Der Komperdell Approach Carbon ist ein vierteiliger faltbarer Trekkingstock mit dem extrem geringen Packmaß von nur 35,5 cm. Dies ist seine Domäne: zusammengefaltet nicht im Weg und im Gebrauch robust und hoch belastbar. Die Zeitschrift „Bergsteiger“ gab ihm in der Ausgabe 04/2011 den „Bergsteiger Tipp Extrem“.

Komperdell Approach Carbon, 120 cm, gefaltet

Komperdell Approach Carbon, 120 cm, gefaltet

Test Komperdell Approach Carbon

Konstruktion und technische Daten

Mit einem Gewicht von 226 gr. pro Stück in der getesteten 120 cm Version repräsentiert der Approach Carbon von Komperdell nicht den kompromisslosen Leichtbau, sondern bildet eine Balance aus hoher Belastbarkeit und trotzdem geringerem Gewicht als üblich. Geschuldet ist dies dem Material Karbon, dass es ermöglicht, bei gleichem Materialeinsatz Rohre höherer Steifigkeit zu konstruieren als dies mit dem konventionellen Material Aluminium möglich wäre, sowie dem Verzicht auf eine individuelle Längenverstellbarkeit.

Der direkte Vergleich mit einem parallel getesteten Komperdell Contour Titanal hat dies gezeigt. Letzterer hat Rohrdurchmesser von 16/14/12 mm, wiegt mehr (266 gr.) und ist bei Auszug auf 120 cm nicht ganz so biegesteif wie der Approach Carbon mit seinen im Durchmesser durchgängig 16,5 mm messenden Karbonsegmenten.

Die technischen Daten im Vergleich:

Komperdell Approach Carbon und Contour Titanal
MaterialGewichtRohrdurchmesserPackmaßLänge
Karbon226 gr.16,5 mm35,5 cm115-135 cm, 5 cm Stufen
Aluminium266 gr.16/14/12 mm70 cmstufenlos 69-145 cm
Komperdell Approach Carbon, Kupplung

Komperdell Approach Carbon, Kupplung

Von der Konstruktion her entspricht der Approach Carbon gängiger Lawinensondentechnologie. Ein durchgängiges, elastisches Dynemaseil verbindet die Segmente, Kupplungsstücke aus Aluminum mit einer Einstecktiefe von 40 mm verbinden sie spielfrei mit einem Bajonetverschluss. In einer bestimmten Position ansetzen, zusammenschieben und mit einer Viertelumdrehung ist das Segment dann verriegelt. Wichtig ist, die Kupplungsstücke sauber zu halten: abspülen mit Wasser, trocknen lassen und vielleicht etwas Silikonspray ist alles, was dafür notwendig ist. Griffe und Spitzen/Teller kann man selber austauschen. Wenn an den Segmenten etwas repariert werden muss, wird der Stock zu Komperdell eingeschickt. Da punktet wieder der Contour Titanal, der problemlos in Eigenregie repariert werden kann und mit seinen Exzenterklemmhebeln blitzschnell zu verstellen ist, dagegen ist der Approach Carbon umständlich und langsam in der Bedienung.

Test Komperdell Approach Carbon: In der Praxis

Das ist der erste Eindruck, wenn man den Approach Carbon in die Hand nimmt: gefaltet ist er winzig. Nicht jeder nutzt sein Paar Stöcke ununterbrochen, sondern z.B. während einer Wanderung nur zur Unterstützung für bergauf und -ab oder auch für den Zustieg zu einer Klettertour. Wenn dann 65 – 70 cm zusammengeschobenen Teleskopstocks außen am Rucksack baumeln, ist das bestenfalls nur lästig, kann aber auch ernsthaft behindern. Beim klein verpackbaren Approach Carbon gibt es kein Hängenbleiben beim Klettern, weshalb der Bergsteiger 04/2011 ihn auch als „… ideal für Klettern/Klettersteige(n)…“ einstuft.

Komperdell Approach Carbon und Contour Titanal

Komperdell Approach Carbon und Contour Titanal

Im Gebrauch erweist sich der Approach Carbon dann jedem Aluminiumteleskopstock als ebenbürtig. Normalerweise werden dreiteilige Teleskopstöcke mit zwei verschiedenen Abfolgen von Rohrdurchmessern gefertigt:

  • 18 – 16 – 14 mm
  • 16 – 14 – 12 mm

Die Unterschiede in der Steifigkeit sind bei diesen Modellen sehr ausgeprägt, ist doch der Rohrdurchmesser der bestimmende Faktor für die Steifigkeit eines Rohres. Der Approach Carbon mit seinen in den Karbonsegmenten durchgängig 16,5 mm Durchmesser sitzt genau zwischen den o.g. Aluminiumvarianten.

