Steiner ist einer der wenigen deutschen Fernglashersteller mit Produktionsstandort Deutschland. Dazu die Tatsache, dass das erste, eigene „richtige“ Fernglas ein Steiner 8×30 war und welche Gründe bräuchte es dann noch für einen Test?

Steiner Nighthunter Xtreme 8×30 Test: Das Universelle

Aus dem sehr umfangreichen Sortiment wurde das herausgepickt, was dem Tester am besten gefiel, ein Porroprismenglas 8×30. Das Steiner Nighthunter Xtreme 8×30, im folgenden einfach Steiner genannt hat, ist von den Leistungsdaten her ein Allrounder. Kein Spezialist, sondern ein Fernglas, das universell nutzbar ist. Wenn die Augen des Nutzers mit ihm zurechtkommen, ist es richtig gut.

Steiner Nighthunter Xtreme 8x30

Steiner Nighthunter Xtreme 8×30

Steiner Nighthunter Xtreme 8×30 Test: Einzelokularverstellung

Ganz wichtig: Dieses Merkmal macht es aus. Entweder man kommt damit zurecht oder ist für dieses Steiner nicht geeignet.

Steiner Nighthunter Xtreme 8x30, Einzelokularfokussierung

Steiner Nighthunter Xtreme 8×30, Einzelokularfokussierung

Bei einem Fernglas mit Einzelokularverstellung gibt es keine Scharfstellung über einen Mitteltrieb. Stattdessen wird für jedes Auge individuell die Schärfe am Okular eingestellt. Dazu visiert man ein Objekt in ca 200-300m Entfernung an und verdreht das jeweilige Okular solange, bis dieses Objekt scharf abgebildet wird. Dann lässt sich mit dem Fernglas Alles zwischen 20m und Unendlich scharf sehen. Dafür sorgt die natürliche Akkomodation des Auges: Es passt sich den unterschiedlichen Entfernungen selbsttätig an.

Steiner nennt dies Sports-Auto-Fokus, wobei es natürlich kein echter Autofokus ist, wie man ihn z.B. aus der Photographie kennt. Der Vorteil dieser Konstruktion besteht u.a. im erheblich geringeren mechanischen Aufwand, den der Hersteller betreiben muss. Außerdem lässt sich ein solches Fernglas sehr viel leichter wasserdicht ausführen. Letzteres ist ein wichtiger Punkt bei Porroprismengläsern, denn diese sind normalerweise konstruktionsbedingt nicht wasserdicht.

Steiner Nighthunter Xtreme 8×30 Test: Nur für starke Augen

In der Praxis ist das ist eine wunderbare Sache, nicht mehr ständig am Mitteltrieb herumfingern zu müssen. Alles ist scharf, fertig. Aber dies funktioniert nur beim gesunden (und jungen) Auge! Die Sehkraft, sowie die eben genannte Akkomodation, lässt eben im Laufe des Lebens nach oder war nie so richtig vorhanden. Das Steiner eignet sich also ganz grundsätzlich nur für denjenigen, dessen Augen entsprechend intakt sind. Davon später mehr.

Steiner Nighthunter Xtreme 8×30 Test: Die Mechanik

Rein von der Verarbeitung und der Stabilität her macht das Steiner einen sehr guten Eindruck. Kein Wunder, das Ding ist gebaut wie ein Panzer. Alles bewegliche (Knickbrücke, Okulare) läuft sauber, satt, spielfrei. Die dicke Gummiarmierung sorgt für guten Griff und schützt vor Beschädigungen. Steiner hat einen sehr guten Ruf, was die Stabilität seiner Produkte angeht. Weiterhin ist dieses Fernglas

  • beschlagfrei durch eine Füllung mit Stickstoff,
  • wasserdicht bis 5m Tiefe und
  • mit 30 Jahren Garantie versehen.

