Haglöfs Endo – ein wasserdichter Hauch von nichts

Die Haglöfs Endo ist so leicht und klein verpackbar, dass sie eigentlich unmöglich eine vollwertige Wetterschutzjacke aus Gore-Tex sein kann. Es ist die konsequente Umsetzung der Vorgaben von Gore, dass so eine minimalistische Jacke möglich wurde.

Die Haglöfs Endo im Detail

Gore schreibt ein Maximalgewicht von 400 gr. pro Jacke vor, Haglöfs liegt mit seiner Endo bei nur 320 gr. in Größe Large. Haglöfs erreicht dies u.a. durch die Wahl eines Laminats mit nur 105 gr./m² und den Verzicht auf Unterarmreißverschlüsse, verstellbare Ärmelabschlüsse und wasserdichte Taschen.
Gore gibt die Gesamtfläche in cm² vor, die pro Jacke durch Nahtband versiegelt werden darf. Haglöfs schneidert die Endo dementsprechend nahtarm und verwendet Tapes in einer Breite von ca. 12-13mm.

Gore verlangt, dass Jackentaschen nicht mit einer zweiten Lage waserdichten Laminats konstruiert werden dürfen. Die Endo hat nur eine Außentasche und diese ist in Brusthöhe aufgesetzt. Das Außenmaterial der Tasche besteht aus einem elastischen, luftdurchlässigen Stoff. Das spart einen wasserabweisend laminierten Reißverschluss und somit nochmal Gewicht.
All dies sind Details die mehr oder weniger aufgrund der Vorgaben von Gore entstanden sind. Aber welches sind die Haglöfsspezifischen Eigenheiten dieser Jacke aus Gore-Tex Active Shell?

Die Ärmel sind etwas ganz Besonderes bei dieser Jacke und sehr ungewöhnlich für eine Hardshell. Sie sind extralang mit Daumendurchgriffen, so wie man es oft bei einer Softshell findet. Das spart die verstellbaren Ärmelabschlüsse und bietet den Händen etwas Schutz. Ob die grauen Einsätze aus elastischem, nicht wasserdichtem Stoff verhindern, daß die darunterliegende Kleidung sich vollsaugt (Dochteffekt) ist eine andere Frage.

Die Kapuze ist geräumig geschnitten und kann mit einem am Hinterkopf umlaufenden Gummizug im Volumen verstellt werden. Hoch geschlossen liegt das Gesicht ab dem Kinn frei und ein leicht versteifter Schirm schützt die Augen.

Großer Aufwand getrieben wurde beim Hauptreißverschluss. Es ist die übliche wasserabweisend laminierte Variante, allerdings unterlegt mit einem substantiellen Untertritt. Bei einem solchen nach außen ungeschützten Reißverschluss dringt unvermeidlicherweise früher oder später Wasser ein. Konstruktionsbedingt sind diese modernen Reißverschlusskonstruktionen nun mal nicht dicht zu kriegen, das ist eben so.

Aber Haglöfs hat den Untertritt am Rand gefaltetund vernäht. Dieser gefaltete Rand hält eindringendes Wasser vom Träger der Jacke weitgehend ab und läßt es nach unten ablaufen. Ein sinnvolles, gerne übersehenes Detail!

Fazit Haglöfs Endo

Getestet werden konnte die Haglöfs Endo leider nicht. Gore schreibt auch den Schnitt einer Jacke aus Gore-Tex Active Shell vor: So körpernah wie möglich. Je enger die Jacke, desto mehr Wärme wird abgestrahlt und desto mehr Feuchtigkeit wird von Innen nach Außen transportiert.

Das hatte zur Konsequenz, dass die in der outdoor-professionell-üblichen Testgröße XL bestellte Jacke leider wie eine Größe L ausfiel. Sie war nur mit einem dünnen Hemd darunter überhaupt zu tragen und knapp zu schließen. Dies reduzierte die Bewegungsfreiheit, z.b. auf dem Fahrrad, viel zu sehr. Deshalb musste eine ausgiebige Inspektion genügen. Leider ist die Endo ab Hersteller bereits ausverkauft und deshalb wird es erst nächstes Jahr den Test einer Jacke von Haglöfs geben.

Über die Atmungsaktivität einer Jacke aus Gore-tex Active Shell ist schon an anderer Stelle geschrieben worden Alle Jacken aus diesem Material werden nach den gleichen Standards gefertigt werden, das Niveau wird also überall sehr ähnlich sein. Konzeptionelle Details wie Unterarmreißverschlüsse haben natürlich Einfluß auf das Körperklima innerhalb der Jacke, aber von der Materialstärke des Laminats her werden die Jacken der einzelnen Hersteller nur wenig voneinander abweichen. Was sie unterscheidet sind Details in der Ausstattung und individuelle Variationen des Schnittes. Nebenstehend ein Bild vom Gore Blogger Summit 2011. Eine Testjacke aus Gore-Tex Active Shell mit auf der Außenseite kondensierten Schweißtropfen nach anstrengendem Anstieg. (Vielen Dank an Rike und Basti von www.beuteltiere.org für das Photo!).

Jedenfalls bietet Gore-Tex Active Shell grundsätzlich einen wesentlich besseren Dampfdurchlass bei starker Anstrengung als jedes andere Laminat von Gore. So gut, dass man eine Jacke aus diesem Material von Anfang bis Ende tragen kann und nicht in die sattsam bekannte Versuchung des ewigen Jacke-an-Jacke-aus gerät. Ein Prozedere, wie wir es von allen anderen wasserdicht/atmungsaktiven Materialien her kennen.

Für die Endo gilt, diese Jacke ist so leicht und klein verpackbar, dass sie sogar in die große Beintasche einer Trekkinghose passen würde (Siehe Bild mit Feuerzeug als Größenvergleich). Sie ist der Immer-dabei-Wetterschutz. Als solche ist sie gut geeignet als einzige Wetterschutzjacke für den Läufer, Radfahrer und Skilangläufer. Eine Jacke für all jene, die ohne Ballast aus dem Haus gehen oder wirklich nur das notwendige Minimum zusätzlich tragen wollen. Sie ist wasserdicht und in einem Maße atmungsaktiv, dass man darin einfach nicht mehr so schnell überhitzen kann.

Einige Details, wie z.B. die Ärmelabschlüsse mit Daumendurchgriffen, sind außergewöhnlich für eine Hardshell. Der Schnitt der Kapuze samt Volumenregulierung ist sehr funktional ausgefallen. Man sieht, dass selbst mit einer rigiden Gewichtsvorgabe eine Fülle an Details verwirklicht werden kann.

Die Haglöfs Endo ist geradezu absurd klein verpackbar und leicht. Dadurch belastet sie nicht und bietet doch im Rahmen ihrer material- und schnitttechnischen Möglichkeiten sehr guten Wetterschutz. Die Atmungsaktivität von Gore-Tex Active Shell ist wirklich außergewöhnlich. Man muss nur wissen, wofür diese Jacke nicht geeignet ist.

Diese Jacke ist sowohl in der Männerversion Endo als auch der Frauenversion Endo Q erhältlich. Unterschiede gibt es dabei nur im Schnitt. Der UVP beträgt € 250,00.