Haglöfs Krios-40

Haglöfs Krios-40; Photo: Haglöfs

Wenig Gepäck ist gutes Gepäck. Um bequem zu tragen, muss man gut tragen können. Mit einem leichten, guten Rucksack fängt es an. Schwere Rucksäcke kann jeder bauen, Haglöfs bietet mit Krios und Lethe Q leichte und gute Rucksäcke an.

Komfortabel soll ein Rucksack sein, klar. Dummerweise bedeutet das bei Rucksäcken üblicherweise unendlich viel Ausstattung und Verstellmöglichkeiten, dazu Schnickschnack für jede nur mögliche Anwendung. An jeder möglichen Stelle noch ein Bändchen und ein Täschchen, hier und dort extra Schnallen und Reißverschlüsse, alles für den Komfort des Benutzers.

Aber all das Geraffel, das einen Rucksack „komfortabel“ machen soll, erhöht zuerst mal sein Gewicht. Am Rande erwähnt, Outdoor-Professionell hat mal die Outdoorkataloge der letzten 20 Jahre durchforstet: Ein typischer Wander- und Tourenrucksack hat, bei gegebenem Volumen, in diesem Zeitraum ca. 30% an Eigengewicht zugelegt. So toll kann ein Rucksack gar nicht sein, dass es sich lohnt, dieses Zusatzgewicht zu schleppen.

Mit Haglöfs zurück in die Zukunft

Krios und Lethe Q sind zwei neue Rucksackmodelle, mit denen Haglöfs zeigt, daß es auch leicht und komfortabel geht.

Das Männermodell Krios 40 wiegt nur 1280gr. (eigene Messung), bei Verzicht auf die mitgelieferte Regenhülle gar nur 1175gr. Für ein Volumen von 40L ist das schon richtig gut. Lethe Q soll bei 35l Volumen nur ca. 1100gr. wiegen.

Mit 40L Volumen ist man gut dabei, solange es ohne Zelt und die dazugehörige Infrastruktur wochenlang in die Wildnis geht. Für das, was Mitteleuropa so abverlangt, Frühjahr bis Herbst, ist in einem Rucksack dieser Größe genug Platz. Kleidung, (Mehr-)Tgesverpflegung, evtl ein leichter Schlafsack plus Mini-Isomatte, das geht alles hinein. Wenn man denn intelligent und reduziert packen kann.

Konstruktion und Ausstattung des Krios sind diesen Anforderungen jedenfalls gewachsen.

  • Ein U-förmiges Gestell aus 4mm dickem Draht, nach unten offen, überträgt die Last auf die Hüfte und passt sich den Bewegungen des Trägers an.
  • Die Tragriemen sind in der Höhe verstellbar, eine Anpassung an die eigene Rückenlänge ist in Maßen möglich.
  • Der breite Hüftgurt ist von der Polsterung her genau richtig, nämlich fest und anschmiegsam. Außerdem sind die Hüftflossen lang genug, um auch bei kräftiger gebauten Menschen noch die Hüftknochen zu bedecken.
  • Der Deckel ist höhenverstellbar und das Rucksackvolumen damit noch um ca. 5l erweiterbar.
  • Zweigeräumige Seitentaschen aus elastichem Netznylon bieten schnellen Zugriff.
  • Eine Regenhülle wird mitgeliefert und findet in einer kleinen Außentasche am unteren Ende des Rucksacks Platz.

Haglöfs Krios 40, Rückseite

Haglöfs Krios 40, Rückseite

Auf Unwichtiges wurde verzichtet. Zum Beispiel gibt es kein von außen zugängliches Bodenfach, um all die Dinge schnell zu erreichen, die man eh nur abends am Ziel braucht. Auch die Befestigungsriemen für Wanderstöcke etc sind abnehmbar, warum soll man mitschleppen, was man vielleicht gar nicht braucht?

Dafür sind z.B. die Taschen auf dem Hüftgurt endlich mal groß und geräumig ausgefallen. Die (wasserdicht verpackte) Kompaktkamera passt locker rein und, wie eine Testerin so schön sagte, „endlich mal sind die Kippen griffbereit“.

