Die Rab Sawtooth, zu Testbeginn angekündigt als leichte, sommerliche Softshelljacke, ist in Wahrheit sehr viel mehr. Nämlich eine hoch atmungsaktive Jacke mit ausgeprägtem Schlechtwetterschutz.

Wasserdampfdurchlässigkeit nach außen und gleichzeitiger Schutz vor Wind und Regen sind eigentlich zwei diametrale Faktoren. Sobald ein Softshellmaterial eine Membran integriert hat, leidet die Dampfdurchlässigkeit. Bis zu dem Punkt, an dem man „im eigenen Saft“ steht, nur weil man gegen Einwirkungen von außen mehr Schutz hat, als notwendig.

Test Rab Sawtooth Softshell

Rab Sawtooth Jacket

Rab Sawtooth Jacket; Photo: Rab

Mehr ist nicht immer besser. Von innen nass zu werden ist so wenig erstrebenswert wie von außen. Ausnahme: wenn es richtig kalt und nass ist und keine kurzfristige Möglichkeit besteht, eine trockene, warme Unterkunft aufzusuchen. Dann ist es oberstes Gebot nicht auszukühlen und lieber feucht und warm als kalt und nass zu sein. Ansonsten gilt, dass die durch Bewegung produzierte Körperfeuchtigkeit so gut wie möglich abgeführt werden sollte. Dabei hilft eine Jacke wie die Rab Sawtooth mit ihrem Double Weave Stoff. Dieser ist innen und außen unterschiedlich gewebt. Auf der Außenseite glatt und engmaschig, innen strukturiert und leicht angerauht. 90% Nylon mit 10% elastischer Faser für leichte Elastizität bei sehr guter Abriebfestigkeit, dazu eine effektive DWR-Imprägnierung.

Die Sawtooth bietet keine 100%ige Winddichtigkeit, weit ist sie davon entfernt. Die Winddurchlässigkeit des Double Weave wird von Rab mit 3.5cfm = 14l/m²/sek angegeben. Zum Vergleich, Gore Windstopper liegt bei 3-5l/m²/sek. Die Sawtooth ist also über der Grenze von 11l, ab der ein Windzug als solcher auf der Haut spürbar wird. Ein Unterschied, der dazu führt, dass man eher genötigt wird, eine zusätzliche Lage drunter zu ziehen. Aber auch ein Unterschied bei dem, was von innen nach außen gelangt.

Ein Beispiel aus der Praxis. 10 Km mit dem Fahrrad zur Arbeit, 18°C und Nieselregen. Wird eine wasserdicht/atmungsaktive Hardshelljacke getragen, kommt man nassgeschwitzt an. Mit der Rab Sawtooth Softshelljacke ist das nicht der Fall. Dann aber gibt es unterwegs einen fünfminütigen Platzregen, der dann wieder in leichten Dauerregen übergeht. Durch den Hauptreißverschluss und den Stoff an den Schultern wird etwas Feuchtigkeit durchgedrückt, den Rest hält die eng gewebte Oberfläche mit ihrer DWR-Imprägnierung ab.

Rab Sawtooth nach Regenfahrt

Rab Sawtooth nach Regenfahrt

Mit moderner Funktionskleidung darunter ist das bischen eingedrungene Feuchtigkeit in einem trockenen, warmen Raum kein Problem. Mit einer Hardshelljacke wäre es bei diesen Temperaturen erst recht feucht geworden.

Hätte es sich aber eingeregnet oder wäre die Fahrstrecke länger gewesen, dann wäre man in der Rab Sawtooth so richtig nass geworden. Da wäre von vornherein die im Rucksack mitgeführte leichte Hardshelljacke zum Einsatz gekommen, bzw. die Fahrt zum Umziehen unterbrochen worden. Es ist immer ein wenig Roulette dabei, ob die nicht wasserdichte Softshelljacke jetzt ausreicht oder ob und wann unterwegs man auf die richtig dichte Hardshell ausweicht, so man sie denn eingepackt hat.

Schnitt und Ausstattung sind gleichermaßen praxisgerecht. Ein vernünftiges Verhältniss von Länge zu Weite bietet auch unterhalb des Gürtels guten Wetterschutz und ermöglicht es, z.B. langärmelige Funktionswäsche oder einen leichten Fleece zusätzlich darunter zu ziehen.

