Eine Sonnenbrille ist wie die andere? Plastik aus Fernost mit einem teuren Logo drauf? Jede Saison eine neue, weil irgendwer bestimmt, was „angesagt“ ist? Nein danke, aber so alle zwanzig Jahre könnte man schon einen (etablierten) Klassiker durch einen neuen ersetzen.

ZEAL Optics, die Idee

Seit zwanzig Jahren im persönlichen Gebrauch, die alte Wayfarer von Ray-Ban. Nach so langer Zeit hat man sich natürlich an eine Brille gewöhnt und denkt eigentlich gar nicht an einen Ersatz. Warum auch, wenn alles zur Zufriedenheit funktioniert?

Nun ja, auf der outdoor 2013 hat dann aber der amerikanische Brillenhersteller ZEAL Optics zur Pressekonferenz geladen. Nie gehört von dieser Marke, aber man kann ja mal hingehen. Vorgestellt wurde u.a. die neue Kollektion an Sonnenbrillen, mit denen ZEAL jetzt auf dem deutschen Markt Fuß fassen will. Dutzende von Formen und Farben, interessante Details und einige neue Ideen bei den Materialien.

ZEAL Optics, Modell „Kennedy“

Die Kennedy war Liebe auf den ersten Blick. Die oder keine! Sie wurde es dann auch als Testexemplar und seitdem fristet die gute, alte Ray-Ban ein Dasein in der Schublade. Die Kennedy ähnelt vom Design her der gewohnten Wayfarer, ohne sie sklavisch zu kopieren.

Eine schon etwas andere Gestellform, aber in den Bügeln eine deutliche Anlehnung an den persönlichen Favoriten. Etwas weniger steil angestellte Gläser, aber eine gewisse Ähnlichkeit schien vorhanden. Eine ganz eigene Formensprache, aber nicht so radikal anders, dass sie nicht angesprochen hätte.

ZEAL Optics Kennedy
ZEAL Optics KennedyRay Ban Wayfarer
ZEAL Optics KennedyRay-Ban Wayfarer

Nun soll eine Sonnenbrille nicht nur gefallen, sondern auch funktionieren. Da gibt es dann schnell qualitative Unterschiede. Zum einen korrekt das Licht filtern, zum anderen gut sitzen, das schafft nicht jede. Aber eins nach dem anderen.

ZEAL Optics Kennedy, das Z-resin Gestell

Das auf den ersten Blick „ganz normale“ Kunststoffgestell ist auf den zweiten gar keins. Jedenfalls wenn man Kunststoff = Erdöl denkt. Ausgangsbasis des Z-resin Gestells ist nämlich Rizinusöl, ein natürlicher nachwachsender Rohstoff. Von der Funktionalität her soll das keinen Nachteil darstellen, das lässt sich nach so kurzer Zeit aber nicht verifizieren.

Was positiv auffällt, sind die in das Gestell integrierten Gummierungen an den Kontaktpunkten. Am Ende der Bügel sind sie zu finden und die Nasenauflagen bestehen zur Gänze aus diesem rutschfesten Material.

Von Anfang an fast übersehen worden wären vom Autor die versenkten Bügelgelenke. Sie sind schön leichtgängig und mit einer Hand bedienbar. Sie rasten sauber ein und sind somit eigentlich unauffällig funktional. Bis dann einige Langhaarige am Stand auf der Outdoor darauf hinwiesen, dass man hier keine Haare mehr ausgerissen bekommt. Dies soll anscheinend ein Problem bei normalen Bügelgelenken sein, nicht aber bei ZEAL. Nun, mangels eigener Haupthaarlänge kann dies nur so wiedergegeben werden. Es scheint jedenfalls ein schlüssiges Argument zu sein.

Details der ZEAL Optics Kennedy
ZEAL Optics Kennedy, Gestell aus RizinusoelZEAL Optics Kenndy, gummierte Bügel
ZEAL Optics Kennedy, gummierte NasenauflageZEAL Optics Kennedy, verstecktes Gelenk

ZEAL Optics Kennedy, die E-llume Gläser

Die Kunststoffgläser der meisten Sonnenbrillen sind aus Polycarbonat, Polyacryl o.ä.. Sie werden relativ einfach aus Platten hergestellt: Ausstanzen, unter Wärmeeinwirkung in Form biegen und die Oberflächen beschichten, fertig.

Bei ZEAL Optics läuft dies ein wenig anders ab. E-llume wird diese neue Generation Brillengläser genannt und ihre Konstruktion und Verarbeitung ist um vieles aufwändiger. Mal abgesehen von den Oberflächenbeschichtungen, ohne die ein gutes Brillenglas gar nicht möglich ist, wird ein E-llume Brillenglas im Spritzgussverfahren (injection moulding) aus verschiedenen Materialien hergestellt.

