Kite Lynx Hd 8x30, Größenvergleich mit einem Einwegfeuerzeug

Kite Lynx Hd 8×30, Größenvergleich mit einem Einwegfeuerzeug

…und überall dort, wo es auf geringes Gewicht und kleines Packmaß ankommt. Mit einer guten optischen Leistung, die das große Fernglas nur selten vermissen lässt.

Draussen sein, um mit dem Fernglas z.B. Vögel zu beobachten, ist eine Sache. Da nimmt man, was optimal geeignet ist. Gewicht und Packmaß sind sekundär.

Kite Lynx HD 8×30 Test: Wandern mit Fernglas

Wandern und dabei ein Fernglas benutzen, eine völlig andere. Da will man einfach nicht so viel schleppen, oder? Allerdings haben die üblichen kleinen Kompaktferngläser mehr Nachteile als Vorteile. Egal ob ein billiges vom Aldi oder was nobles, z.B. von Leica, Swarovski, Zeiss, die Physik lässt sich nicht überlisten:

  • Unbequem am Auge wg. der kleinen Austrittspupille,
  • deswegen auch unbrauchbar bei schlechtem Licht,
  • sehr kleines Sehfeld, usw.

Kompaktferngläser sind schlechte Kompromisse. Ihre Daseinsberechtigung rührt nur aus den zu großen und schweren normalen Ferngläsern her. Das Kite Lynx HD 8×30 ist anders.

  • Gewicht 465gr,
  • Höhe ca. 127mm mit voll ausgefahrenen Okularen,
  • Breite ca. 105mm, eingestellt auf einen Augenabstand von 68mm,
  • Nahfokussierung auf ca. 1,30m,
  • Sehfeld 151m auf 1000m,
  • Beschlagfrei durch Stickstofffüllung und wasserdicht,
  • 30 Jahre Garantie.
  • € 520,- UVP,

Allein schon die letztgenannte Kennziffer, das Sehfeld lässt aufhorchen. So viel schafft sonst kein Fernglas der Bauart Dachkantenprismen. Auch nixht die mehrere tausend Euro kostenden Prestigeobjekte der Nobelfirmen. Deswegen ist dieses Kite auch hier gelandet, es verspricht Außergewöhnliches.

Kite Lynx HD 8×30 Test: Die Mechanik zuerst

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Da leistet sich dieses Fernglas der unteren Mittelklasse keine eklatante Ausrutscher. Kamakura Koki, OEM-Hersteller aus Japan, hat ganze Arbeit geleistet. Gut einstellbare Knickbrücke mit dem richtigen Widerstand, eine leichtgängige und sensible Fokussierung. Das alles völlig ohne Spiel, Knarzen, Schleifen und was es sonst noch unangenehme Auffälligkeiten geben kann.

Die Fokussierwalze ist nur gering konturiert, mit schwitzigen Fingerspitzen konnte man da anfangs mal abrutschen. Das war dann aber im Testverlauf kaum noch ein Problem. In den ersten Tagen der Benutzung wurde die Mechanik schön leichtgängig, feinste und schnelle Verstellung war gegeben.

Kite Lynx HD 8x30, DIY-Fixierung der Okulare

Kite Lynx HD 8×30, DIY-Fixierung der Okulare

Die Okulare kennen nur zwei Stellungen, ganz drausen und ganz drinnen. Ein Nachteil für den, der hier fein einstellen muss für ein optimales Einblickverhalten. Außerdem rasten die Okulare nicht in der obersten Stellung ein. Wenn man, wie der Autor, sein Fernglas lose in einer Jackentasche transportiert, verstellen sich die Okulare gerne. Das nervt und gibt Punktabzug. Ein Stapel O-Ringe aus schwarzem Gummi unter den Okularen war dann die DIY-Lösung.

Die Dioptrienverstellung am Okular funktionierte einwandfrei. Vor allem war während des Testzeitraums kein Nachjustieren notwendig. Einmal einstellen, dann vergessen.

Soweit, so gut. Aber was wirklich zählt ist…

Kite Lynx HD 8×30 Test: Die Optik

Das Kite musste sich dem Nikon 8×30 EII stellen. Dieses Fernglas alter (Porro)bauart ist immer noch ein ganz großer Entwurf. Preislich ähnlich positioniert, kann es locker mit doppelt so teuren Ferngläsern mithalten. Außerdem ist es des Autors einziges Fernglas, welches ein ähnlich großes Sehfeld hat, nämlich 154m/1000m.

Kite Lynx HD 8x30 vs. Nikon 8x30 EII

Kite Lynx HD 8×30 vs. Nikon 8×30 EII

Das Sehfeld ist, wie schon erwähnt, sehr groß (151m/1000m) und auch voll nutzbar. Ein großer „sweet spot“, ca. 80% des Sehfeldes, mit geringerer Schärfeabnahme zu den Rändern hin, macht die Beobachtung zum Vergnügen. Die äußeren 20% sind bei Bedarf nachfokussierbar, der Autor nutzte sie nur zum peripheren Sehen. Endlich mal ein Dachkantfernglas, welches hier mit dem Nikon mithalten kann.