Zwei über Kreuz zugängliche Brusttaschen bieten Stauraum selbst für große Landkarten. Sie sind zudem hoch genug angeordnet, dass der Tascheninhalt nicht mit dem Hüftgurt des Rucksacks kollidiert. Praktischerweise besteht das Taschenfutter aus feinmaschigem Netzgewebe, auch hier behindert nichts den Dampfdurchlass.

Rab Sawtooth, Brusttasche und Kragen
Rab Sawtooth, Brusttasche Rab Sawtooth, Kragen und RV

Der Hauptreißverschluss hat natürlich einen Untertritt samt Kinnschutz, der hohe Stehkragen einen elastischen Kordelzug mit Regulierung im Nacken. Unten am Saum ein weiterer elastischer Kordelzug, die Ärmelbündchen werden mit Klettverschlussriegeln stufenlos reguliert. Einfach, schlicht, effektiv.

Test Rab Sawtooth: Fazit

Die Sawtooth war eines dieser Kleidungsstücke, bei denen man erst im Laufe der Zeit merkte, was es alles kann.

Dank eines nur zeitweise vorhandenen richtigen Sommers konnte sie auf etlichen Wander- und Fahrradtouren beweisen, wie angenehm es ist, bei wechselnden Witterungsverhältnissen einen wirklich hoch atmungsaktiven Windschutz zu tragen. Bei intensiver Anstrengung wurde der produzierte Schweiß in Dampfform gut durch die außerste Schicht abgeführt, anstatt sich auf der Innenseite niederzuschlagen. Bei starkem Wind oder mit dem MTB bergab auf schnellen, schattigen und kühlen Downhills schützte sie effektiv vor Auskühlung. Auf Wanderungen über einem leichten T-Shirt getragen, bot sie mit teilgeöffnetem Reißverschluss und hochgeschobenen Ärmeln ausreichend Windschutz ohne allzu schweißtreibend zu wirken.

Gewicht und Packmaß gehen in Ordnung, 480 gr. in Größe XL(!) reflektieren auch die auf das wesentliche reduzierte Ausstattung und den schlichten, fuktionalen Schnitt. Kombiniert mit einem dünnen Fleece oder einem langärmeligen Unterhemd aus Merinowolle sorgt die Rab Sawtooth auch bei niedrigeren Temperaturen noch für ein angenehmes Körperklima. Dort wo membranbasierte Softshells bei intensiver Betätigung schnell wandelnde Feuchtbiotope werden, bleibt dank Double Weave der Dampfdurchlass gewährleistet.

Notwendig ist natürlich, je nach Jahreszeit, Einsatzgebiet und Tourdauer, eine zusätzliche leichte Hardshelljacke für den Fall der Fälle. Denn wenn es nur darauf ankommt, unter widrigsten Bedingungen nicht von außen zu durchnässen und auszukühlen, ist die Rab Sawtooth schlichtweg überfordert. Da muss dann etwas wirklich Wasserdichtes oder eine Softshell mit Membran her, ansonsten ist der Griff zur Sawtooth einer, der dem eigenen Wohlbefinden dient.

Die Rab Sawtooth ist als Überbekleidung weitgehend universell trag- und kombinierbar. Ihre Grenzen findet sie dort, wo die dritte Schicht für sich schon wärmer und richtig winddicht bzw. wasserdicht sein muss, oder nur eine Jacke allen Eventualitäten gerecht werden soll. Die Rab Sawtooth Softshelljacke ist in mehreren Farben sowie Männer- und Frauenversionen in den Größen S-XXL bzw. 36-44 erhältlich. Der UVP beträgt € 125,00 und ist dem Nutzwert entsprechend angemessenen.

Weiterlesen: Softshell ohne Membrane

Pro

  • Exzellenter Wetterschutz für so ein leichtes Material
  • Gut windabweisend
  • Sehr atmungsaktiv

Contra

  • Konzeptbedingt nicht 100% winddicht

Einsatzbereich

  • Universell

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Wichtige Daten

  • Preis: 125,- EUR (UVP)
  • Material: 90% Nylon, 10% Elasthan
  • Gewicht: ca. 480 gr./XL
  • Taschen: 2
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