Der Hornet 32 ist ein neues Rucksackmodell, bei dessen Entwicklung die Reduzierung des Eigengewichts im Vordergrund stand. Das Resultat ist ein 590 Gramm leichter und dennoch gut ausgestatteter Rucksack, der Einstieg eines Großserienherstellers in den moderaten Leichtbau.

Drei verschiedene Hornet gibt es, mit 24, 32 und 46 Liter Volumen decken sie die gängigen Rucksackgrößen ab. Jedes Modell ist in zwei Rückenlängen, S/M und M/L, sowie einer Farbe erhältlich.

Osprey Hornet 32
Hornet 32 VorderseiteHornet 32 Rückseite

(Alle Photos: Osprey)

Osprey Hornet Test: Konstruktion

Der Hornet 32 ist ein Einkammerrucksack mit der vom Osprey Talon bekannten Fülle an Details und sinnvoller Ausstattung, zu denen noch einige spezielle Leichtbaumerkmale hinzugekommen sind:

  • abnehmbarer Deckel mit Netzinnen- und Außentasche,
  • drei Außentaschen aus elastischem Netznylon,
  • seitliche Kompressionsriemen, 7 mm breit, zweiteilig, über die gesamte Seite,
  • viele angenähte Schlaufen, an denen man bei Bedarf selber Befestigungsschnüre und -gurte, z.B. für Teleskopstöcke, anbringen kann,
  • Schultergurte mit ausgestanztem Schaum und aufgenähten, kleinen Taschen,
  • Hüftgurt mit aufgesetzten Taschen,
  • zwei verschieden starke Nylonstoffe für den Sack, der schwerere entspricht dem leichteren des Talon.

Die Gemeinsamkeiten enden hier, denn das gesamte Tragegestell, Rückenplatte, Schulter- und Hüftgurte, ist völlig anders aufgebaut als vom Talon her gewohnt.

  • dünnere, schmalere, stärker ausgestanzte Schultergurte,
  • eine sehr steife Rückenplatte aus festem Schaumstoff, herausnehmbar,
  • kein höhenverstellbares Rückensystem
  • ein ungepolsterter Hüftgurt ohne jede wie auch immer geartete Versteifung.

Osprey Hornet Test: In der Praxis

Osprey Hornet 32 und Talon 33

Osprey Hornet 32 und Talon 33

Was zuallererst auffällt, der Hornet 32 ist wesentlich kleiner als der Talon 32. Jedenfalls in stärkerem Maße, als die Volumenangabe vermuten lässt.

Der Ursprung dafür liegt in der Rückenlänge des Hornet. Er ist, bei gleicher Größe M/L, 5 cm kürzer als der Talon 32. Das hat Auswirkungen weit über das Volumen hinaus, denn es bedeutet, dass dieser Rucksack für große Menschen völlig ungeeignet ist. Ist der Talon 33 in der Rückenplatte länger und zudem mit einer Höhenverstellung der Schultergurte ausgestattet, was ihn auch für 180+ cm große Menschen gut tragbar macht, so endet der Einsatzbereich des Hornet 32 in Rückenlänge M/L bei Körpergrößen unter 175 cm.

Osprey Hornet 32, Schultergurt

Osprey Hornet 32, Schultergurt

Der Tester, 172 cm groß und mit einem eher kurzem Rücken gesegnet, konnte ihn noch so tragen, dass der Hüftgurt an der richtigen Stelle und oben/vorne an den Schulter genug Schulterriemenpolsterung vorhanden war. Gut zu erkennen ist dies an der Positon der auf die Schultergurte aufgesetzten Netztaschen, diese sitzen direkt am Schlüsselbein und sind deshalb kaum nutzbar. Der höhenverstellbare Brustgurt ist auch schon in der untersten Stellung. Zwei Größen sind bei diesem Rucksackkonzept eben einfach zu wenig. Warum Osprey den sinnvollen Verzicht der Höhenverstellung nicht mit einer dritten Größe kompensiert hat, bleibt ein Rätsel. Denn so ist der Hornet 32 nur etwas für „kleine Leute“.

Osprey Hornet 32, Hüftgurt

Osprey Hornet 32, Hüftgurt

Anders als gewohnt ist auch der Hüftgurt. Dieser kommt nämlich ohne jede Polsterung bzw. Versteifung daher. Das ist durchaus positiv für den, der ihn sowieso nicht nutzt bzw. jedwede zu sehr ausgeprägte Versteifung als unnötig empfinden würde. Zu dick gepolsterte Hüftgurte können durchaus störend sein, z.B. beim Mountainbiken und CC-Langlauf. Deuter verfolgt ein ähnliches Konzept beim Erfolgsmodell Transalpine, aber während dort die ungepolsterten Hüftgurtflossen steif genug sind um Lasten zu übertragen, sind die des Hornet nur lappig und weich. Osprey hat hier etwas übertrieben, bei aufgesetztem, beladenen Rucksack ist es problemlos möglich, die Hüftgurtflossen auf weniger als ein Drittel ihrer ursprünglichen Höhe zusammenzudrücken. Da wird kaum Last übertragen. Schade, denn die verbaute Rückenplatte ist mehr als steif genug, um auch größere Lasten gut zu stabilisieren und auf die Hüfte zu übertragen.