Steiner Nighthunter Xtreme 8x30, ClicLoc Gurtsystem

Steiner Nighthunter Xtreme 8×30, ClicLoc Gurtsystem

Die asymmetrischen Okularmuscheln funktionieren sehr gut. Die Augen werden sozusagen von selber zentriert. Alternativ bietet Steiner noch normale zylindrische sowie extra kurze für Brillenträger an.

Steiner Nighthunter Xtreme 8×30 Test: Das Zubehör

Der mitgelieferte Tragriemen ist sehr angenehm geformt, er läßt keine Wünsche offen. Zusätzlich kann man aber auch noch einen Kreuzgurt montieren. Der muss aber auch das Original von Steiner sein, denn dieses Fernglas ist mit einem ClicLoc Schnellverschluss ausgestattet, da passt nichts anderes.

Auch bei der Transporttasche findet man Qualität vor. Stabiles Nylon, gut gepolstert, mit Rundbogenreißverschluss versehen. Passt und schützt.

Aber all dies ist unwichtig im Vergleich zur optischen Leistung und hier gibt es (fast) nur Gutes zu berichten.

Steiner Nighthunter Xtreme 8×30 Test: Die Optik

Das macht die Qualität eines Fernglases aus, die optische Leistung, subjektiv mit den eigenen Augen „ersehen“. Alles andere ist nettes Beiwerk, wichtig aber nicht entscheidend. Bei all den Faktoren, die die optische Qualität eines Fernglases ausmachen

  • neutrale Farben,
  • Helligkeit des Bildes,
  • Konrast,
  • Schärfe,

kann das Steiner punkten.

In Punkto Neutralität der Farben war das Steiner exzellent. Sowohl beim Papiertest nach W.E.Schön als auch in der direkten Naturbeobachtung, das Steiner liefert richtig neutrale Farben. Weder gelblich-warm, noch bläulich-kalt, sondern so wie die Natur sie liefert. Da kann sich auch die viel teurere Konkurrenz eine Scheibe von abschneiden.

Papiertest nach W.E.Schön

Papiertest nach W.E.Schön

Die Bildhelligkeit ist schlichtweg fantastisch. Porroprismengläser stehen da generell gut da und die von Steiner verwendeten Beschichtungen sind einfach Top. Innerhalb der vorgebenen technischen Beschränkungen (Objektivdurchmesser, Austrittspupille) ist dies wirklich ein sehr sehr helles Fernglas. Die Kontrastleistung ist dem ebenbürtig, beide Faktoren zusammen machen das Steiner zu einem richtigen Schlechtwetterglas. An einem trüben Wintertag im dichten Wald unterwegs, oder in der Dämmerung, nie kam der Wunsch nach einem dafür (theoretisch) besser geeigneten Fernglas auf.

Farbsäume (chromatische Aberrationen) waren in der Bildmitte schon sichtbar, aber gut kontrolliert und nicht störend. Am äußeren Bildrand wurden sie dann sehr ausgeprägt, aber das ist nicht ungewöhnlich. Mit diesem Ergebnis kann man gut leben.

Bei der Bildschärfe gibt es ein sowohl-als-auch. In der Bildmitte ist diese wirklich sehr gut, keine Frage. Bis ca. 60% des Bildfeldradius (0%=Bildmitte, 100%=Bildrand) ist sie auch noch gut, dann aber lässt sie rapide nach. Da kommt es dann auf die Ansprüche des Benutzers an. Will er, wie es mittlerweile auch schon möglich ist, ein randscharfes Bild? Oder ist er mit der klassischen 2/3-1/3 Aufteilung zufrieden?

Wirklich wichtig ist, dass genügend Schärfe am Bildrand vorhanden ist um das periphere Sehen nicht zu beeinträchtigen. Dies ist beim Steiner der Fall und deshalb geht der Schärfeverlauf so auch in Ordnung.