Dementsprechend konnte er auch mit dem vollen Körpergewicht (90 Kg plus Rucksack) des Testers belastet werden, nie kam der Eindruck auf, dass da etwas zu sehr nachgibt. Komperdell gibt keine Gewichtsbeschränkung für diesen Stock und das deckt sich auch mit dem in der Praxis gewonnenen Eindruck: dieser Stock steht!

Karbon hat gegenüber Aluminium den Nachteil der höheren Kerbempfindlichkeit. Kraftvoller Kontakt mit scharfen Kanten sollte generell vermieden werden. Tiefe Kratzer können wie Sollbruchstellen wirken. Komperdell hat auch deshalb das unterste, konisch zulaufende Segment aus Aluminium gefertigt. Unvermeidbarer Kontakt mit Steinen etc hinterlässt so nicht mehr Spuren als bei einem konventionellen Teleskopstock, zumindest am untersten Segment.

Griff Komperdell Approach Carbon

Griff Komperdell Approach Carbon

Der Griff besteht aus leichtem EVA-Schaum mit einer verlängerten, stark geriffelten Griffzone. Er lässt sich in jedem Bereich gut greifen und die Griffverlängerung ermöglicht es, den Stock in sehr steilem Gelände kürzer zu greifen. Sinnvoll und notwendig, da ja keine Längenverstellbarkeit gegeben ist.

Auch für gemäßigteren Einsatz als den Zustieg zu Klettertouren eignet sich der Approach Carbon. Auf Wanderungen gefällt vor allem, dass er so leise ist. Kann man sonst im Wald vor lauter „Klack-Klack-Klack“ der Metallspitzen kaum die Stille geniessen, so hört man bei einem Karbonstock fast nichts, denn ein Karbonrohr bildet nicht einen solchen Resonanzkörper wie ein Aluminiumrohr. Diese karbonimmanente Geräuschdämpfung funktioniert allerdings nicht so gut bei dem allgegenwärtigen „Spitzen-durch-den-Schotter-ziehen“ a la NW-Stockschlurfer, aber das macht der fachkundige Wanderer mit seinen Trekkingstöcken ja auch nicht. Jedenfall ist der Approach Carbon so leise, dass man neben einem ohne Gummipuffer in Benutzung befindlichen Paar herlaufen kann, ohne genervt zu werden.

Bezeichnend für den Eindruck, den ein Paar Komperdell Approach Carbon hinterlassen kann, sind die Kommentare von Co-Testerin K., mit 30 Jahren Wandererfahrung, davon 15 Jahren der Stockbenutzung, sowie einem generellen Mißtrauen gegen alle sog. „Innovationen“ gesegnet:

  • nach 5 min. : was ist daran jetzt besonders?
  • nach 30 min. : der ist wirklich angenehm zu benutzen,
  • nach Abschluss der Tour: kann ich den das nächste Mal wieder haben und gibt es ihn auch mit Korkgriff?

Auch das zuerst mit Stirnrunzeln kommentierte Fehlen einer Höhenverstellung bzw. „integrierten Stoßdämpfung“ war hinterher kein Thema mehr. Letzteres wurde nicht vermisst und ersteres konnte problemlos dadurch umgangen werden, dass die Stöcke im Griff etwas tiefer gefasst wurden. Eine sinnvolle Abstufung in 5 cm-Schritten und eine Griffform, welche die Hand nicht in eine einzige Position zwingt, ermöglichten dies.
Jedenfalls war ihr einziger Kritikpunkt das Griffmaterial und das ist nun mal Geschmackssache und völlig subjektiv. Trotzdem wäre es schön, wenn es auch einen zwar ein wenig schwereren, aber doch angenehmer zu greifenden Korkgriff gäbe.

Die zuerst und auf dem Papier nur als marginal empfundene Gewichtsersparniss von 40 gr. pro Stock, verglichen mit dem Contour Titanal aus Aluminium, erwies sich in der Praxis für den zweiten Tester dann doch noch als Vorteil. Geringere zu schwingende Masse bedeutet eine geringere Belastung für die Hände, für jeden, der durch Rheuma bzw. Arthritis vorgeschädigt ist, ein wahrer Segen. Dazu noch die eingebaute, karbontypische Stoßdämpfung und der Rückweg zu Aluminiumstöcken ist auf ewig verwehrt.