Bezüglich Schärfe, Auflösung, Kontrastverhalten, wie auch immer man es nennen will, steht das Kite dem Nikon schon ein wenig nach. Man sieht nicht die gleiche Menge an feinen Details, besonders unter ungünstigen Bedingungen.

Bei klarer, sauberer Luft und gutem Licht, bei richtig guter Fernsicht, sind die Unterschiede sehr gering. An solch einem idealen Tag, bei ca. 60km Fernsicht – eine Seltenheit in einem Ballungsraum – waren die beiden Ferngläser gleichauf. Ein Funkturm auf Maximaldistanz war mit Kite und Nikon gleichermaßen sichtbar.

Aber an einem diesigen Tag, wenn nach ca. 15km schon Schluss ist mit der Fernsicht, wenn sogar Hochhäuser im Dunstschleier verschwinden, dann treten die Unterschiede zutage. Konnte man z.B. mit dem Nikon noch den Kamin einer Industrieanlage als solchen klar erkennen, so war dies mit dem Kite nicht mehr möglich. Man sah nur, dass da was ist.

An solchen Tagen gab das Kite Farben in der Natur deutlich verwaschener wieder, der Bildkontrast war ebenso deutlich geringer. Ihm fehlten einfach die Reserven für optimale Betrachtung.

Bewölkt, diesig,schlechte Fernsicht. Eine Herausforderung für jedes Fernglas

Bewölkt, diesig, schlechte Fernsicht. Eine Herausforderung für jedes Fernglas

Farbsäume (Chromatische Aberrationen = CA) waren bei beiden Ferngläsern in gleichem Maß vorhanden. Sichtbar, aber nicht störend, in der Bildmitte. Stark ausgeprägt am Bildrand.

Der Pferdefuß beim Kite ist seine verstärkte Neigung zu Schleier. Ob bei Gegenlicht oder indirektem, diffusen Licht, sehr gerne legt sich ein Vorhang aus Streulicht über das Bild. Die genauen Ursachen dafür sind dem Autor bis dato nicht bekannt. Möglicherweise ist es die Kombination aus sehr kompakter Bauweise und Okularen in Weitwinkelbauweise. Auf jeden Fall nimmt dieses nicht optimale Streulichtverhalten dem Kite viel von seiner Bildqualität.

Interessanterweise konnte der Autor die Intensität des Streulichts durchaus beeinflussen. Je nachdem wie er dieses Fernglas an die Augen hielt, war mehr oder weniger davon sichtbar. Bei immer voller Ausnutzung/Sichtbarkeit des Bildfeldes machte es einen gewaltigen Unterschied, ob das Fernglas (relativ zu den Augen) einen Millimeter höher oder tiefer gehalten wurde. Da kommen wir aber in Bereiche, wo persönliche Faktoren, nämlich die Gesichtsform, Einfluss auf die optische Leistung eines Fernglases nimmt. Es hilft nur Ausprobieren. Was dem einen passt, kann für den anderen völlig unbrauchbar sein.

Kite Lynx HD 8×30 Test: Fazit

Ein wenig zwiespältig ist dieses. Auf der Habenseite finden wir – unabhängig vom Streulichtverhalten – eine ausgewogene, gute optische Leistung, die in dieser Preiskategorie so auch nicht immer zu finden ist. Dazu ein wirklich gigantisches, auch voll nutzbares, Sehfeld, welches nur von dem Klassiker Nikon 8×30 EII übertroffen wird. Was es bisher so nicht gab bei Dachkantprismenferngläsern, Kite hat es möglich gemacht bei seinem Lynx HD 8×30.

Beim Streulichtverhalten dagegen ist Nachbesserung notwendig. Es variiert zwischen „kann man mit leben“ und „geht gar nicht“. Im besten Fall ist es eine Eigenart, die von den positiven Faktoren mehr als ausgeglichen wird. Ein gutes Gesamtpaket. Im schlechtesten Fall aber ist das Kite Lynx HD 8×30 nur eingeschränkt nutzbar. Zumindest bei denen, die sehr genau hinsehen und hohe Ansprüche stellen. Ausgiebiges Probesehen tut not, bei diesem Fernglas vielleicht noch mehr als bei anderen.

So oder so, das Kite Lynx HD 8×30 ist ein Konzept für die Zukunft. Das ideale, zukünftige Fernglas z.B. für den gewichtsbewußten, anspruchsvollen Wanderer. Klein und leicht, aber nutzbar wie ein großes Fernglas, so etwas weckt Begehrlichkeiten. Es war nicht das letzte Mal, dass dieses Fernglas bei outdoor-professionell in Augenschein genommen wurde. Irgendwann kommt eins ins Haus.

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