Ein Paar Trekkingstöcke zum Wandern ist zum Standard geworden. Die Auswahl an Modellen ist immens, ab ca. € 50,00 bekommt man ein Paar in guter Qualität und mit ausgereifter Konstruktion. Mittlerweile kann man sich zwischen zwei verschiedenen Konzepten unterscheiden: Stöcke zum Zusammenschieben oder zum Falten.

Trekkingstöcke Faltstöcke Teleskopstöcke

Leki Micro Stick und Carbon 4

Trekkingstöcke: Falten oder Zusammenschieben

Beide Konstruktionsprinzipien haben für den Anwender in der Konsequenz klare Vor- und Nachteile. Man sollte sich daher schon vorher darüber im Klaren sein, was man will und braucht. Auch die verwendeten Materialien und Klemmsysteme sind höchst unterschiedlich.

Trekkingstöcke:zum Zusammenschieben

Exped Klemmkonus und-knopf

Exped Klemmkonus und Verriegelungsknopf

Diese sind der Archetyp des Trekkingstocks und machen den weitaus größten Teil des Sortiments in den Outdoorläden aus. In diesem Produktsegment findet man niedrige Preise und hohe Qualität vereint, zudem eine sehr große Auswahl an Griffen, Klemmmechanismen und Zubehör. Die Preise variieren stark mit der Ausstattung. Futuristisch geformte Griffe, verschiedene Feder- bzw. Dämpfungssysteme und jedes Jahr neue Farben und andere „Verbesserungen“ können den Unterschied ausmachen zwischen € 50,00 und € 100,00 pro Paar.

Meistens drei, seltener vier Rohre – zumeist aus gehärtetem Aluminium in hochwertiger Legierung – sind ineinander gesteckt und werden nach Belieben auseinandergezogen („teleskopieren“) und dann fixiert. Der Vorteil dieses Konzeptes liegt darin, dass Aluminiumrohre in wirklich allen Abmessungen und Güteklassen problemlos und relativ preisgünstig gefertigt und verbaut werden können. Ein Produktentwickler kann so fast ohne Einschränkung einen Stock genau so entwerfen wie er ihm vorschwebt. Eher selten wird bei Teleskopstöcken Karbon verarbeitet. Der Leki Carbon 4 sei hier als Beispiel genannt.

Leki Klemmkonus

Leki Klemmkonus SLS und Classic

Die Klemmmechanismen sind zumeist entweder Innenklemmungen mit einem Spreizkonus oder Außenklemmungen mit einem Exzenterhebel. Ganz selten gibt es auch Fixierungen mit federbelasteten Knöpfen an einzelnen Segmenten. Z.B. beim Exped Backcountry.

Innenliegende Klemmungen machen den Stock „schlank“, man bleibt im Gestrüpp seltener irgendwo hängen, sie verschmutzen weniger. Diese Vorteile werden durch die umständliche Handhabung wieder ausgeglichen. Jedes Segment muss einzeln ausgezogen und gegen ein anderes verschraubt werden. Je nach Auslegung des Gewindekonus sind zudem sehr unterschiedliche Handkräfte erforderlich. Je größer die Übersetzung des Konus, desto geringere Handkräfte braucht man, desto länger dauert es aber auch.

Beispiel Leki mit seinen unterschiedlichen Klemmsystemen

  • SLS ( = hohe Übersetzung/geringere Handkräfte) und
  • CLASSIC ( = niedrigere Übersetzung/höhere Handkräfte).

Komperdell Exzenterklemmung

Komperdell Außenklemmung mit Exzenterhebel

Außenklemmungen sind dagegen wesentlich schneller zu bedienen. Ein großzügig dimensionierter Exzenterhebel, mittels einer Stellschraube individuell einstellbar, ermöglicht es relativ schnell, die Stöcke gebrauchsfertig zu machen. Von Nachteil ist, dass man bei der benötigten Handkraft festgelegt ist. Der Klemmhebel muss so stramm eingestellt werden, dass er das Segment zuverlässig fixiert. Kranke oder vorgeschädigte Hände können da Probleme bekommen.

Trekkingstöcke zum Falten

Wesentliches Merkmal von Teleskopstöcken im Vergleich zu faltbaren Trekkingstöcken ist die stufenlose Verstellbarkeit und das relativ große Packmaß. 60cm ist normal, 70 cm nicht außergewöhnlich, unter 50 cm gibt es sehr wenig.

Trekkingstöcke Faltstöcke Teleskopstöcke

Komperdell Approach Carbon und Contour Titanal

Trekkingstöcke: Falten

Diese sind relativ neu auf dem Markt, erst in den letzten Jahren wurden durch sie diesem wichtigen Ausrüstungsgegenstand neue Impulse gegeben. So viele Modelle gibt es auch noch nicht, die drei bei outdoor-professionell getesteten Modelle

  • Black Diamond Ultra Distance,
  • Leki Micro Stick und
  • Komperdell Approach Carbon

sind im Prinzip das, was derzeit auf dem Markt befindlich ist.

Faltstock nach dem Prinzip der Lawinensonde

Faltstock nach dem Prinzip der Lawinensonde

Das Konstruktionsprinzip der Lawinensonde stand Pate bei dieser neuen Gattung von Trekkingstöcken. Die Segmente sind mittels einer innenliegenden (elastischen) Schnur miteinander verbunden. Die Ingebrauchnahme erfolgt durch Auseinanderfalten und einzelnes Verriegeln (Komperdell) oder in einem/zwei Schritt(en) Ineinanderstecken und Fixieren (Black Diamond bzw. Leki).