Am Rücken fühlt sich der Krios gut und fest an, wenn man sorgfältig gepackt hat. Das feste Polster liegt nur dann flächig und gut an, wenn dieser Rucksack nicht „überstopft“ wurde und auch keine harten Gegenstände innen direkt aufliegen.

Das ist der Preis für die leichte Konstruktion, unüberlegt voll gestopft wölbt sich die Rückenplatte nach außen und das war es dann auch mit dem Tragekomfort. Nur so voll, dass noch ein bischen Luft ist im Packsack, das ist das Geheimnis.

Dann kommt auch das flexible Tragegestell zum Einsatz. Es schafft den Spagat zwischen Übertragung der Last auf die Hüfte und Anpassung an die Bewegungen des Trägers. Wohldosierte Nachgiebigkeit kennzeichnet das „Contact Adjutable“ Tragegestell. Aber nur dann, wenn die Voraussetzungen auch erfüllt sind.

Haglöfs Krios 40, Schultergurt

Haglöfs Krios 40, Schultergurt

Eine davon ist das Packgewicht. Komplett maximal 12 Kg, da fühlt sich das Tragegestell wohl und ist nicht überfordert. Wer deutlich mehr tragen will, sollte nach einem anderen Rucksack greifen.

Der Hüftgurt, es wurde schon erwähnt, ist ausreichend dimensioniert. Beim Krios 40 finden nicht nur gewichtsoptimierte Modellathleten ein bequemes Polster auf den Hüftknochen vor. Nein, auch der „Normalo“, z.B. mit Konfektionsgröße 54, holt sich keine blauen Flecken. Haglöfs hat da anderen Herstellern etwas voraus.

Bei den Schultergurten gibt es allerdings noch Raum für Verbesserungen. Die Schaumstoffpolster sind nicht einfach durch eine Stoffschlauch gezogen worden, sondern wurden am Rand mit Keder vernäht. Das stabilisiert und versteift ungemein. Die Schaumstoffpolster wurden denn auch ausgestanzt, um die Nachgiebigkeit zu erhöhen. Leider nur dort, wo der Schultergurt nicht am Menschen aufliegt, nämlich zwischen Rückenplatte und Schulter. Vorne, am Schlüsselbein, ist der Gurt dementsprechend etwas sehr steif und einschneidend. Zumindest am Anfang, das trägt sich alles noch etwas ein. Zugegeben, das ist Meckern auf hohem Niveau, aber was soll man nur machen als Tester, wenn man kaum etwas zum Kritisieren findet?

Hagloefs Krios 40, Seitentasche

Haglöfs Krios 40, Seitentasche; Photo: Haglöfs

Deutliche Kritik gebührt den beiden Außentaschen aus Netznylon. Eigentlich sind sie ja toll gemacht.

  • Von oben und von vorne zugänglich,
  • groß genug für eine 1l PET-Flasche,
  • (wahlweie) außen verlaufende Kompressionsriemen.

Aber leider sind sie zu hoch angesetzt. Bei aufgesetztem Rucksack sind diese Taschen nur unter Verrenkungen von oben zugänglich. Sperrige, lange Gegenstände, z.B. eine schön leichte (40gr!) Pet-Flasche, kann man selber kaum entfernen. Geschweige denn wieder reinstecken. Also besser zu zweit unterwegs oder kurze, dicke Flaschen verwenden, die können durch die untere Öffnung gut erreicht werden. Oder die Taschen ganz nach unten versetzen, es ist noch viel Platz bis zum Packsackboden!

Fazit

Gut ist er, der Krios 40. Das ist ein Rucksack für lange Wanderungen mit reduziertem Gepäck. Perfekt z.B. für den Jakobsweg. Alles dabei, was man wirklich braucht, das ganze in einem leichten und komfortablen Rucksack. Wer will sich schon noch mehr Last aufbürden, als er eh schon zu tragen hat?

Pro

  • Geringes Gewicht
  • Komfortabel
  • Alles dran, was man braucht

Contra

  • Anfänglich etws steife Schultergurte
  • Seitentaschen zu hoch angesetzt

Einsatzbereich

  • Wandern
  • Ausrüstungsreduzierte Touren

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Wichtige Daten

  • Preis: 160,- EUR (UVP)
  • Material: Nylon
  • Gewicht: 1280/1175gr

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