Kinder spielen gerne draußen in der Natur und ab 8°C werden Zecken aktiv. Da schadet es nicht, sich ein wenig mit diesem Thema zu beschäftigen. Sinnvolle Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz des Kindes sind auch schnell getroffen.

Zeckenschutz für Kinder

Dabei ist es dann auch völlig normal, dass sie sich schmutzig machen, Kratzer und sonstige Blessuren davontragen und eben auch mal die eine oder andere Zecke einfangen.

Eigentlich ist dies nicht weiter schlimm, aber wie das in diesen unseren auf 100% Sicherheit bedachten Zeiten so ist, entsteht da ganz schnell ein Zerrbild möglicher Gefahren, angeheizt durch eine reißerische Berichterstattung in den Medien, eigene Unkenntnis und generell falsche Wiedergabe der Fakten. Alternativ kann man Zecken natürlich auch ignorieren, aber sinnvoll ist dieses auch nicht.

Leider wahr ist, dass durch Zeckenstiche Krankheiten übertragen werden können, aber nicht zwangsläufig müssen. Wahr ist auch, dass diese Krankheiten viel zu oft nicht, falsch oder zu spät diagnostiziert werden und so gravierende Konsequenzen haben können. Und wer möchte schon sein Kind im Krankenhaus und am Antibiotikatropf wissen, mit der möglichen Aussicht aul Langzeitschäden?

Man kann sich und seine Kinder schützen. Dazu braucht es Wissen, Zeit und den Willen, dies zu tun. Denn es ist niemandem genützt, den Kindern am allerwenigsten, wenn man die Augen verschließt oder überreagiert. Mit den richtigen Mitteln ist es durchaus möglich, sein Kind all die Vorteile eines Aufenthaltes in der Natur genießen zu lassen ohne eventuelle unangenehme Folgen.

Dieser Beitrag ist eine Zusammenfassung der bisher veröffentlichten Artikel über Zecken, die von ihnen übertragenen Krankheiten und Zeckenschutzmaßnahmen und behandelt schwerpunktmäßg nur ein Thema, nämlich wie man Kinder vor Zeckenstichen schützen kann.

Anmerkung: dies ist keine medizinisch relevanter Artikel zur Selbstdiagnose und -behandlung. Wer an seinem Kind eine blutsaugende Zecke findet sollte, wenn er diesen Umstand Ernst nimmt, Rat und Hilfe bei Arzt oder Apotheker suchen. Auch die genannten Abwehrmittel bedürfen der eigenen persönlichen Beurteilung. Im Zweifelsfall holt man sich professionellen, medizinischen Rat bei einer Person des eigenen Vertrauens.

Zeckenschutz für Kinder: Mögliche Infektionen

Zwei durch Zeckenstiche übertragene Krankheiten sind bei uns in Mitteleuropa am häufigsten, FSME und Borreliose.

Zeckenschutz für Kinder: FSME

FSME Risikogebiete

FSME Risikogebiete; Grafik: www.zecken.de

Die Frühsommermeningoenzephalitis trägt ihren Namen zu Unrecht, denn sie ist ganzjährig übertragbar. Zecken sind ab ca. 8°C aktiv und in unseren zum Teil sehr milden Wintern bedeutet das eben ganzjährig.

FSME ist eine Viruserkrankung und es gibt kein Mittel, sie direkt zu behandeln. Alles was Ärzte tun können ist, die Symptome einzudämmen. Es besteht aber die Möglichkeit einer Schutzimpfung. Drei aufeinander folgende, über ein Jahr verteilte Impfungen gewähren einen ausreichenden Impfschutz für ca. fünf Jahre. Impfkomplikationen gibt es 1,5 Fälle auf eine Million Impfungen (Quelle: Universität Hohenheim, Pressemitteilung vom 17.03.2011).

FSME ist eine Erkrankung , die sich noch auf bestimmte Regionen konzentriert. In Deutschland ist fast der gesamte Süden als „Hochrisikogebiet“ eingestuft. Außerhalb dieser registrierten Risikogebiete ist eine Infektion wenig wahrscheinlich, jedoch nie auszuschließen.

FSME ist meldepflichtig, im Jahre 2010 wurden 260 Fälle in der BRD gemeldet.

Zeckenschutz für Kinder: Borreliose

Borreliose ist eine bakterielle Erkrankung, gegen die es keine Impfung gibt. Wer sich mit Borreliose infiziert, erwirbt dadurch auch keine Immunität. Es kann aber passieren, dass die zu spät diagnostizierte Erkrankung dazu führt, dass die Bakterien im Körper ein Menschenleben lang aktiv bleiben.

