Im Sortiment von Marmot finde sich eine Vielzahl unterschiedlichster Softshelljacken, die Kingpin war das Testobjekt der Wahl. Ausschlaggebend war das verwendete Material, nämlich Polartec Power Shield. Es ist lt. Marmot wasserdicht, aber hält nur 98% des Windes ab. Also etwas anders, als von Softshell erwartet. Ob das was taugt?

Gemeinhin wird eine Softshelljacke als Ergänzung zu einer wasserdichten Jacke gekauft. Sie ist nicht wasserdicht – dafür hat man ja eine Regenjacke im Rucksack- aber winddicht, strapazierfähig und für fast alles geeignet. Warum also mit der Marmot Kingpin davon abweichen?

Marmot Kingpin, die Jacke

Die Kingpin ist erst mal eine typische Softshelljacke von Marmot. Schnitt und Ausstattung sind entsprechend dem angegebenen Einsatzbereich:

  • Alpine Climbing,
  • Climbing & Bouldering,
  • Hiking & Backpacking.

Also schlichtweg so alles, was man mit einer Jacke machen kann und natürlich noch vieles mehr.

Geräumiger Schnitt, helmtaugliche Kapuze, volle Bewegungsfreiheit in den Armen sind da so selbstverständlich, dass sie eigentlich nicht mehr gesondert erwähnt werden müssen.

Taschenmäßig ist die Kingpin fast überversorgt. Zwei geräumige Brusttaschen, auch zugänglich bei aufgesetztem Rucksack. Zwei weit außen an der Seitennaht sitzende große Taschen zum Belüften und zur Aufbewahrung sperrigerer Sachen. Eine kleine Tasche, z.B. für den Skipass, auf dem linken Unterarm.

Die verwendeten Reißverschlüsse sind alle von der üblichen, wasserabweisend(!) laminierten Art, wie sie auch bei Regenjacken Verwendung finden. Ein Zweiwegereißverschluss ist natürlich nicht vorhanden, das sparen sich die Hersteller ja leider mittlerweile fast alle.

Marmot Kingpin in der Praxis

Marmot Kingpin, Polartec Power Shield Innenseite

Marmot Kingpin, Polartec Power Shield Innenseite

Das verwendete Polartec Power Shield ist wunderbar weich und elastisch. Trotz robuster Außenschicht aus Nylon raschelt die Kingpin kaum, sie ist fast lautlos im Gebrauch. Sehr elastisch ist es auch noch, selbst mit dicken Schichten darunter geht immer noch etwas. Man ist vom Schnitt her am Anschlag und die Jacke gibt trotzdem weiter den Bewegungen nach, sehr schön.

Stichwort „dicke Schichten darunter“. Auf der Innenseite findet sich eine dünne, flauschige Schicht Polyestervelour. Man könnte glauben, dies sei jetzt eine etwas wärmere Softshelljacke, aber weit gefehlt.

Polartec Power Shield hält, wie schon erwähnt, zu 98% den Wind ab. Eine kleine Menge Luft kann durch den Stoff zirkulieren. Zuwenig, um auf der Haut direkt als Zugluft spürbar zu sein. Ausreichend, um zusätzlich Feuchtigkeit nach draussen zu transportieren.

Das merkt man auf zweierlei Art. Zum einen bedarf es keines erst aufzubauenden Dampfdruckgefälles, um Feuchtigkeit von innen nach außen zu transportieren. Dieses Merkmal herkömmlicher wasserdichter Jacken fehlt völlig. Der Feuchtigkeitstransport funktioniert in der Kingpin vom ersten Moment an, nicht erst mit einiger Verzögerung.

Zum anderen ist dies, relativ zum Eigengewicht eine, übertrieben ausgedrückt, kühle Jacke. Zusammen mit der Feuchtigkeit wird nämlich auch gleich noch etwas Körperwärme nach draussen transportiert. Im Vergleich mit einer 100% winddichten Softshelljacke ist dies deutlich zu spüren. Während man bei diesen beim Öffnen des Hauptreißverschlusses gleich einen Schwall feuchtwarmer Luft verspürt, ist dies bei der Kingpin deutlich weniger der Fall. Eine zusätzliche dünne Lage untendrunter sollte man daher schon einplanen.

Marmot Logo

Marmot Logo

Bezüglich der Wasserdichtheit, nun ja, das ist so eine Sache. Erst mal sagt Polartec selber, dass Power Shield nur wasserabweisend sei. Marmot macht daraus in der Produktbeschreibung „wasserdicht“. Zudem hat die Kingpin keine verschweißten Nähte. Was stimmt denn nun?

Man könnte sich darauf einigen, dass die Kingpin im normalen Gebrauch dicht genug ist. Das ist schön schwammig, trifft es aber. Sie ist natürlich kein Ersatz für eine richtige Regenjacke. Aber wie oft braucht man die wirklich? Es ist längst Usus, sich auch im Mittelgebirge keine 100m vom geparkten Auto zu entfernen, ohne für den extremsten Dauerregen gewappnet zu sein. Notwendig ist das aber nicht.

Die eigenen Erfahrungen mit der Kingpin lassen sich so zusammenfassen: Solange keine Regenhose benötigt wird, reicht Power Shield allemal. Das Laminat ist dicht, die Nähte sind es natürlich nicht. Wenn da was durchkommt, bedeutet es noch nicht das eigene Ende. Wenn es dann wirklich dauerhaft und lange regnet, muss sowieso zusätzlich eine Regenhose angezogen werden, Wenn schon nicht um trocken zu sein, dann doch um sich gegen Auskühlen zu schützen. Dann lohnt sich auch der Wechsel auf eine 100% dichte Regenjacke.

Marmot Kingpin und Polartec Power Shield, das Fazit

Ohne Power Shield wäre die Kingpin eine Softshelljacke wie jede andere. So aber zeichnet sie folgende Eigenschaften aus:

  • So wasserdicht, wie man es braucht ohne sich von Kopf bis Fuß speziell zu verhüllen.
  • Bessere Atmungsaktivität als vergleichbare Softshelljacken.

Das sind natürlich feine Unterschiede, nicht jeder hat die Möglichkeiten sie selber im direkten Vergleich festzustellen. Man kann natürlich auch einfach sagen, dass die Marmot Kingpin passt, gefällt und eine gute Softshelljacke ist. Das trifft es genauso.

Pro

  • Sehr atmungsaktiv
  • Nahezu wasserdicht
  • Elastisch und raschelarm

Contra

  • Nicht so warm wie es der Stoff vermuten lässt
  • Nichts für Bergtouren

Einsatzbereich

  • Alpinismus, Wandern, Trekking

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Wichtige Daten

  • Preis: 249,95 EUR (UVP)
  • Material: Nylon, Polyester
  • Gewicht: 650 gr./XL

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