Der Black Diamond Boost verfügt über ein außergewöhnliches Merkmal, das ihn von anderen Rucksäcken unterscheidet: Hüftgurt und Schulterriemen sind flexibel aufgehängt, der Rucksack passt sich den Bewegungen seines Trägers an. Black Diamond nennt das „ergoACTIV“ und „Swingarm“und baut dieses System in mehrere, ganz verschiedenen Modelle ein.

Der Boost gehört in die Kategorie „fast and light day hikes“, was einfach bedeutet, dass er für diejenigen gedacht ist, die mit nicht zuviel Gepäck einen oder mehrere Tage zu Fuß unterwegs sein wollen.

Black Diamond Boost und Flare
Black Diamond BoostBlack Diamond ergoACTIV TragegestellBlack Diamond Flare
Black Diamond BoostBD ergoACTIV TragesystemBlack Diamond Flare

(Alle Photos: Black Diamond)

Test Black Diamond Boost

Getestet wurde die Größe M mit einem angegebenen Volumen von 32 Litern und einem effektiven Leergewicht von 1350 Gramm. Ebenfalls erhältlich ist eine längere Version L mit 34 L. Die baugleiche frauenspezifische Version Flare gibt es ebenfalls in den Größen M und L, aber mit 30 bzw. 32 L Volumen.

Test Black Diamond Boost: Ausstattung und Konstruktion

Von der Ausstattung her ist der BD Boost angenehm minimalistisch. Ein Einkammerrucksack mit Zugang nur von oben, Innentasche für eine Trinkblase mit Öffnung für den Schlauch, Deckel mit einer Außentasche, drei große Netzaußentaschen, Kompressionsriemen und Materialschlaufen, das war es schon und mehr braucht man auch nicht.

Das ergoACTIV Tragegestell besteht aus einem 6mm dicken, oval gebogenen Aluminiumdraht, der an dem zentralen Drehpunkt des Hüftgurts angebracht ist. Zum Träger hin ist dieser Rahmen von einem festen Schaumstoff und einem Netzmaterial überzogen.

BLack Diamond ergoACTIV Hüftgurt

BLack Diamond ergoACTIV Hüftgurt

Der Hüftgurt ist das Kernstück dieses Tragesystems. Er ist an einem zentralen Drehpunkt aufgehängt, welcher eine Schwenkung von ca. +/- 10° gestattet. Zu diesem Zweck sind sogar die unteren, am Hüftgurt angelenkten Lastenkontrollriemen elastisch ausgeführt. Eine kontrollierte Beweglichkeit beim Tragen ist das Ergebnis.

Weiterhin ist die Rückenlange ebenfalls an diesem Punkt zu verstellen. Das hat den großen Vorteil, dass die Schulterriemen samt oberen Lastenverstellriemen immer in einer optimalen Position fixiert sind. Die Passform dort ist also unabhängig von der Körpergröße.

BD Boost Schultergurt und RückenpolsterBD Boost ergoACTIV Hüftgurt
Schultergurt und RückenpolsterAufhängung des ergoACTIV Hüftgurts

Auch die Schultergurte folgen dem Prinzip der kontrollierten Beweglichkeit. Hinter dem Hüftgurt führt ein leicht elastischer Riemen durch den Rucksackrücken durch und verbindet die Unterteile der Schultergurte. Wird einer durch eine Oberkörperbewegung angezogen, gibt der andere nach.

Test Black Diamond Boost: Die Praxis

BD Boost, elastische  Anlenkung von Hüft-und Schultergurten

BD Boost, elastische Anlenkung von Hüft-und Schultergurten

Im Testalltag erwies sich der Black Diamond Boost als ein Rucksack, der sich vor allem sehr unauffällig und ohne zu stören tragen ließ. Je schlechter das Gelände, desto besser war er. Die Beweglichkeit von Hüft- und Schultergurten war sofort positiv zu bemerken, sobald man sich auf schlechten Wegen bzw. in weglosem Gelände wiederfand. Wo andere Rucksäcke Rücken, Schultern und Hüfte starr verbinden, ließ das ergoACTIV Trageystem mehr als genug Raum um mit ganzem Körpereinsatz unterwegs zu sein.

Auch die Höhenverstellung über den Hüftgurt und die daraus resultierende feste, nicht verstellbare Verbindung von Schultergurten und oberen Lastenkontrollriemen trug zum Tragekomfort bei. Im Gegensatz zu den Rucksäcken, bei denen diese Höhenverstellung an den Schulterriemen stattfindet, war der Boost über den ganzen Einstellbereich hinweg angenehm zu tragen.

Die Kombination dieser dosierten Nachgiebigkeit mit einem sehr steifen Rücken bewirkte auch eine gute Lasttauglichkeit. Jedenfalls setzten eher die flach gepolsterten Hüftflossen und Schulterriemen der Zuladung Grenzen als das Konstruktionsprinzip ergoACTIV. Der Boost ist definitiv kein reiner Wanderrucksack mit Auslegung nur auf Komfort und dementsprechend dicken, voluminösen Polstern. Hier findet man einen festen Rücken und ebenso stabile, definitv nicht schwammige Polster an allen Auflageflächen. Im Bereich bis ca. 12Kg, je nach persönlicher Härte, ist der Boost in seinem Element.

Einen sehr positiven Eindruck hinterließen auch die drei großen Außentaschen aus elastischem Netzmaterial. Endlich mal keine dieser mickrigen, unterdimensionierten Seitentaschen, in denen nicht mal eine PET-Flasche Halt findet. Die große Netztasche auf der Vorderseite, über die oberen Kompressionsriemen fixierbar, eignete sich auch wunderbar für zwischendurch ausgezogene Bekleidung wie Fleece oder Regenjacke.

