Schuhe von Keen hatten bisher immer zwei Dinge gemeinsam: Vorne schön breit geschnitten und von der Optik her unglaublich klobig. Nun, zumindest letzteres trifft so nicht mehr zu. Zumindest bei einigen, neueren Modellen. Der Marshall ist eines davon.
Keen Marshall
Ähnlich wie die minimalistischen CNX-Modelle ist der Marshall ein von der Optik her deutlich zurückhaltenderes Modell als z.B. ein klassischer Targhee II oder Voyageur. Erhältlich als Halbschuh und als Stiefel, mit wasserdichter Membrane (WP) und ohne. Getestet wurde in den vergangenen Monaten der luftige Halbschuh ohne WP. Schön leicht mit 820gr/Paar in Größe UK10/EU44,5 und mit € 99,95 (UVP) auch preislich interessant.
Bezüglich Passform lässt sich sagen, dass dieser Marshall immer noch schön breit geschnitten ist. Verändert hat sich in der Passform aber die Höhe der Zehenbox. Hier bietet dieses neue Modell definitiv weniger Platz. Es scheint, dass Keen eine universellere Passform vor Augen hatte bei der Entwicklung des Marshall: Breit genug für die, die einen Keen brauchen, aber nicht so breit, dass sie keinem anderen mehr passen. Also Entwarnung für alle, die auf sehr breitem Fuß leben, es gibt auch weiterhin bequeme Schuhe von Keen. Anprobieren und zwischen „alten“ und „neuen“ Modellen unterscheiden sollte man aber weiterhin.
Keen Marshall, moderner Look
Beibehalten wurde das Wahrzeichen aller Keen, der Zehenschutz. Aber auch hier in reduzierterer Ausführung. Das alles führt dazu, dass dieser Marshall von der Optik her viel mehr als leichter Sport- und Freizeitschuh wahrgenommen wird. Dies ist durchaus kein Nachteil, haben sich doch an der alten Optik wahrlich die Geister geschieden.
Als Obermaterial kommt bei allen Modellvarianten das gleiche, luftige Netznylon zum Einsatz. An den Flanken mit einem im Zickzack aufgespritzen Exoskelett aus Kunststoff, die Zehenbox und der Knöchelbereich verstärkt mit dünnem Leder. Die Schnürung erfolgt über normale Ösen, das oberste Paar bilden die Schlaufen eines über die Ferse laufenden Bandes. So ließ sich dieser Halbschuh immer problemlos und leicht schnüren, ein guter Fersensitz war vorhanden.
Der Sohlenaufbau ist auch nicht so, wie gewohnt. Weit entfernt von den dick auftragenden vergangener Tage, wurde auch hier reduziert ohne die Funktion zu beeinträchtigen. Flacher, aber mit sehr guter Dämpfung dank einer PU-Zwischensohle. Ein offenes Profil mit max 5mm tiefen Blöcken sorgt für Traktion ohne Ende. Alles, was man mit einem Halbschuh im Gelände machen kann, kann der Marshall. Fußprobleme gab es nur nach tagelanger Städtetour auf knüppelhartem Asphalt und mittelalterlichem Kopfsteinpflaster. Da wäre ein Paar gut dämpfende Laufschuhe von Vorteil gewesen, der Marshall konnte bauartbedingt nicht mithalten. Spezielle Einlegesohlen schufen in diesem Fall Abhilfe.
Sehr angenehm auch die Flexibilität dieser Sohlen, sie passen sich dem Gelände an und trotzdem werden die Füße gut geführt. Man spürt jeden Stein, der Boden gibt Rückmeldung, aber die zivilisationsgeschädigten Füße werden trotzdem nicht über Gebühr belastet. Eigentlich ein guter Einstieg in das mehr minimalistische Schuhwerk, das momentan en vogue ist.
Keen Marshall, flexible und griffige Sohle
So ist dieses Paar auch des Testers Liebling geworden in den letzten drei Monaten. Der Marshall passt perfekt in die Lücke zwischen sehr gut dämpfenden Laufschuh und dem hohen Allround-Hiker. Auf Asphalt ganz klar nicht so gut dämpfend wie ersterer, aber viel universeller. Ein wenig schlechter im Gelände als letzterer, aber da fehlt eben ein wenig Volumen in der Sohle. Richtig angenehm auch die sehr gute Belüftung durch das Netznylon. Nur Sandalen sind diesbezüglich besser.
Die Modelllinie Marshall ist jedenfalls eine Bereicherung im Sortiment von Keen, für den Autor ist sie jedenfalls der neue Standard im Bereich leichter Schuhe. Was nicht nur daran liegt, dass sie ihm einfach gut passen. Sondern vor allem daran, dass sie ihren Zweck erfüllen.
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