Gore-Tex im Schuh: Fast jede Art von Schuhen gibt es mittlerweile mit einem solchen Futter. Die Versprechungen sind ansehnlich: wasserdicht und atmend soll es sein, bei jedem Wetter einen trockenen Fuß gewährleisten, von innen und von außen. Aber ist das überhaupt möglich? Und ist es wirklich notwendig?

Gore-Tex im Schuh: wasserdicht oder wasserabweisend?

Ein Wanderstiefel mit Gore-Tex Futter ist von aussen wasserdicht. Ein Wanderstiefel mit Lederfutter schafft das nicht, hat dafür aber andere Qualitäten. Die Frage ist, ob es wirklich wasserdicht sein muß oder ob im normalen Gebrauch wasserabweisend (=gebrauchsdicht) nicht ausreichend wäre.

Begriffsklärung:

  • Wasserdicht bedeutet genau das, nämlich komplett wasserdicht. Wasser wird niemals von außen durch das Obermaterial nach innen dringen. Wenn doch, ist das Gore-Texfutter defekt oder verschlissen.
  • Wasserabweisend bedeutet, das der Stiefel längere Zeit dem Wasser widerstehen kann, also bei Regen, Schnee, Staunässe auf dem Boden etc. Er ist gebrauchsdicht.

Gore-Tex im Schuh: Wenn schon wasserdicht, dann mit Gore-Tex

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Goretexfutter im Wanderstiefel

Die Firma Gore ist der Pionier im Bereich WWA (=wasserdicht, winddicht, atmungsaktiv)-Bekleidung und hat auch als erste derartige Materialien als Futter für Schuhe auf den Markt gebracht.

Mittlerweile ist das System Gore-Tex-im-Schuh als ausgereift zu betrachten und kann, innerhalb bestimmter Grenzen, durchaus dafür sorgen, dass der Fuß trocken bleibt. Erreicht wird dies zum einen durch die GTX Membran selber und zum anderen durch die Vorgaben von Gore bezüglich der Verarbeitung von Gore-Tex im Schuh. Alles was nur im entferntesten für ihre Funktion von Bedeutung ist, muß dabei vom lizensierten (!) Schuhhersteller beachtet werden: die verwendeten Materialien und Verarbeitungsweisen bis hin zu Schnürsenkeln, Nähgarn, Kleb- und Polsterstoffen und Anzahl der Klebepunkte, mit denen die Gore-Tex Socke im Schuh fixiert wird. All diese rigorosen Standards kosten natürlich Geld und deshalb ist ein Schuh mit Gore-Tex Futter auch teurer als einer mit dem WWA-Futter eines anderen Herstellers.

Zum Testen der Wasserdichtigkeit wurde ein spezieller Gore-Tex Gehsimulator entwickelt, der auch bei der Bearbeitung von Kundenreklamationen („der Schuh ist nicht dicht“) benutzt wird. Die Wanderschuhe werden im Wasserbad einige tausend Mal geflext und die im Fußdummy enthaltenen Sensoren zeigen dann zuverlässig einen eventuellen Wassereinbruch an.

Gore-Tex im Schuh: Das Außenmaterial zählt auch

Die Gore-Tex Membran ist auf einem synthetischen Innenfutter aufgebracht (laminiert). Dieses ist besonders formstabil und abriebfest, damit die empfindliche Membrane nicht so leicht beschädigt wird. Aber auch das Obermaterial ist von Bedeutung bei der Entscheidung für oder gegen Gore-Tex im Schuh.

Das üblicherweise bei stabilen Klasse B-Stiefeln verwendete 2 bis 2,5mm dicke Oberleder ist, gut gewachst, gebrauchsdicht. Beispiele:

  • Meindl Borneo
  • Lowa Trekker

Wird ein dünnes, aus vielen Stücken zusammengesetztes Leder oder eine Kombination aus Leder und Nylon verwendet, ist diese Gebrauchsdichtigkeit nicht möglich. Da ist ein Gore-Tex Futter absolut notwendig, wenn man auch bei Nässe draussen sein will, egal welcher Kategorie der Schuh angehört. Beispiele:

  • Lowa Renegade GTX Mid
  • Hanwag Altai GTX
  • Meindl Air Revolution GTX

Gore-Tex im Schuh: Vorteile und Grenzen eines Lederfutters

Lederfutter im Wanderstiefel

Lederfutter im Wanderstiefel

Bei Durchquerung eines kleinen Baches muss ein ledergefütterter Wanderstiefel noch nicht undicht werden, bei längerem Aufenthalt in sumpfigen Gelände wird er es. Auch stundenlange Wanderungen in strömendem Regen können früher oder später zum Wassereinbruch führen. Je nach Qualität und Dicke des Außenmaterials passiert das eben. Langandauerndes Tragen und starkes Schwitzen führen auch zu einem feuchten Innenfutter, Leder kann nur eine begrenzte Menge Feuchtigkeit aufnehmen, dann ist es gesättigt. Es sei denn, es wird regelmäßig (über Nacht) mit Hilfe von Zeitungspapier trockengelegt. Ist das möglich, bietet ein Lederfutter das bessere Fußklima: Es nimmt Fußschweiß auf und wirkt temperaturausgleichend. Der Fuß überhitzt nicht so leicht. Dafür können dann aber auch mal Wassereinbrüche vorkommen. Gegen nasse Füße helfen dann nur trockene Socken. Die Feuchtigkeit schadet dem Schuh nicht und trocknen kann man ihn ja allemal früher oder später.