Komperdell Approach Carbon, Teller

Komperdell Approach Carbon, Teller

Kritisiert werden muss die Tellerkonstruktion. Ohne Werkzeug bzw. zerstörungsfrei sind diese kaum zu demontieren, wer evtl. auf größere Schneeteller wechseln will, hat erst mal zu tun. Dabei gibt es doch bei Komperdell ein simples System, mit dem die Teller aufgesteckt und durch Drehung verriegelt werden, Der Contour Titanal hat es, warum also nicht der Approach Carbon? .Auch wäre es nett, wenn die mitgelieferten Teller von vornherein eine Aussparung für ein Stocksegment hätten, damit man den Stock enger zusammenlegen kann. Das ist zwar selber schnell mit einem scharfen Messer erledigt, aber auch solche Kleinigkeiten bestimmen den Gebrauchswert. Bei einem UVP von immerhin € 149,95 sollte derlei Aufmerksamkeit fürs Detail inklusive sein.

Nachtrag: Laut Komperdell ist ein verriegeltes Tellersystem a la Contour beim Approach nicht sinnvoll, denn..“ leider ist das Vario-System nicht möglich, da sich das Teller mitdrehen muß, weil ansonsten durch die natürliche Bewegung beim Stockeinsatz (leichte Drehbewegung) die Stocksegmente nicht so gut halten würden bzw. sich die Fixierung lösen würde…wir (arbeiten) schon daran… (Zitat: Komperdell).

Test Komperdell Approach Carbon: das Fazit

Komperdell Contour Titanal und Approach Carbon am Osprey Talon 33

Komperdell Contour Titanal und Approach Carbon am Osprey Talon 33

Die Vorteile des Komperdell Approach Carbon liegen eindeutig im Packmaß. Er ist sehr viel kleiner verpackbar als ein vergleichbarer Teleskopstock, stört überhaupt nicht am oder im Rucksack. Ein Vorteil, an den man sich erst mal gewöhnen muss, genauso wie an das etwas umständliche Verriegeln jedes einzelnen Segments, aber hinterher fragt man sich dann doch ganz schnell, wie man so lange mit diesen sperrigen Aluminiumstöcken leben konnte. Die Konsequenz ist dann, dass die Stöcke auch öfters mitgenommen werden, eben weil sie nicht stören und belasten. Und was nützt ein toller Stock zu Hause, der dann auch dort bleibt, weil er zu umständlich zu transportieren ist?

Weiterhin dämpft Karbon den Aufprall der Hartmetallspitze auf dem Boden richtig gut ab, es gibt keinen Grund mehr, die manchmal doch rutschigeren Gummipuffer zu montieren. Dazu kommt dann noch die wesentlich geringere Lärmbelästigung im Vergleich mit Aluminiumstöcken, kein weithin hallendes „Klack-Klack“ mehr. Das etwas geringere Gewicht läßt auch die Hände nicht so schnell ermüden, wer dieses Problem kennt, weiß was gemeint ist.

Auch der Preis relativiert sich, wenn man den Approach Carbon mit ähnlich hochwertigen Stöcken aus Aluminum vergleicht. Der oben erwähnte und abgebildete Contour Komperdell Titanal hat einen UVP von € 99,95 und große Vorteile durch seine schnelle und individuelle Verstellbarkeit sowie die Wartungs-und Reparaturreundlichkeit. Aber in Punkto Packmaß fällt er nun mal drastisch ab, der Approach Carbon stört beim Transport weniger und der „beste Stock“ ist nun mal der, den man dabei hat. Da stellt sich schon die Frage ob die Mehrausgabe, gemessen an der Nutzungsdauer, nicht doch sinnvoll ist.

In Anbetracht der üblichen Lebensdauer von hochwertigen Stöcken, der erweiterten Nutzungsmöglichkeiten des Approach Carbon und der karbontypischen Vorteile ist der Preis nur ein Aspekt und es ist sinnvoll, ihn nicht auf diesen zu reduzieren. Zumal man den Approach auch in einer Aluminiumversion für € 99,95 bekommen kann. Wer das Konzept des Faltstocks überzeugend findet, kein Karbon braucht oder unter der Schwelle von € 100,00 bleiben will, hat hier die Wahl.

Überzeugend konstruiert, voll tauglich für jedweden Einsatzbereich, dazu noch unauffällig zu transportieren, verdient der Komperdell Approach eine Kaufempfehlung von outdoor-professionell.

Pro

  • Klein verpackbar
  • Robust
  • Steif

Contra

  • Hochpreisig
  • Umständliches Zusammenstecken

Einsatzbereich

  • Universell

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Wichtige Daten

  • Preis: 149,95 EUR (UVP)
  • Material: Karbon, Aluminium
  • Gewicht: 452 gr./120cm

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