Eden Quality XP Test: Die Marke
Ferngläser der Marke Eden Quality gibt es nicht im Geschäft um die Ecke zu kaufen, sondern nur im eigenen Webshop. Die holländische Kato Group kauft für Ihre Eigenmarke nach eigenen Spezifikationen gefertigte Ferngläser ein und vertreibt diese. Das ist nicht eben ungewöhnlich und auch kein Nachteil.
Produktionsstandort China ist dies auch nicht. So ziemlich alle auf dem deutschen Markt angebotenen Ferngläser unter € 600,- kommen von dort. (Von den übrigen Konsumgütern in unseren Haushalten ganz zu schweigen.)
Eden Quality XP Test: Direktvertrieb
Direktvertrieb hat den großen Vorteil, dass es weniger Zwischenhändler gibt, die auf den Preis aufschlagen. So bekommt man ganz grundsätzlich mehr fürs Geld. Grund genug, sich zwei Ferngläser dieser Marke mal genauer anzusehen. Angefragt wurde das Eden Quality XP 8×42, geliefert wurde dieses und das baugleiche 10×42. Jedes dieser Ferngläser kostet € 279,-, das entspricht dem unteren Bereich der Mittelklasse bei Ferngläsern. Hier bekommt man ordentliche Ware in sauberer Verarbeitung und mit einer praxisgerechten optischen Leistung.
Anmerkung: Technische Daten wird man vergebens suchen, die können auf der Herstellerseite abgerufen werden. Zwei Themen werden nur besprochen,
- die optische und mechanische Qualität und
- die unvermeidlichen Einschränkungen einer preisgünstigen Produktion.
Eden Quality XP Test: Mechanik und Haptik
Die beiden Ferngläser machen direkt aus der Kiste einen guten Eindruck. Eine angenehm griffige Gummierung und ausgewogene Gewichtsverteilung ist schon mal ein Plus. Die Knickbrücke läßt sich mit wohldosiertem Kraftaufwand verstellen, jede Einstellung bleibt erhalten. Die Diopterverstellung erfolgt über einen ungesicherten Ring am rechten Okular. Intelligenterweise verwendet man hier ein tixotrophes Fett. Das bedeutet ganz simpel, dass das Fett im Ruhezustand zäh wird und die Einstellung sichert. Dreht man den Einstellring, wird das Fett weich und die Mechanik schön leichtgängig. Die „Methode Ketchup“ sozusagen. Eine preisgünstige und gut funktionierende Lösung.Das wichtigste mechanische Bauteil an einem Fernglas ist die Fokussierung. Hier darf nichts schlabbern, ruckeln oder sonstwie unregelmäßig laufen, das würde nur nerven. An beiden Ferngläsern war die Fokussierung denn auch gleichmäßig und spielfrei, das ist sehr gut. Beim 8×42 war sie leichtgängiger eingestellt als beim 10×42, das ist der Serienstreuung zu verdanken und fällt nur im direkten Vergleich auf.
Eden Quality XP Test: Schwankungen in der Fertigung
Die Serienstreuung war denn auch für ein sehr ungleichmäßiges erstes Testergebnis verantwortlich. Es gab sehr große Unterschiede in der optischen Leistung bei diesen beiden Ferngläsern. Eines war toll, das andere eine Gurke. (Doch davon später mehr.)
Die Ursache dafür liegt im Preis und damit der preisgünstigen Produktion. Qualitätskontrollen werden von Menschen durchgeführt und das kostet nun mal Geld. Auch in China arbeitet geschultes Personal nicht für umsonst, also wird daran gespart. So etwas findet man überall, einfache ökonomische Realität. Je enger die Toleranzen und je mehr kontrolliert wird in einer Produktion, desto teurer ist das Produkt. € 279,- sind wenig Geld für ein Fernglas und deshalb muss man immer damit rechnen, auch mal ein unterdurchschnittliches Exemplar zu erwischen.
