Die Kishtwar von The North Face ist eine Softshelljacke, die einige der guten Eigenschaften von Hardshellmaterialien mit auf den Weg bekommen hat. Geschuldet ist dies dem Power Shield Pro der Firma Polartec, einem relativ neuen und innovativem Laminat.

The North Face Kishtwar

The North Face Kishtwar; Photo: TNF

Im Gegensatz zu Mitbewerbern, die bei Softshell eine hundertprozentige Winddichtigkeit für unerlässlich halten, entwickelt Polartec seine Laminate mit einer genau definierten, minimalen Luftdurchlässigkeit. Bei dem hier verwendeten Power Shield Pro sind dies 8l/m²/sek, ein Wert unter der Grenze von 11l/m²/sek, ab der lt. Polartec ein Luftzug als solcher auf der Haut spürbar wird. Diese geringe Luftdurchlässigkeit soll den Wasserdampfdurchlass verbessern und den tragekomfort erhöhen. Diese Technologie und die von The North Face ausgewählte, dünne Laminatvariante bestimmen das Tragegefühl bei dieser Jacke.

Die Ausstattung der Kishtwar ist schlicht und funktional. Gerade geschnitten, im Raglanschnitt angesetzte Ärmel und dadurch nahtfreie Schultern sowie eine angeschnittene Kapuze, das war es schon. Dazu noch eine Brusttasche sowie zwei weitere, nicht so hoch angesetzte Außentaschen. Der Hauptreißverschluss verfügt über eine solide Sturmleiste, allerdings leider nicht über Zweiwegeschieber. Da wurde wieder mal gespart, wie es leider bei fast allen Herstellern mittlerweile üblich ist.

TNF Kishtwar asymmetrische Ärmelbündchen

TNF Kishtwar, asymmetrische Ärmelbündchen

Der Schnitt war wirklich praxisgerecht. Weit genug, um dicken Fleece darunter zu verkraften, mit voller Bewegungsfreiheit in den Armen. Angenehm fielen die aymmetrisch geschnittenen Ärmelbündchen auf, sie bieten ein wenig mehr Schutz für empfindliche Handgelenke. Die unteren Außentaschen kollidierten leider mit dem Hüftgurt des Rucksacks, es war notwendig, ihren Inhalt nach oben zu schieben um den Gurt schließen zu können. Dafür sind sie als Handwärmertaschen genau auf der richtigen Höhe bequem zugänglich.

Die Jacke läßt sich bis über das Kinn hoch schließen, der Kinnbereich ist mit einem dünnen, weichen Fleece abgenehm gefüttert. Die Kapuze ist deutlich zu knapp geschnitten. Ohne die Weitenverstellung zu nutzen, liegt sie schon fest auf dem Kopf an. Mit Wollmütze darunter wurde es dann sehr knapp und beengend.

Die Klemmverschlüsse zur Verstellung der Gummizüge sind zwischen Stofflagen in der Kapuze versteckt. Geht einer kaputt, oder will man nur einen Gummizug tauschen, müßen schon Nähte aufgetrennt werden. Das ist leider ein neuer Trend bei vielen Outdoorfirmen und, vorsichtig formuliert, langfristig nicht praxisgerecht.

So ergibt sich unter dem Strich eine gut und unauffällig zu tragende Jacke, die weitgehend problemlos funktionierte. Das ist für sich genommen eigentlich das Wichtigste an einem solchen Kleidungsstück, es funktioniert und stört nicht.

Aber was den Tragekomfort der Kishtwar wirklich definiert ist das verwendete Polartec Power Shield Pro. Keine andere Softshelljacke war gefühlt so luftig, wenig schweißtreibend und trotzdem wasserfest.

Denn Power Shield Pro hat eine Wassersäule im Neuzustand von 5000mm, die sich im Laufe des Jackenlebens auf garantierte 3000mm verringern. Dies bedeutet, eine Softshell zu haben, die im Normalgebrauch wasserabweisend genug ist, um auf eine Hardshell verzichten zu können. Erst wenn es so stark oder lange regnet, dass man auch eine Regenhose benötigt, wird der Wechsel zur Hardshell bzw. dem Poncho notwendig.