Im Umkehrschluss, dies ist definitiv kein Kletterrucksack! Solche Außentaschen, kombiniert mit einem vorrangig aus dünnen 210D-Ripstopnylon gefertigten Sack, würden Klettertouren kaum lange überstehen. Wer die Vorteile des ergoACTIV-Trageystems in der Senkrechten nutzen will, sollte zu einem darauf ausgelegten Rucksack wie z.B. dem Black Diamond Epic greifen.

Eine Stelle am Boost fiel dennoch bei einer Testerin unangenehm auf: der Hüftgurt an dem Punkt der Aufhängung. Nicht der dicke Plastikknubbel selber, wie zuerst vermutet, sondern die konkave Aussparung drumherum. Sie drückte beim Bücken(!) an einer anscheinend empfindlicheren Stelle der Lendenwirbelsäure. Das zeigt einmal mehr, dass man einen Rucksack so ausgiebig wie möglich und beladen ausprobieren muss. Auch sollte man mehr machen, als nur damit im Laden herumzuspazieren, andere Bewegungsabläufe sind auch nötig!

BD Boost, 4mm Inbus im Lieferumfang

BD Boost, 4mm Inbus im Lieferumfang

Verstellt wurde der Hüftgurt mittels eines mitgelieferten 4mm-Inbusschlüssels, der in der rechten Tasche des Hüftgurts seinen festen Platz hat. Das funktioniert einwandfrei, die Konstruktion ist selbstsichernd und selbst häufige Verstellungen im Testzeitraum haben daran nichts geändert. Wer allerdings seine persönliche Einstellung gefunden hat, sollte trotzdem erwägen, die Schraube mit etwas Bienenwachs oder Schraubensicherungsmittel zusätzlich zu fixieren. Das hat nur Vorteile und ist nicht aufwendig.

Die Möglichkeiten zur Verstellung wurden auch häufig unterwegs genutzt, denn der nutzbare Bereich in der Anpassung an die Körpergröße war beim BD Boost enorm. An Körpergrößen von 162 bis 200 cm – die Spannweite des Testteams – war er anpassbar, wenn auch im letzteren Fall gerade mal eben so. Beim abgebildeten langen Tester wäre die Größe L doch sehr viel sinnvoller gewesen.

Einstellbarer Bereich von Körpergröße 162 bis 200cm
BD Boost bei 200cm KörpergrößeBD Boost bei 162cm Körpergröße

BD Boost, Hüftgurtmodifikation

BD Boost, Hüftgurtmodifikation

Inakzeptabel war allerdings die fehlende Anpassbarkeit des Hüftgurtes in horizontaler Richtung. Ein Tester mit Konfektionsgröße 54 und dünner Sommerbekleidung konnte diesen Hüftgurt gar nicht erst schließen. Der Grund lag ganz simpel darin, dass die Bänder nicht lang genug waren.

Entweder hört für die Produktentwickler bei BD der potentielle Käufer bei Konfektionsgröße 50 auf (Bis zu dieser Größe war es jedenfalls möglich, diesen Hüftgurt auch mit dicker Winterbekleidung zu schließen), oer es wurde ganz simpel geschlampt. Vielleicht sind auch die BD-eigenen Tester allesamt zierliche Bergflöhe. Oder von allem etwas. Mehr Band auf jeder Seite wäre notwendig gewesen. Allerdings sind solche Fehlgriffe bei sehr vielen Firmen vorzufinden. Black Diamond ist da wahrlich nicht die Ausnahme in der Verkennung der Realität. Jedenfalls musste improvisiert werden und das geschah hier auf eine reversible Art und Weise mit 25mm-Band und Schnallen. Notwendig sollte so etwas allerdings nicht sein.

Test Black Diamond Boost: Fazit

Ausgesprochen angenehm trug sich dieser Rucksack. Das war die Erkenntnis fast aller, die ihn ausprobierten.

Die Beweglichkeit des Hüftgurtes fiel ebenso positiv auf wie die praxisgerechte Konstruktion der Außentaschen. Allerdings wußten die Tester auch, vorauf sie sich einließen. Dies ist kein voluminös gepolsterter, rückenfrei zu tragender Wanderrucksack, sondern ein flexibler Lastenträger, der vor allem in unwegsamem Gelände brillierte.

outdoor magazin kauftip 04-2011

Grafik: outdoor

Nicht umsonst bekam der Black Diamond Boost von der Zeitschrift “Outdoor” in der Ausgabe 04/2011 den Kauftipp mit dem Kommentar “…Kein anderes Modell lässt Bewegungen so viel Raum”.

Der Boost ist jedenfalls, wenn der Träger die passende Figur hat, ein wirklich guter Rucksack mit einem außergewöhnlichen Konzept. Und vielleicht spendiert Black Diamond diesem Modell ja auch noch einige Zentimeter Band am Hüftgurt, damit es auch wirklich Vielen passen kann. Bis dahin heißt es für die etwas Breiter geratenen, selber zu Nadel und Faden zu greifen. Aber das lohnt sich wirklich.

Pro

  • Tolles Tragesystem
  • Auch für sehr große Leute geeignet

Contra

  • Beriemung am Hüftgurt viel zu kurz

Einsatzbereich

  • Perfekt im schlechten Gelände

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Wichtige Daten

  • Preis: 139,- EUR (UVP)
  • Gewicht: ca. 1350 gr.
  • Volumen: 32 l
  • Sonstiges: 2 Größen

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