Das ist nun mal so und als Verbraucher muss man eben damit umgehen. Entweder sehr viel mehr ausgeben oder kritisch einkaufen und kontrollieren. Was tut man, wenn man so ein mangelhaftes Testexemplar erwischt? Man ruft einfach beim Händler an. In diesem Fall war die Antwort: „Wir schicken Ihnen ein neues Fernglas und sie vergleichen beide.“
Klar wird jetzt manch einer sagen, den Tester behandeln sie bevorzugt, wie wäre es mit mir als normalen Kunden? Nun, gäbe es eine bevorzugte Behandlung, dann hätte wohl jemand bei Kato im Lager so lange gesucht, bis zwei perfekte Exemplare gefunden worden wären. Zum anderen gab es noch diesen zweiten, wichtigen Satz in der Antwort von Kato: „Wir haben nicht mehr so viele Exemplare auf Lager und die sind für unsere Kunden reserviert, bitte haben Sie etwas Geduld bis wir mehr bekommen.“ Klingt nicht gerade nach bevorzugter Behandlung, oder?
Eden Quality XP Test: 8×42 und 10×42, die optische Qualität
Jetzt erst geht es also um das, was wirklich wichtig ist, die optische Leistung dieser Ferngläser. Fangen wir mal mit dem 8×42 an.Für € 279,- kann man keine optischen Wunder erwarten und der Autor, verwöhnt durch eintausend Euro teure Ferngläser, war dennoch angenehm überrascht.
Ein helles, brilliantes und kontrastreiches Bild bekommt man geliefert, das ist schon mal gut. Einen sauberen Einblick gibt es durch gut verstellbare Okulare mit einem Austrittspupillenabstand von immerhin 18mm. Auch dies ist ein sehr konkurrenzfähiger Wert.
Das Sehfeld beträgt 129m auf 1000m und braucht sich damit nicht zu verstecken, teurere Ferngläser schaffen weniger. Direkt nutzbar von diesem Bildfeld sind die inneren 60%. Das ist ein dem Preis angemessener Wert, Bildschärfe in der Mitte ist billig, am Rand käme sie sehr viel teurer.
Und die Bildschärfe ist in der Mitte wirklich gut. Sie reicht für alle Anwendungen unter normalen Bedingungen aus. Die schnelle und saubere Fokussierung lässt keinen Zweifel daran, ob man jetzt die maximale Schärfe erreicht hat. Scharf oder nicht scharf,man sieht es sofort, so soll es sein. Alles andere würde beim entspannten Beobachten nur stören. Da vermisst man in der Praxis wirklich nichts. Die Unschärfe am Rande des Sehfeldes behindert auch nicht das so wichtige periphere Sehen. Bei der Vogelbeobachtung z.B. kann man auch mit diesem Glas eine Bewegung am Rande des Sehfeldes wahrnehmen und entsprechend umschwenken. Mehr braucht es nicht in der Praxis.
Von den Farben her ist das XP 8×42 leicht warm abgestimmt, das ist für die Augen angenehm. Der Papiertest lieferte ein zufriedenstellendes Ergebnis. Farbsäume (chromatische Aberrationen) waren im gesamten Bildfeld vorhanden und auch sichtbar. Das ist in dieser Preisklasse durchaus normal, aber sie waren gering genug um nicht zu stören.
Sehr gut kontrolliert wurde das Streulicht. (Fast) nichts nervt beim Fernglasgebrauch mehr als dieser permanente weiße Schleier über Teilen des Bildes. Das 8×42 zeigte nur wenig davon und das auch nur in den extremeren Anwendugen.
Eden Quality XP Test: Noch nicht das Fazit
Wenn es jetzt nur um das 8×42 ginge, dann würde das Fazit kurz und knapp ausfallen, „ein richtig gutes Fernglas für das Geld.“ Aber leider war da ja noch das 10×42.