Wanderröte

Wanderröte; Photo: www.autan.de

Borreliose tritt, im Gegensatz zu FSME, flächendeckend auf. Das Infektionsrisiko ist regional und lokal unterschiedlich , je nach Durchseuchung der jeweiligen Zeckenpopulation, die zwischen 0 und 30% betragen kann.

Behandelt wird Borreliose mit Antibiotika und es ist sehr wichtig, dass sie möglichst schnell und genau diagnostiziert wird. Die Symptomatik ist sehr diffus, auch die als typisches Kennzeichen einer Infektion bekannte Wanderröte ist kein zuverlässiges Indiz, tritt sie doch nur in ca. 50% der Infektionen überhaupt auf und wird dann auch noch zu oft fehlinterpretiert.

Aufgrund der unbestimmten Symptomatik, schwierigen Diagnostik und einer fehlenden Meldepflicht, ist Borreliose derzeit noch eine viel zu unterschätzte Erkrankung, was ihre Bedeutung angeht.

Verlässliche Auskunft über die Zahl der jährlichen Erkrankungen zu bekommen ist sehr schwierig. Die Techniker Krankenkasse Baden-Württemberg veröffentlichte ihre eigenen Zahlen der wg. Borreliose in Behandlung befindlichen Kassenmitgliedern für die ersten drei Quartale 2009 = ca. 170.000 Betroffene (Quelle: Techniker Krankenkasse, Landesvertretung Baden-Württemberg, Pressemitteilung vom 1.04.2010). Diese Zahl hochgerechnet auf die BRD ergibt 1.294.000 von Borreliose Betroffene.
Selbst wenn 50 und mehr Prozent nur blinder Alarm wären, ist das doch eine erschreckend hohe Zahl.

Zeckenschutz für Kinder: Anders als bei Erwachsenen

Um Kinder vor den Folgen von Zeckenstichen zu schützen bedarf es etwas anderer Maßnahmen als beim Schutz von Erwachsenen.

Zunächst einmal verhalten und bewegen sich Kinder in der Natur anders als Erwachsene. Sie agieren viel unbewusster und spontaner. Alles wird angefasst, durch jeden Busch gerobbt und welcher Erwachsene würde sich noch hemmungslos im Gras wälzen? Deshalb, und wegen etwas so Profanem wie der geringeren Körpergröße, die bei einem Kind zu einem Ganzkörperschutz führt, während ein Erwachsener vielleicht nur bis hoch zum Knie Abwehrmaßnahmen treffen muss, ist es etwas aufwendiger, Kinder zu schützen.

Zudem sind Kinder vom Metabolismus her sehr viel empfindlicher, was den Kontakt mit schützenden Substanzen angeht. Nicht alles ist in jedem Lebensalter problemlos anwendbar. Bei jedem Mittel werden Altersgrenzen vorgegeben, die zu beachten sind.

Zeckenschutz für Kinder: Maßnahmen

Zeckenlarve auf Finger

Zeckenlarve auf Finger; Photo: www.zecken.de

Die einfachen Maßnahmen zuerst: Das Kind absuchen, nachdem es wieder zu Hause ist, sollte selbstverständlich sein. Zecken lieben warme, feuchte Wirtstellen mit dünner, gut durchbluteter Haut, also sucht man entsprechend sorgfältig.

Die getragene Kleidung kräftig ausschütteln ist ebenfalls sinnvoll. Möglichst nicht direkt vor der Haustür, man will die Viecher ja nicht genau dort weiterleben lassen. In der Badewanne z.B., da erkennt man auf hellem Untergrund sofort ob, und wenn ja wieviele, so entsorgt werden konnten. Getragenen Kleidung waschen bringt nicht viel, Zecken überleben Waschgänge bis mindestens 40°C problemlos.

Ein weiteres simples und effektives Mittel zum Schutz vor Zeckenbefall ist helle Kleidung. Die verschmutzt draußen zwar schneller, aber da eine Zecke lange auf Wanderschaft am Körper ist, bevor sie ein geeignetes Plätzchen zum Blutsaugen gefunden hat, kann man die herumkrabbelnde Zecke so einfacher und schneller entdecken. Weiterhin ist es sinnvoll die Hosenbeine in den Socken zu stecken, damit eine Zecke nicht zu schnell unter der Kleidung verschwindet. Alternativ ein Gummizug im Hosenbeinsaum, das hilft ebenfalls, genauso wie ein in der Hose steckendes Hemd. Simpel aber effektiv: was krabbelnd gefunden wird, kann entfernt werden.