Gore-Tex im Schuh: Wann man Gore-Tex im Stiefel wirklich braucht

Wirklich wichtig ist ein wasserdichtes Futter im Stiefel für jeden, der sich permanent in feuchtem Gelände aufhält. Desgleichen für den, der damit den ganzen Tag, z.B. als Waldarbeiter, draußen unterwegs ist und sich seinen Aufenthaltsort nicht ausuchen kann. Auch wer mit dem Zelt unterwegs ist, kann vom Goretexfutter profitieren. Im Gegensatz zu einem durchnässten Lederinnenfutter wird das synthetische Futter eher über Nacht trocknen, auch ohne Lagerung im geheizten Raum und Ausstopfen mit Zeitungspapier.

Gore-Tex im Schuh: die Nachteile von Gore-Tex

Natürlich hat jeder gerne trockene Füße. Aber „Wasserdicht durch Gore-Tex“ bedeutet nicht im Umkehrschluss, das ein Schuh ohne dieses Futter immer für nasse Füße sorgt, auch wenn cleveres Marketing es anders suggeriert.

Die Nachteile eines Gore-Tex Futters sind nämlich auch nicht zu vernachlässigen!

Ein Schuh mit Gore-Tex Futter ist immer deutlich wärmer als einer mit einem ledernen Innenfutter. Das liegt daran, dass zwischen Futterstoff und Membran als dritte Lage ein ca 1mm dickes Funktionsvlies eingearbeitet ist, das den Feuchtigkeitstransport von Innen nach Außen unterstützt. Außerdem hat das Vlies die Aufgabe, in den nach außen versiegelten Bereichen des Wanderstiefels (Sohle und Gummirand) die vom Fuß produzierte Feuchtigkeit aufzunehmen und nach oben abzutransportieren.

Denn so gut Gore-Tex auch atmen und Feuchtigkeit abtransportieren soll, es stellt doch auch immer eine Barriere dar. Wie bei Bekleidung auch, wird das Goretexfutter früher oder später nicht mehr in der Lage sein, die gesamte Feuchtigkeit sofort aus dem Schuh heraus zu transportieren. Die o.g. dritte Lage sorgt für eine Zwischenspeicherung der Feuchtigkeit. Aber auch nicht ad infinitum, irgendwann ist auch diese Schicht gesättigt, dann wird es auch im goretexgefütterten Stiefel nass! Nebenbei sorgt dieses Vlies noch für gute Isolation. Damit ist ein Goretexfutter für notorische Kaltfüssler durchaus von Vorteil. Bei einer Wanderung im Hochsommer kann es aber durchaus sehr heiße Füße ergeben.

Gore-Tex im Schuh: Gore-Tex oder Gore-Tex XCR

Deshalb gibt es mittlerweile auch zwei Sorten Goretex im Schuh, das normale, wie oben beschrieben und Gore-Tex XCR.

Letzteres hat kein zusätzliches Funktionsvlies und bietet zusammen mit leichteren Aussenmaterialien (Nylon statt Leder) und fehlendem hochgezogenem Gummirand eine verbesserte Wasserdampfdurchlässigkeit. Nicht umsonst spricht Gore beim normalen Gore-Tex von „…mittelstarke(r) Isolation bei tiefen Temperaturen…“ . Während bei XCR (=extended comfort range) der Nutzen so beschrieben wird: „…Extrem hohe Atmungsaktivität schützt die Füße vor Überhitzung…“ und „…ideal für mittlere und höhere Temperaturen…

Gore-Tex im Schuh: Leder- oder Gore-Tex Futter, man kann nicht beides haben

Für welche Art Futter man sich auch entscheidet, bei beiden gilt es Vor- und Nachteile in Kauf zu nehmen.

Wasserdicht von außen durch ein Goretexfutter kann eben auch evtl. heiße und/oder feuchte Füße von innen bedeuten. Durch ein Lederfutter angenehm temperierte Füsse können eben auch mal richtig nass von außen werden. Auf die spätere Passform hat auch das Futter einen manchmal entscheidenden Einfluss. Während sich ein Lederfutter im Laufe der Zeit nahezu perfekt and den Fuß anpasst, ist dies bei einem Gore-Texfutter kaum der Fall. da heißt es eher, passt oder passt nicht.
Viel Hersteller bieten einige ihrer Modelle deshalb in beiden Futtervarianten an. Z.B.

  • Hanwag: Alaska und Yukon
  • Meindl: Island und Engadin
  • Lowa Renegade GTX oder Renegade LL

Gore-Tex im Schuh: Fazit

Egal was man letztendlich auswählt und zu brauchen glaubt: über allem steht sowieso die Paßform, denn was nützt der Stiefel im Wunschmaterial, wenn er nicht passt?

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