Osprey bewirbt den Hornet mit „…stripped to the essentials for ultra-runners, adventure racers, peak baggers – anyone who aspires to move fast with minimal weight.“ (Text: Osprey). Na fein, aber dann hätte man auch gleich auf den konstruktionstechnischen Aufwand eines solchen Hüftgurtes verzichten können und in wahrer Ultraleichtmanier einen wirklich minimalistischen, abnehmbaren aus 40-50 mm Gurtband realisieren sollen. Das ist z.B. bei Kletterrucksäcken durchaus üblich und diese Gurte bieten, über ihren gesamten Umfang betrachtet, immer noch mehr Kontaktfläche als die am Hornet vorzufindende Konstruktion. Abgesehen davon sind es ja nicht immer nur die Bergflöhe und Rennspargel, die leichte Ausrüstung benutzen möchten. Dieser Wunsch ist durchaus auch bei den weniger „extremen“ Nutzern vorhanden.

Osprey Hornet 32, Hüftgurtmodifikation

Osprey Hornet 32, Hüftgurtmodifikation

Denn dass ist die Crux, dieser Rucksack stellt ein wirklich gelungenes Konzept dar: eine (voluminöse) Zuladung bis ca. 6 Kg mit möglichst geringer „Umverpackung“ gut zu verstauen und zu transportieren. Aber wer eben ein kleines bischen Komfort durch gelungene Lastübetragung auf die Hüfte haben will, der muss den Hüftgurt selbst modifizieren. Das ist zum Glück ganz einfach zu bewerkstelligen. Zwei Stück steifen Isomattenschaumstoffs, 5,0 mm dick, werden auf das Innenmaß der Hüftgurttaschen zurechtgeschnitten und lose eingelegt. Der Unterschied, selbst mit dieser einfachen Konstruktion, ist drastisch. Der Hüftgurt gewinnt an Stabilität und überträgt Last, so wie er es soll. Der Aufwand für diese Modifikation ist minimal, dito die Kosten und der Gewichtszuwachs bei einem Paar, in der Form und Größe wie abgebildet, beträgt nur 9,0 Gramm. Voll MTB-tauglich ist der Hüftgurt dann auch noch, da behindert nichts, auch nicht in sportlich-überstreckter Sitzposition.

Osprey Hornet Test: Fazit

Der Hornet ist vom Konzept her ein wirklich gelungener Rucksack. Leicht, gut ausgestattet und, im Gegensatz zu oftmals nur über das Internet erhältlichen Leichtrucksäcken von Kleinstherstellern, auch im normalen Fachhandel, so er Osprey führt, auszuprobieren und erhältlich.

Er ist definitiv kein Ersatz für einen Talon 33. Während dieser, sorgfältig gepackt, Lasten im 10 Kg-Bereich problemlos verdaut und sich dann erst die vergleichsweise weiche Rückenplatte bemerkbar macht, ist im direkten Vergleich beim Hornet 32 bei 7 Kg Gesamtgewicht definitv Schluß, auch mit modifiziertem Hüftgurt. Schon da schneiden die Schultergurte stark ein und man merkt, dass der Hüftgurt keine steife, stabile Verbindung zum Sack selber hat.

In diesem Zuladungsbereich um 6 Kg aber kann er glänzen, vor allem weil man eben nicht, wie bei anderen Herstellern üblich, so viel nutzloses Rucksackeigengewicht mit sich rumschleppt. Warum sollte man 20 – 30% Verpackungsgewicht ertragen, wenn es 10% auch tun?

Bleibt das Problem der fehlenden großen Größe, denn es sind nicht eben wenige Menschen, die über 175 cm groß sind und für die derzeit ein Hornet völlig außer Reichweite ist. Da sollte Osprey schleunigst nachbessern. Jedenfalls ist der Hornet 32, mit geringen Modifikationen, ein geeigneter Rucksack um die eigene Traglast signifikant zu reduzieren. Er ist wahrlich nicht perfekt, aber doch ein erfreulicher erster Beitrag eines großen Herstellers zu sinnvoller Gewichtsreduktion bei Rucksäcken.

Pro

  • Richtig leicht
  • Schöne Detaillösungen

Contra

  • Ungepolsterter Hüftgurt

Einsatzbereich

  • Universell

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Wichtige Daten

  • Preis: 110,- EUR (UVP)
  • Gewicht: 590 gr.
  • Volumen: 32 l
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