Zeckenschutz für Kinder: Auf Haut und Kleidung

Wichtig: Alle Mittel gegen Zecken sind eigentlich Mittel gegen Mücken und von daher nur eingeschränkt wirksam. Bestenfalls, und das auch eher theoretisch, beträgt die Wirksamkeit bis vier Stunden. Das ist natürlich wenig praktisch, wenn ein Kind tagsüber im Waldkindergarten ist.

Sogenannte “natürliche“ Mittel auf Basis von ätherischen Ölen wirken ca. zwei Stunden, länger nicht. Grundvoraussetzung wie bei allen anderen Mitteln auch ist reichlicher und flächendeckender Auftrag. Als Pumpspray angewendet haben sie den Vorteil, dass sie auf Haut und Kleidung gleichermaßen aufgetragen werden können. Ihre Nachteile sind mögliche allergische Reaktionen, vor allem in Zusammenhang mit Sonnenlicht, was nicht unterschätzt werden sollte. Da sollte man schon an einer kleinen Stelle zur Probe sprühen, bevor man sein Kind großflächig einnebelt. In Augen, Mund und Schleimhäute sollten diese Mittel nicht gelangen.

Derartige Mittel werden von vielen Herstellern angeboten, sie sind höchst unterschiedlich zusammengesetzt und damit auch verschieden wirksam. Zu beachten ist, dass die Wirkung gegen Zecken eher ein Nebenprodukt der Wirksamkeit gegen Mücken darstellt. Speziell gegen Zecken gibt es kein Mittel.

Grundsätzlich empfehlenswert zum Gebrauch speziell für Kinder sind die Produkte aus der SkitoStop-Serie von Nikwax, welche Mückenschutzmittel mit Sonnenschutz für die Haut und Hautpflege kombiniert.

  • SkitoStop Insektenschutz,
  • SkitoStop Sonnencreme mit Insektenschutz,
  • SkitoStop After Sun mit Insektenschutz.
Nikwax SkitoStop
Skito InsektenschutzSkito SonnenschutzSkito HautpflegeSkito InsektenstichgelSkito Textilspray

(Alle Photos: Nikwax)

So gibt es immerhin die Möglichkeit, mit einem einzigen Mittel auch noch den für Kinderhaut so wichtigen Sonnenschutz zu erreichen. Es entfällt die noch umständlichere Schmiererei mit mehrere Präparaten.

Die nächste, wirksamere Stufe bilden die „chemischen“ Wirkstoffe für Haut und Kleidung. Ein Wirkstoff ist für Kinder am ehesten empfehlenswert, da er nicht über die leicht toxischen Eigenschaften des etablierteren Wirkstoffes DEET verfügt: Icaridin, auch unter der Bezeichnung Bayrepel erhältlich. Es kann immerhin bis zu vier Stunden wirken und ist für jegliche Bekleidung unbedenklich. Bezüglich Dosierung und Auftrag gelten die gleichen Einschränkungen wie bei den o.g. Mitteln.
“Somit ist bei einer Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit kein Risiko zu erwarten. Da keine konkreten Daten vorliegen, wird Icaridin bei Kindern unter zwei Jahren allerdings nicht empfohlen.” … „Leichte lokale Reizungen der Schleimhäute sind jedoch möglich.” (Quelle: www.pharmazeutische-zeitung.de; Ausgabe 15/2011).

Icaridin/Bayrepel wird vor allem in Produkten der Autan-Serie angeboten.

  • Autan Protection Plus Zeckenstop, 20% Icaridin
  • Autan Family Care Pumpspray, 10% Icaridin

Zeckenschutz für Kinder: Permethrin

Zum Schluss ein Mittel, das nur auf Kleidung aufgetragen wird und als einziges langfristig Schutz gegen Zecken bietet.

Permethrin ist ein Insektizid, was sich erst einmal schlimm anhört. Tatsächlich ist es ein bewährtes Mittel, das in Läuseshampo wie Goldgeist enthalten ist. Es gibt verschiedene Kleidungsimprägnierungen, welche dieses Mittel enthalten und problemlos aufzusprühen sind. Der Vorteil liegt in der Wirkungsdauer. Bis zu vier Wochen Schutz gegen Zecken, bei zweimaliger 40°C-Wäsche, sind ein wesentlich praxisgerechterer Wert als „bis vier Stunden“, vor allem, wenn das Kind tagsüber im Waldkindergarten ist.