Polyamid (Nylon), eine Polarisationsfolie und Rizinusöl als Bindemittel bilden das Brillenglas. Rizinusöl ist lt. ZEAL Optics ein gutes Bindemittel auf Basis nachwachsender Rohstoffe („E-llume by ZEAL Optics is the world’s first lens using a plant-based bonding agent, thus replacing the petroleum-based bonder“; Quelle: zealoptics.com) mit hervorragenden optischen Eigenschaften.

ZEAL Optics Kennedy in der Praxis

E-llume

Um das aber herauszufinden, muss eine Brille erst mal ausgiebig getragen werden. Vorab und trotzdem eher nebenbei, natürlich sind die E-llume Gläser 100% UV A, -B und -C resorbierend, das ist guter Standard. Dazu blocken sie auch noch einen Teil des Blaulichts, welches auch augenschädigend wirkt.

Der eigene positive Eindruck ist jedenfalls, dass die E-llume ein klares und verzeichnungsfreies Bild liefern. Die graue Tönung (alternativ ist auch braun erhältlich) gibt die Farben sauber und neutral wieder. Um zum alten Liebling Ray-Ban zurückzukommen, dessen graugrüne Tönung gefällt schon besser, aber die Kennedy macht es auch nicht schlecht. Geschmackssache eben. Sie ist ausgewogen in der Farbwiedergabe, das reicht.

Die E-llume Gläser der Kennedy sind polarisierend, d.h. dass von Oberflächen reflektiertes Licht ausgefiltert wird. Dieser Effekt selber ist für den Autor in der Natur und im Straßenverkehr von geringer Relevanz. Ganz nett, aber es geht auch ohne.

Viel wichtiger: Tiefe Schatten wirken heller und das macht was aus. Bei hohen Kontrasten (Sonnenlicht und tiefe Schatten) sieht man mit Brille in den dunklen Abschnitten schon mehr. Gerade unter den Bedingungen, wo man nicht weiß ob man die Brille noch auflässt oder schon abnimmt, gewinnt die Kennedy.

Z-resin

Das Z-resin Brillengestell der Kennedy unterscheidet sich rein äußerlich nicht von anderen Kunststoffgestellen. Jedenfalls lässt nichts darauf schließen, dass der verwendete Rohstoff so völlig anders ist. Die mattierte Oberfläche greift sich sehr angenehm auch mit verschwitzten Händen und lässt sich gut reinigen.

Die rutschfesten Einsätze sind Klasse, denn diese Brille sitzt auch bei starkem Schwitzen sicher und fest. Kein nerviges Hochschieben mehr wie bei der Ray Ban, endlich eine Alltagssonnenbrille, die auch sporttauglich ist.

Im Gegensatz zur Ray-Ban lässt sich das Gestell der Kennedy aber leider nicht individuell anpassen. Normalerweise ist dies des Autors conditio sine qua non, entweder lässt sich die Brille anpassen oder sie wird abgelehnt.

Seltsamerweise war das bei der Kennedy gar nicht so schlimm. Sie sitzt auch ohne massives Bügelbiegen sehr gut. Neben der Form könnte dies auch am Gewicht liegen. 30 Gramm bringt die Zeal Kennedy auf die Waage, das ist nichts im Vergleich zur Ray-Ban Wayfarer mit ihren 50 Gramm.

Zeal Optics Kennedy, ein Fazit

Was bleibt unter dem Strich bei diesem Tausch alt gegen neu? Die Ray-Ban Wayfarer ist einfach der persönliche Klassiker in Form und Haptik. Schon der moderne Nachfolger aus gleichem Haus kommt da nicht mit und somit auch keine andere Brille.

Die Kennedy von ZEAL Optics aber, sie ist die um so vieles funktionellere Sonnenbrille. Wesentlich leichter und damit schon mal angenehmer auf der Nase. Dazu noch die rutschfesten Gummieinsätze, welche nicht nur in der Sommerhitze mittlerweile unverzichtbar erscheinen.

Die Gläsern sind von guter Qualität, keine Verzerrungen, keine Schlieren oder Unreinheiten. Grau getönt geben sie die Umwelt angenehm farbneutral wieder. Sie fallen nicht auf, trennen nicht vom optischen Erlebnis und sind einfach nur ein gutes Mittel zum Zweck.

Dass ZEAl Optics bei der Auswahl der verarbeiteten Materialien auf nachwachsende Rohstoffe zurückgreift, ist eine Qualität für sich. Warum ein Erdölderivat, wenn es gleichwertig auch anders geht?

Die Empfehlung kann daher nur lauten, Sonnenbrillen von ZEAL Optics in die engere Auswahl zu ziehen wenn eine Neuanschaffung geplant ist. Es könnte sich lohnen.

Empfohlene Onlineshops:

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