Mit dem Namen Minox assoziiert man wohl erst mal keine Ferngläser. Bekannt wurde diese 1945 gegründete Firma durch Photoapparate im Klein- und Kleinstformat. Seit 1993 gibt es bei Minox aber auch Ferngläser. Aus dem mittlerweilen sehr umfangreichen Sortiment wurde das HG 8×33 BR als Testobjekt ausgewählt. Die HG-Linie ist die zweite von oben bei Minox, das 8×33 mit seinen Leistungsdaten ein typischer Allrounder.

Minox Hg 8x33 BR

Minox Hg 8×33 BR

Die oberste Mittelklasse/untere Oberklasse ist bei Ferngläsern die wohl interessanteste. Bei „Straßenpreisen“ unter € 1000,- (der UVP des Hg 8×33 BR beträgt € 1187,00) bekommt man optische und mechanische Spitzenleistung. Man verzichtet auf das Image und die geringfügig bessere optische Leistung der absoluten Oberklasse und erwirbt ein exzellentes Fernglas. Für sehr viel weniger Geld als bei den Topmodellen und ohne praxisrelevante Einschränkungen. Eine Vernunftentscheidung eben.

Minox Hg 8×33 BR Test: Die Haptik

Das will aber nicht heißen, dass dieses Minox nichts hermacht, ganz im Gegenteil! Schon beim Auspacken fallen einige Dinge auf:

  • Dieses Fernglas ist ein ganz solides Stück Technik. Quadratisch und wuchtig in der Hand. Kein Wunder bei einem Gewicht von 654gr.
  • Die Haptik ist ein Traum. Eine dicke, mattierte Gummierung bietet schon mal sehr guten Grip. Dazu noch ein gutes Volumen, welches die Hände satt ausfüllt.
  • Von der optischen Anmutung her dominiert ganz klassisch mattschwarz und metallisches Silber. Das sieht einfach toll aus.

Minox Hg 8×33 BR Test: Die Mechanik

Die Mechanik kann gleichermaßen überzeugen. Die Knickbrücke z.B. ist genau im richtigen Maß schwergängig. Die Fokussierung läuft satt und völlig spielfrei. Unterschiedliche Übersetzung über den Einstellbereich passt die Scharfstellung den praktischen Erfordernissen an: Geringe Übersetzung im Nahbereich für feine Scharfstellung mit den dort unvermeidlich kleinen Schärfetiefen. Starke Übersetzung bei den größeren Entfernungen für schnelles Erfassen und Scharfstellen.

Die Fokussierwalze selber ist sehr griffig mit ihrem strukturierten Oberfläche, selbst mit schwitzigen Fingern bot diese einen guten Halt. Ein nettes Extra ist die Entfernungsskala auf der Oberseite. Mit etwas Übung lässt sich so die Scharfstellung problemlos vorab auf das Zielgebiet eingrenzen.

Der Auszug der Okulare lässt sich stufenweise verstellen. Sie rasten sauber ein, haben aber geringfügiges seitliches Spiel in ihren Rasterungen. Alles noch im Rahmen.

Die Einstellung des Dioptrienausgleichs am rechten Okular erfolgt über einen Ring. Dieser wird zur Entriegelung angehoben und dann in sehr kleinen, sauber rastenden Stufen verstellt. Im gesamten Testzeitraum hat sich diese Einstellung auch nicht verändert. Sehr gut.

Minox Hg 8×33 BR
Minox Hg 8x33 BR Entfernungsskala auf der FokussierwalzeMinox Hg 8x33 BR, griffige Oberflächen an den Kontrollen
Entfernungsskala auf der WalzeGriffige Oberflächen bei den Kontrollen

Aber all dies zählt nichts, wenn die optische Leistung nicht stimmt. Und das Minox Hg 8×33 BR liefert eine sehr gute optische Leistung.

Minox Hg 8×33 BR Test: Die optische Leistung

Das Einblickverhalten. Dieser sehr subjektive Faktor bestimmt gleich zu Anfang, ob man ein Fernglas auch wirklich genießen kann. Für den Autor war es gut, aber nicht sehr gut. Es gab deutliche Abschattungen, wenn das Fernglas nicht perfekt angesetzt wurde. Große Augenhöhlen und tiefliegende Augen sind wohl nicht das Metier dieses Fernglases. Aber, wie gesagt, höchst subjektiv. Andere Nutzer hatten damit keine Probleme und hier zeigt sich wieder, dass Menschen sehr verschieden sind und jeder anders bewertet.