Steiner Nighthunter Xtreme 8×30 Test: Nicht toll, das Sehfeld

Was aber nicht so toll ist: Das Sehfeld. 130m auf 1000m ist wahrlich kein Tunnelblick, aber die Konkurrenz kann das besser. Zum Vergleich, Dachkantprismengläser in 8×32 schaffen zwischen 135 und 140m. Porroprismengläser noch mehr! 10m mehr wären beim Steiner schon gut, das würde auch das nutzbare Bildfeld, den „sweet spot“, sinnvoll vergrößern.

Steiner Nighthunter Xtreme 8×30 Test: Preis und Leistung

Was bekommt man nun für sein Geld mit dem Steiner Nighthunter Xtreme 8×30? Eine supersolide Konstruktion, das ist schon mal klar. Sehr gute optische Leistung was Bildhelligkeit, Kontrast und neutrale Farben angeht. Eine in der Bildmitte sehr gute Schärfe, deren weiterer Verlauf leider u.a. durch ein doch etwas kleines Sehfeld beeinflusst wird. Das ist, alles in allem, doch eine Menge.

Wo man wirklich aufpassen muss ist bei der Einzelokularfokussierung. Die ist nun mal nicht für jeden geeignet. Ausgiebiges „Probesehen“ ist notwendig und das nicht nur für 5min im Geschäft. Über mehrere Tage hinweg, so lautet der Rat, ist dies notwendig. Denn die Augen unterliegen in ihrer Leistungsfähigkeit auch natürlichen Schwankungen. Morgens nach dem Aufwachen in den Wald ist da etwas ganz anderes als am frühen Abend nach einem langen Tag vor dem Monitor. Wo bei ersterem ausgeruhte Augen problemlos akkomodieren und scharf sehen, kann bei letzerem schon die Grenze überschritten werden. Müde Augen sind nicht mehr leistungsfähig und das Steiner verlangt starke Augen.

Wirklich erwähnenswert ist auch, dass dieses Fernglas zu 100% in Deutschland gefertigt wird. In all seinen Einzelteilen und in der Endmontage. Dies ist umso bemerkenswerter, als in dieser Preisklasse (€ 599,- UVP) Ferngläser aus chinesischer Fertigung den Markt dominieren. Da ist es dann gut zu wissen, dass ein Hersteller im eigenen Land sitzt und auch noch für die Garantiedauer von 30 Jahren repariert! Letzteres übrigens derzeit zum Pauschalpreis von € 49,- inklusive Arbeitszeit und Ersatzteilen, das sind alles schon geldwerte Vorteile.

(Kleiner Tip am Rande:Für wesentlich weniger Geld bekommt man auch das Steiner Wildlife Pro 8×30. Bei etwas reduziertem Funktionsumfang lässt auch dieses Fernglas in der Praxis keine Wünsche offen.)

Steiner Nighthunter Xtreme 8×30 Test: Fazit

Alles in allem bekommt man mit dem Steiner Nighthunter Xtreme 8×30 ein sehr robustes Fernglas mit einer wirklich guten optischen Leistung. Das Gewicht ist mit 538gr auch gering genug, um auf Tour nicht zu sehr zu stören. Mit einem UVP von € 599,00 positioniert sich das Steiner Nighthunter Xtreme 8×30 preislich in der Mittelklasse. Dort, wo man sehr viel Leistung fürs Geld bekommt und dieses Steiner leistet, daran besteht kein Zweifel.

Steiner Nighthunter Xtreme 8x30

Steiner Nighthunter Xtreme 8×30

Pro

  • Gute optische Leistung
  • Helles, kontrastreiches Bild
  • Neutrale Farben
  • Leicht
  • Wasserdicht
  • Sehr robust

Contra

  • Einzelokularfokusierung funktioniert nicht bei jedem

Einsatzbereich

  • Leichter Allrounder für den universellen Gebrauch

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Wichtige Daten

  • Preis: 599,00 EUR (UVP)
  • Gewicht: 528 gr.

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