel Schutz wie eine Zeitung, nämlich keinen. Man kommt unten an und ist klatschnass und steifgefroren. Was im Mittelgebirge nur unangenehm ist und evtl. in einer Erkältung endet, kann in den Bergen schon lebensbedrohliche Konsequenzen haben. Ein solches Windshirt versagt bei starken Niederschlägen vollständig, bestenfalls zögert es die Unterkühlung etwas hinaus. Bei trockener Kälte und auch bei Schneefall (kein Nassschnee!) dagegen kann eine Jacke wie die Rab Alpine in Verbindung mit warmen Fleecelagen problemlos und universell verwendet werden.

Rab Helmkapuze

Rab Helmkapuze; Photo Jon Chalmers, Rab

Ein ganz wichtiges Kriterium, ob diese Jacke individuell geeignet ist oder nicht, ist die Kapuze. Diese ist aus durchaus praxisrelevanten Gründen so groß geschnitten. Grundsätzlich ist eine Kapuze sehr sinnvoll zur schnellen Anpassung an wechselnde Wetterverhältnisse, da über den Kopf die Körpertemperatur gut reguliert werden kann, das auf- oder absetzen viel aus in Bezug auf schwitzen oder frieren. Wer einen Kletterhelm trägt, will nicht jedesmal mit beiden Händen den Helm abnehmen um dies zu bewerkstelligen. Deshalb ist es sinnvoll, die Kapuze über dem Helm zu tragen und so einhändig bedienen zu können.

Wer jetzt aber gewohnt ist, eine von vornherein gut passende Kapuze über den nackten Kopf zu ziehen, ohne sie mit den diversen Gummischnüren erst mal so einstellen zu müssen, dass sie nicht über die Augen fällt, der sollte gar nicht erst zur Rab Alpine greifen. Die muss nun mal sorgfältig eingestellt werden und hat eben nicht diese selbstverständliche Passform einer gut kostruierten, normalen Kapuze. Sie passt natürlich auf den unbehelmten Kopf, aber es ist nun mal ein gewisser Kompromiss, der eingegangen wird. Die Rab Alpine ist eine technische Alpinjacke und von daher nun mal auf einen bestimmten Einsatzbereich hin entworfen worden. Benutzbar ist sie überall, aber die Kapuze fällt schon diesbezüglich etwas aus dem Rahmen.

Test Rab Alpine Jacket: Fazit

Beim ersten Auspacken fiel auf, wie groß die Rab Alpine ausfällt. Verglichen mit anderen körpernah und eher athletisch geschnittenen Alpinjacken von Rab, wie z.B. der Momentum aus 3-Lagen eVent, war diese Jacke für eine gegebene Größe doch deutlich reichlicher als erwartet. Da das verwendete Pertex so weich und dünn ist, stört es auch nicht, wenn diese Jacke etwas reichlich und locker ist und dann mit viel Platz darunter für Fleece auch eine Wintertauglichkeit gegeben ist. In den Klettergurt gestopft oder unter dem Rucksackhüftgurt getragen, trägt sie nicht auf und stört dadurch auch nicht. Aber man sollte im Zweifelsfall schon erwägen, eine Größe kleiner zu wählen als bei Rab sonst gewohnt.

Rab Alpine Jacket, Packmaß

Rab Alpine Jacket, Packmaß

Vom Einsatzbereich her ist die Rab Alpine sehr universell, es gibt keinen Grund, sie nur als eine Sommerjacke zu sehen. Sie ist eine ganzjahrestaugliche windabweisende Wetterschutzjacke, die bei stärkerem Regen material- und konzeptbedingt versagt, dafür aber ansonsten sehr guten Wind- und Wetterschutz bietet. „I’s great for mountaineering, backpacking, mountain biking and off road running.“ sagt Rab über das neue Alpine Jacket und dem ist nichts hinzuzufügen.

Mit dem Rab Alpine Jacket bekommt man eine klein verpackbare, leichte und universelle Jacke, die immer im Rucksack dabei ist und trotz oder wegen ihrer ausgesprochen alpinen Konzeption auch unter weniger harten Bedingungen jederzeit nutzbar ist.

Für € 119,95 ist das Rab Alpine Jacket wahrlich eine Alternative zu den normalerweise weit teureren Softshelljacken. In der Funktion ist sie ähnlich, aber mit anderem Schwerpukt. Ideal ist sie in Kombination mit einem leichten Fleece, wo sie dann alle Vorzüge des Zwiebelsystems ausspielt.

Pro

  • Leicht
  • Robust
  • Atmungsaktiv
  • Windabweisend

Contra

Einsatzbereich

  • Universell

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Wichtige Daten

  • Preis: 119,95 EUR (UVP)
  • Material: Pertex Equilibrum
  • Gewicht: 307 gr./XL
  • Volumen: 2 l
  • Taschen: 2
  • Sonstiges: Kapuze zu Kragen rollbar

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