Zwei Dinge haben das erste Exemplar zur Gurke gestempelt, die erreichbare Bildschärfe und das Streulichtverhalten. Beides war so richtig schlecht, nicht nur im Vergleich zum 8×42.
Ganz grundsätzlich zur Selbstkontrolle:
- Wenn man nur schwer scharfstellen kann, wenn es einfach nicht richtig ersichtlich wird, ob maximale Schärfe erreicht wird, dann stimmt etwas nicht. Beim 10×42 war das im normalen Gebrauch ersichtlich und auch beim Einstellen des Dioptrienausgleichs. Es bedurfte immer mehrerer Versuche, man musste immer hin- und herdrehen um ein scharfes Bild zu bekommen. Und selbst dann war es nicht so tolle.
- Wenn selbst bei bedecktem Himmel dieser unerwünschte Grauschleier zu sehen ist, dann stimmt auch etwas nicht. Beim 10×42 war dies der Fall, man musste es gegen den Boden richten, um davon verschont zu bleiben. Ansonsten war immer der untere Teil des Bildes verschleiert. Sowas geht gar nicht.
Das zweite Exemplar war da schon viel besser. Es ließ sich gut scharfstellen und auch das Streulichtverhalten war deutlich geringer. Welten liegen zwischen diesen beiden Ferngläsern. Wollte man so etwas grundsätzlich vermeiden, würde das eine „langsamere“ Produktion und eine intensivere Qualitätskontrolle bedeuten. Dafür müßte der Kunde dann eben sehr viel höhere Preise in Kauf nehmen. Will er aber nicht, deshalb müssen diese grundsätzlichen Vor-und Nachteile bei (relativ) preisgünstigen technischen Geräten in Kauf genommen werden.
Eden Quality XP Test: 8×42 und 10×42, jetzt das Fazit
Einen ganz klaren Gewinner gibt es dennoch in diesem Test, es ist das XP 8×42. Nicht wg. der oben genannten Schwierigkeiten, es hätte auch anders herum laufen können.
Nein, das XP 8×42 ist einfach das ausgewogenere Fernglas. Man verwackelt weniger leicht mit 8x und das Bildfeld ist nun mal deutlich größer. Beides Faktoren, welche die universellen Nutzung unterstützen. (OK, der Autor bevorzugt große Bildfelder und nicht zu starke Vergrößerungen, auch das kann eine Rolle spielen.) Aber in punkto Scharfstellung war das 8×42 besser als sein großer Bruder. Und beim Streulichtverhalten waren auch Unterschiede zu bemerken. Das kann sehr wohl konstruktiv bedingt sein.
Wie schon erwähnt, sind beide Ferngläser vom Grundkörper her baugleich. Das einzige, was sie unterscheidet, sind die Okulare. Sie machen Vergrößerung und Bildfeld aus, sie sind eigenständige Konstruktionen. Es ist nicht ungewöhnlich innerhalb einer Modellreihe, dass das eine generell einem höheren Standard entspricht als das nächste. Bei den getesteten Modellen Eden Quality XP ist nun mal das 8×42 das Sahnestück. Das 10×42 kann man nehmen, wenn man diese Vergrößerung wirklich braucht. Das 8×42 ist für den Universalgebrauch die bessere Wahl.
Für € 279,- bekommt man bei Kato viel Fernglas und Dienst am Kunden. Man muss sein Exemplar kritisch prüfen, aber das ist woanders auch so. Im Zweifelsfall greift man dann lieber einmal mehr zum Telefonhörer und bespricht sich mit dem Webshop. Der Aufwand lohnt sich, denn die Ferngläser Eden Quality XP sind ihr Geld definitv wert.
(Anmerkung: Zum Thema Leistungsunterschiede zwischen preisgünstigen und teuren Ferngläsern und deren Auswrkungen auf die Praxis gibt es demnächst einen eigenen Artikel. Hier hätte die Erörterung dieses Themas den Artikel gesprengt.)