Ein helles und kontrastreiches Bild wird geliefert, nicht ganz so hell wie die Topmodelle um die € 2000,-. Aber viel wichtiger, die Schatten saufen nicht ab und die Lichter sind nicht ausgewaschen. Das Minox zeigt die Details in den Extrembereichen, ohne das der Gesamtkontrast leidet.

Die Bildschärfe in der Mitte ist exzellent und lässt zum Rand hin nur sehr wenig nach. 80% des Sehfeldes (welches reichliche 142m groß ist) sind voll nutzbar. Die äußeren 20% zeigen diverse Bildfehler (z.B. Koma), man nutzt sie nur zum peripheren Erfassen des Raums.

Papiertest nach W.E.Schön

Papiertest nach W.E.Schön

Farbsäume waren in der der Bildmitte bei hochkontrastigen Objekten sichtbar, aber nie störend. Die Farbwiedergabe ist angenehm neutral. Nicht zu warm und nicht zu kalt. Alles Merkmale für ein hochwertiges Fernglas.

Eine leichte Bildfeldkrümmung ist auch vorhanden. Bedeutsam wäre sie nur, wenn man sich der Beobachtung zweidimensionaler Objekte (z.B. Reklametafeln) verschrieben hätte. Aber die Natur ist nun mal dreidimensional, da stört dies nicht im geringsten.

Geboten wird von Minox hier eine rundum harmonische optische Leistung, die nur im direkten Vergleich mit den teuersten Konkurrenten hier und da leichte „Schwächen“ aufzeigt. So wie ein Fernglas dieser Preisklasse halt sein muss.

Geradezu klassisch ist die Aufteilung des Bildfeldes bezüglich der Nutzbarkeit. 80% des Sehfeldes sind optisch Top, ausgefallenere Extras wie Schärfe bis zum Rand würde nur den Preis drastisch nach oben treiben. So werden Ferngläser seit Urzeiten konstruiert und diese Konzentration auf das Wesentliche und Erprobte bringt nun mal ein ausgeglichenes Ergebnis mit sich.

Aber ein Detail gibt es, da hebt sich dieses Fernglas aus der Masse heraus. Kein Dachkantprismenglas bisher bot diesen 3D-Effekt in der Betrachtung. Der ist normalerweise Porroprismengläsern mit ihrem größeren Objektivabstand vorbehalten. Dass nämlich nicht ein flaches, zweidimensionales Bild dargestellt wird. Sondern die Tiefe des Raumes auch plastisch herausgearbeitet wird. Wenn man durch das Minox schaut, sieht man räumlich. Und das ist gut so.

Minox Hg 8×33 BR Test: Das Zubehör

Minox Hg 8x33 BR, Tragetasche

Minox Hg 8×33 BR, Tragetasche

Ein wenig Kritik muss am Schluss auch sein. Nicht am Fernglas, das ist gut so wie es ist. Aber an der mitgelieferten Tragetasche, denn die ist schlichtweg zu klein. Da fehlen rundherum ein paar Millimeter und nach oben hin einige Zentimeter. Mit herausgedrehten Okularen und aufgesetztem Okularschutz lässt sich diese Tasche nicht schließen.

Man muss die Okulare vollstandig runterdrehen um dann immer noch mit Kraftaufwand den Deckel schließen zu können. Will heißen, einfach und schnell verstauen ist nicht. Will auch heißen, nach jeder Entnahme muss man – so man kein Brillenträger ist – erst mal alles wieder so einstellen, wie man es braucht. Das ist völlig unakzeptabel und dieses Fernglases nicht würdig. Da muss Minox nachbessern und dem Käufer eine Alternative bieten. Aber das ist es auch schon an Kritik. Was ist schon eine popelige Tasche, wenn es um ein so gutes Fernglas geht?

Minox Hg 8×33 BR Test: Fazit

Das Minox Hg 8×33 BR ist jedenfalls ein rundum gelungenes Fernglas. Optisch und feinmechanisch voll auf der Höhe der Zeit, bietet es sehr viel Leistung fürs Geld. Warum mehr ausgeben, wenn man für weniger als € 1000,- solche Qualität geliefert bekommt?

Minox Hg 8x33 BR, made in germany

Minox Hg 8×33 BR, made in germany

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