Bei jedem dieser Modelle stand ein anderer Grundgedanke Pate, sie sind alle höchst unterschiedlich konzipiert. Während sich Teleskopstöcke vegleichsweise nur in Kleinigkeiten unterscheiden, ist hier die einzige Gemeinsamkeit das Prinzip der Faltbarkeit.

Der einzige wirklich ultraleichte Stock, der Black Diamond Ultra Distance, ist so leicht weil er

  • über den minimalistischsten Fixiermechanismus verfügt,
  • Karbon in geringen Rohrdurchmessern verwendet und
  • dementsprechend nur relativ geringe Steifigkeit aufweist.
BD Ultra Distance gefaltet

BD Ultra Distance gefaltet

Der Komperdell Approach Carbon wiederum, das andere aus Karbon gefertigte Modell, wurde auf maximale Stabilität hin konzipiert. Große Rohrdurchmesser, unterstes Segment aus Aluminium und vor allem Fixierung der Segmente mittels Bajonettverschluss kennzeichnen ihn. Währen die anderen Faltstöcke nur einen stabilen Formschluß über lange Verbindungszapfen gewähren, bietet der Approach Carbon auch noch einen spiel- und klapperfreien Kraftschluss.

Der Leki Micro Stick, komplett aus Aluminium gefertigt, liegt in seiner Anwendungscharakteristik den Teleskopstöcken am nächsten. Seine Qualitäten sind die Kombination aus Steifigkeit, dem geringsten Preis der drei und noch dazu dem riesigen Vorteil eines Faltstockes, dem geringen Packmaß.

Osprey Stow on the Go

Osprey Stow on the Go

Geringes Packmaß und Schnelligkeit in der Handhabung sind die ganz großen Vorteile der Faltstöcke.

Nicht im Gebrauch befindliche Teleskopstöcke, sei es dass sie am Rucksack baumeln oder für einen kurzen Zeitraum mal paarweise in einer Hand getragen werden, stören einfach nur. Anders der Faltstock. Er läßt sich in kürzester Zeit verstauen, ob innen im Rucksack sobald die Klettertour beginnt, z.B. mittels einer speziellen Befestigung am Rucksack (Osprey „Stow on the Go“) oder einfach in der Hand gehalten bzw. unter den Arm geklemmt, wenn man mal eben eine Brotzeit kauft. Selbst der dabei vergleichsweise langsame Approach Carbon von Komperdell ist schnell gegenüber einem Teleskopstock mit Innenklemmung.

Faltstock im Stow on the Go

Faltstock im "Stow on the Go" getragen

Das Packmaß ist es, das den Faltstock so attraktiv macht. Selbst an einem großen Trekkingrucksack fällt ein langer Teleskopstock unangenehm auf. Spätestens, wenn man seinetwegen zum wiederholten Mal irgendwo hängen geblieben ist, er mit dem Zeltgestänge oder der komfortablen Isomatte außen am Rucksack um Haltepunkte konkurriert oder man sein Gepäck auf dem Flughafen abgibt, wünscht man sich etwas Kompakteres das im Rucksack verstaubar ist. Bei kleineren 30-40l Rucksäcken oder, wie schon erwähnt, beim Klettern ist es schlichtweg sehr angenehm, wenn die Stöcke nicht stören.

Erkauft werden diese Vorteile mit dem einen großen Nachteil der Faltstöcke, der fixierten Länge. Faltstöcke lassen sich nun mal nicht individuell in der Länge anpassen, das ist halt so. Bestenfalls kann man sie in 5cm-Abstufungen bekommen und man muss damit leben, dass dann der Griff sehr wahrscheinlich einige Zentimeter außerhalb der gewohnten Zone ist. Bergauf und bergab kann man nur umgreifen, die Hand oben auf den Knauf legen oder unterhalb des Griffes das nackte oder nur leicht gepolsterte Segment umfassen. Das schränkt den Gebrauchswert für viele Nutzer zu sehr ein, so dass sie den Teleskopstock bevorzugen.

Exped Backcountry

Exped Backcountry

Trekkingstöcke, ein Fazit

Bei den Teleskopstöcken ist die Auswahl auf den ersten Blick riesig, aber schnell merkt man, dass viele Modelle sich nur in nebensächlichen Kriterien unterscheiden. Nur hier kann man wirklich preisgünstig einkaufen, € 50,00 und man ist dabei. Das auch noch ohne Abstriche bei Verarbeitungsqualität und Langlebigkeit machen zu müssen.

Im Bereich faltbare Trekkingstöcke dagegen ist die Auswahl sehr viel eingeschränkter. Zwar bieten die Hersteller teilweise auch noch Varianten der hier aufgeführten Faltstöcke an, die Grundprinzipien bleiben jedoch gleich. Aber nur hier bekommt man geringstes Packmaß kombiniert mit schnellem Auffalten und Verstauen, dazu sogar noch ein Modell, dass im Paar soviel wiegt wie anderswo ein einzelner Stock.

Einsatzbereich, Packmaß, Gewicht, Preis, Steifigkeit, Ausstattung, das sind die schon genannten wichtigen Kriterien bei der Auswahl eines geeigneten Modells. Am Ende geht es aber einzig und allein darum herauszufinden, was für die eigene Person geeignet ist.

Den Besten Stock gibt es nicht. Zu verschieden sind die Anforderungen, die einzelne Sportarten und der Nutzer selber an ein Paar Trekkingstöcke stellen. Generell positiv ist zu vermerken, dass in diesem Produktsegment der Preis erst mal nichts mit der gebotenen Material- und Verarbeitungsqualität zu tun hat. Schon für wenig Geld bekommt man ausgereifte Produkte und nur wer besondere Anforderungen an Packmaß, Gewicht oder Dämpfung stellt muss tiefer in die Tasche greifen.

Weiterlesen: Marktübersicht Trekkingstöcke, leicht und klein verpackbar

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