TNF Kishtwar verstellbare Kapuze mit Schirm

TNF Kishtwar, verstellbare Kapuze mit Schirm

4800 bzw. 5000mm Wassersäule sind das Maß an Wassersäule, welches das Institut Hohenstein und die Eidgenösssische Materialprüfungsanstalt als notwendig für 100% Wasserdichtigkeit erachten, und zwar unter allen Witterungsbedingungen. Power Shield Pro liegt im Grenzbereich dazu, deshalb bewirbt The North Face die Kishtwar auch als wasserabweisende Softshelljacke und verzichtet darauf, die Nähte zu tapen. Wenn man eine Softshell als 90%-Jacke bezeichnen kann, dann die Kishtwar; für alles außer Dauerregen ist sie geeignet.

Dementsprechend konnten mit ihr auch Regenschauer überstanden werden, die in anderen Softshelljacken zu wesentlich stärkeren Wassereinbrüchen geführt hätten. Irgendwann kommt es durch die Nähte durch, aber dann ist man „untenrum“ sowieso schon so nass, dass nur die Kombination aus Hardshelljacke und waserdichter Regenhose eine Verbesserung dargestellt hätte. Aber letztere schleppt man oft genug umsonst mit und in ersterer hätte man durchgängig wesentlich stärker geschwitzt.

Denn wasserdicht bedeutet auch gleichzeitig eingeschränkte Atmungsaktivität, wie verhielt sich die Kishtwar bei schweißtreibender, sportlicher Betätigung? Die Antwort lautet: sehr viel besser als erwartet, es war nur selten ein wenig kondensierter Schweiß auf der Innenseite der Jacke vorzufinden.

TNF Kishtwar weiches Kragenfutter

TNF Kishtwar, weiches Kragenfutter

Die Kishtwar ist eine sehr kühle Jacke. Ob das jetzt an der sehr dünnen Laminatvariante liegt oder an dem postulierten Luftdurchgang läßt sich nicht voneinander trennen. Tatsache ist, dass in der Kishtwar sehr viel weniger produzierte Körperfeuchtigkeit zurückgehalten wurde, als in anderen membranbasierenden Softshelljacken. Ein Gore Windstopper Active Shell, wie in der bereits getesteten Schöffel Pure verwendet, kommt ihr einigermaßen nahe. Allerdings ohne diese fast vollständige, materialbedingte Wasserdichtigkeit.

Die Kehrseite dieser Luftigkeit ist natürlich, dass man erheblich mehr darunterziehen muss, um warm zu sein. Wo eine vergleichbare Softshell z.B. aus Gore Windstopper für sich genommen deutlich besser isolierte, war die Kishtwar eher ein Fähnchen im kalten Wind. Verschiedene Konzepte beim Material haben nun mal unterschiedliche Auswirkungen in der Praxis.

Für den, der stark schwitzt, ist dies richtig angenehm, denn er kommt mit der Kishtwar dem Konzept „eine Jacke für alles“ sehr nahe.

  • Es geht so viel Feuchtigkeit wie möglich von innen nach außen und
  • wenn es kälter wird, wird eben etwas früher eine warme Lage darunter getragen.
  • Für „normalen“ Regen völlig ausreichend
  • wird sie erst dann durch Regenjacke/-hose bzw. Poncho ersetzt, wenn wirklich nichts mehr geht.

Das Fazit bezüglich der Kishtwar lautet daher, dass dieses eine wirklich etwas andere Softshelljacke ist. Völlig anders als bei anderen membranbasierenden Softshelljacken liegt ihr Schwerpunkt auf einem Maximum an Atmungsaktivität bei gleichzeitig einem softshelluntypisch hohen Regenschutz.

Dabei bleibt natürlich die isolierende Funktion auf der Strecke. Die Kishtwar erfordert mehr an zusätzlicher Bekleidung untendrunter, dafür kann man bei der zusätzlichen waserdichten Ausrüstung sparen.

Ideal ist die TNF Kishtwar für den, der mit geringem Gepäck und wenigen, universellen Kleidungsstücken unterwegs sein will. Polartec Power Shield Pro

  • atmet so gut, dass man es wirklich fast durchgängig tragen kann und
  • bietet den mehr als ausreichenden Regenschutz einer einzelnen Regenjacke ohne zusätzliche Regenhose.

Vom Leistungsprofil her ist die TNF Kishtwar nicht wie jede andere Softshelljacke. Sie läßt sich natürlich so tragen, kann aber sehr viel mehr.
Testurteil: sehr empfehlenswert

Pro

  • Hoch atmungsaktiv
  • Fast wasserdicht
  • Die Hardshell bleibt öfters zu Hause

Contra

  • Hochpreisig
  • Kühl

Einsatzbereich

  • Universell

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Wichtige Daten

  • Preis: 299,95 EUR (UVP)
  • Material: Polartec Power Shield Pro
  • Taschen: 3

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