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Hallo,
bei Ferngläser kommt es oft vor, dass man eins erwischt das nicht gut eingestellt ist. Zum Beispiel das Nautic 7×50 von Bresser. An sich ein sehr gutes Marinefernglas, aber auch hier liegt die Chance recht hoch ein fehlerhaftes Glas geliefert zu bekommen.
Die Hersteller wissen das aber meist selbst und tauschen ohne Beanstandung aus.
Viele Grüße
Christian
Hallo, die Marke Eden Quality war mir bisher nicht geläufig. Um so hilfreicher ist dieser übersichtliche Testbericht. Handhabung und Bildqualität bzw. -schärfe sind für den Einsatz in der Natur (Vogel- und/oder Naturbeobachtung) sehr entscheidend, finde ich. Werde der Marke nun mehr Beachtung schenken. Danke und Grüße
In Ruhe anschauen wg. der in dem Preisbereich nun mal mangelhaften Qualitätskontrolle. Dann hast Du für wenig Geld ein gutes Fernglas.
Moin!
Eine sehr informative Seite. Da habt ihr schon recht, man sollte bei der Auswahl der Optik viel wert auf eine vernünftige Verarbeitung legen. Lockere Linsen und ein zu leicht verstellbarer Mitteltrieb können für Frust sorgen. Dann lieber 10€ mehr ausgeben und was vernünftiges in der Hand haben.
Viele Grüße,
Sebastian
Leseranfrage: „Könntest du vielleicht etwas weiterhelfen und mir 1-2 Tipps geben wie ich am besten das Thema „Scharfstellen und Streulichtverhalten“ überprüfen kann.“
Aber gerne und hier ist die Anleitung:
Hallo,
am Streulichtverhalten kannst Du selber nur wenig ändern, nur überprüfen und entscheiden, ob es für Dich tolerierbar ist. Also im Gegenlicht/bei tiefstehender Sonne das Glas benutzen und feststellen, bei welchem Sonnenstand und Betrachtungswinkel sich die Leistung verschlechtert bzw gut ist.
Einzige Möglichkeit zur Verringerung der Gegenlichtempfindlichkeit, die ich bei einigen Ferngläsern mit Erfolg ausprobiert habe, wären aufsteckbare Sonnenblenden wie bei Kameraobjektiven. Googel mal „Zielfernrohr Sonnenblende“ und „Mikroskop Augenmuschel“. Da findest Du für kleines Geld aufsteckbare Kunststoffblenden im richtigen Durchmesser. Die machen sehr viel aus.
Zum Thema Scharfstellen. Um zu kontrollieren, ob Dein Exemplar in Ordnung ist, musst Du es erst mal korrekt auf Deine Augen einstellen: die Doptrieeneinstellung auf Null, an dieser Seite das Objektiv mit dem Schutzdeckel verschließen (nicht das Auge zukneifen) und nur mit dem anderen Auge auf ein entferntes, detailreiches Objekt mit klaren Konturen scharfstellen.
Dann die Objektivabdeckung auf die andere Seite und nur die Dioptrienverstellung solange drehen, bis auch hier ein scharfes Bild steht. Das mehrmals, immer fein hin und her, mit verschiedenen anvisierten Objekten. Jetzt erst hast Du Deine Grundeinstellung.
Danach kannst Du das Fernglas nutzen und jetzt erst wirst Du bemerken, ob es sich auch gut scharfstellen lässt, bzw eine gute Abbildungsleistung zeigt. Immer wieder fein hin- und herfokussieren, die maximale Schärfe „poppt“ auf oder nicht. Dazu braucht es etwas Übung und Geduld, aber mehr geht nicht als normaler Nutzer.
ich wünsche Dir jedenfalls viel Spaß mit Deinem neuen Fernglas.
Viele Grüße