Bezüglich der Tauglichkeit für Kinder gibt es widersprüchliche Aussagen, weshalb, wie immer, nach eigenem Ermessen bzw. aufgrund medizinischen Sachverstands gehandelt werden sollte:

  • “NOBITE Kleidung kann für Kinder ab dem 3. Lebensjahr eingesetzt werden (ab dem Zeitpunkt, an dem ein Kleinkind nicht mehr an der Kleidung nuckelt). Auch Schwangere können imprägnierte Textilien tragen, sie sollten allerdings die Imprägnierung nicht selbst vornehmen.” (Quelle: www.nobite.com)
  • „Möglicherweise sind Neugeborene und Kinder durch Pyrethroide stärker gefährdet als Erwachsene: aus Tierversuchen kommen entsprechende Hinweise. Dies könnte mit einem Mangel an Entgiftungsenzymen im Neugeborenenorganismus zusammenhängen.“ (Quelle: www.allum.de)
Permethrin = weniger als 30 Sekunden Verweildauer auf der Hose
Zecke auf heller Hose mit PermethrinimprägnierungWg Permethrin abgefallene Zecke
SkitoStop Textilspray

SkitoStop Textilspray; Photo: Nikwax

Die Wirkungsweise ist völlig anders als bei den o.g. Mitteln. Letztere verhindern, dass die Zecke einen potentiellen Wirt ortet und sich von ihrem Lauerplatz abstreifen lässt. Permethrin dagegen wirkt dergestalt, dass es der Zecke unmöglich wird, auf der imprägnierten Kleidung zu verweilen. Es verursacht „heiße Füße“ und eine auf der Kleidung gelandete Zecke wird sich nach kurzer Zeit fallen lassen.

Bei einer Wanderung durch wegloses, mit hohem Gras bestandenem Gebiet konnten immer wieder Zecken beobachtet werden, die sich auf die helle Hose haben abstreifen lassen und nach kurzer Zeit wieder herunterfielen. Auf den Bildern gut zu sehen eine hartnäckige Zecke, die lang genug verweilte um fotografiert zu werden. Nach der Entdeckung, zwischen beiden Bildern, verging eine Zeitspanne von 18 Sekunden.

Ein geeignetes Spray zur Textilimprägnierung ist SkitoStop Insektenschutzspray für Textilien der Firma Nikwax. Es enthält Permethrin in einer 0,5%igen Lösung.

Permethrin ist auch in verschiedenen Produkten der Firma Nobite enthalten.

  • Nobite Spray 200 ml, 0,8%
  • Nobite Spray 100 ml, 3,0%
  • Nobite Verdünner 100 ml, 8%
Nobite mit DEET (links)oder Permethrin (rechts)
Nobite HautschutzNobite Bekleidungsimprägnierung

(Alle Photos: Nobite)

Zeckenschutz für Kinder: Fazit

Mehrere Methoden und Mittel gibt es also, Kinder vor den Folgen von Zeckenstichen zu schützen. Diverse Mücken- und damit auch Zeckenabwehrmittel für den stundenweisen Einsatz lohnen sich bei kurzzeitigem Aufenthalt im Freien, bzw. wenn regelmäßiger Neuauftrag möglich ist.

Langfristiger, über den Tag anhaltender Schutz ist nur gegeben, wenn mit Permethrin imprägnierte Kleidung getragen wird. Zecken werden den Aufenthalt auf solchen Textilien meiden, mehr Schutz geht nicht.

Wie überall im Leben ist auch hier eine Güterabwägung sinnvoll. Auf der einen Seite geht es darum, dass Kinder gesund aufwachsen und dazu gehört auch, so oft und viel wie möglich an der frischen Luft zu sein. Auf der anderen Seite ist es möglich, dass das eigene Kind eine wirklich üble Erkrankung mit schlimmstenfalls lebenslangen Nachwirkungen davonträgt./p>

Wichtig ist, sich nicht verrückt zu machen, sein Kind das Leben und Erleben in der Natur genießen zu lassen, aber auch zu wissen, was sinnvoll und eventuell notwendig ist. Während FSME mittels Impfung und überschaubaren Risikogebieten relativ gut zu kontrollieren ist, stellt Borreliose eine weitaus größere Gefahr dar. Flächendeckend verbreitet, noch zu sehr ignoriert bzw. falsch verstanden, stellt sie ein weitaus größeres Gesundheitsrisiko dar. Möglichkeiten zum Schutz gibt es viele, man sollte sie nur konsequent durchführen.

Weiterlesen: Zeckenschutz Teil 1
Weiterlesen: Zeckenschutz Teil 2

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