Ein Regenschirm statt einer High Tech Jacke für den Wanderer, Bergsteiger, Outdoorer? Wozu soll das denn gut sein? Auf den ersten Blick ein berechtigter Einwand, aber wenn man ein wenig länger darüber nachdenkt, kommen ganz andere Antworten als zuerst erwartet.

Regen- und Sonnenschirme werden schon seit vielen Jahrhunderten benutzt, was wohl kaum der Fall wäre, wenn diese keinen praktischen Nutzen hätten. Allerdings ist schon ein gewisses Maß an Gewöhnung erforderlich, falls man selber noch nie mit Regenschirm unterwegs war. Und es ist leider unbestreitbar, dass man heutzutage nicht unbedingt ein junges/sportliches/dynamisches Image von sich selbst erzeugt, wenn man mit Regenschirm gesehen wird.

Swing liteflex; Photo: E. Göbel GmbH

Swing liteflex; Photo: E. Göbel GmbH

Regenschirm Swing liteflex Test: Warum dieser Regenschirm?

Die in Ulm alteingesssene Firma Eduard Göbel GmbH+Co produziert und vertreibt unter der Marke Euroschirm eine Vielzahl an verschiedenen hochwertigen Trekkingschirmen. Der Swing liteflex ist der leichteste Schirm in dieser Kollektion und hat mit einem Gewicht von nominal nur 207 gr. einen vernachlässigbaren Einfluss auf das Gesamtgewicht dessen, was man draußen dabei hat.
Erreicht wird dieses geringe Gewicht durch die Verwendung moderner, sehr leichter Materialien:

  • Gestängeschienen aus Glasfaser,
  • Schirmstock aus beschichtetem Glasfaserrohr,
  • dünnes, reißfestes Polyestergewebe mit Teflonbeschichtung,
  • Griff aus ultraleichtem EVA-Hartschaum.
Gestänge Swing liteflex

Gestänge Swing liteflex

Mindestens genauso wichtig ist aber die durch diesen Materialeinsatz und die Konstruktion erzielte außergewöhnliche Stabilität. Sinnvoll, d.h. werkstück- und werkstoffgerecht konstruiert, ist dieses Schirmgestänge erheblich belastbarer als es bei den hier sonst üblicherweise verwendeten Materialien Stahl und Aluminium der Fall ist. Denn Glasfasermaterialien sind in weitaus höherem Maß elastisch, also umkehrbar bzw. nicht dauerhaft verformbar als die traditionellen Materialien. Sie werden zwar auch irgendwann brechen, aber wie man in einigen im Internet veröffentlichten Videos sehen kann, halten sie bis dahin eine Menge aus.

Das Paragongestänge, also die Streben, die den Schaft (über eine axial verschiebbare Hülse) mit den Kielen, den Schirmrippen verbinden, werden nach dem Aufspannen nicht mittels eines Verschlusses fest verriegelt. Es ist nur die Spannung von Stoff und Gestänge, die den Schirm offen hält. Das spart Gewicht, hat aber gegenüber einer konventionellen Konstruktion den Nachteil, dass sich die Rippen auf dem Schirmstock verdrehen können. Die Rippengelenke könnten dadurch bei zu hohen oder ungünstig auftreffenden Belastungen eher verbiegen oder abscheren als bei einem Schirm mit verdrehsicherer Konstruktion.

Dem Swing liteflex zur Seite stehen noch andere ähnliche Trekkingschirme aus der Modellpalette der Firma Göbel, z.B.

  • Swing, der erste Schirm dieser Art, 305 gr. schwer und immer noch aktuell.
  • Birdiepal outdoor, ein mit 372 gr. deutlich schwererer, aber auch in allen Bereichen verstärkter
    und noch höher belastbarer Regenschirm mit verdrehsicherem Glasfasergestänge.
  • light trek, die Taschenausführung mit Teleskopschaft (28cm geschlossen, 61cm offen) und einem Gewicht von nur 255 gr./li>
  • handsfree Swing, größer und schwerer (366 gr.), mit einem sehr kleveren variablen Haltesystem versehen, das es gestattet, den Regenschirm an den Hüft-und Schultergurten des Rucksacks zu befestigen
  • telescope, mit einem Packmaß von 48cm besonders kompakt und durch den stufenlos auf 76cm ausziehbaren Teleskopschirmstock sehr entspannt zu haltender Regenschirm von nur 285 gr.

Regenschirm Swing liteflex Test: In der Praxis

Schon die Konstruktionsmerkmale und technischen Daten haben klargemacht, dass der Swing liteflex kein normaler Regenschirm ist. Im Gebrauch bestätigt sich dieser erste Eindruck, der Swing liteflex ist ein vollwertiger großer Regenschirm, der in Punkto Alltagstauglichkeit einen sehr guten Eindruck macht.

Vor allem sein unschlagbar geringes Gewicht macht den Umgang mit ihm so einfach. Man muss keinen Schirmstock auf die Schulter legen, um ein schweres Gestell zu kompensieren, sondern kann ihn locker und ermüdungsfrei in der Hand halten. Da ist dann auch der etwas zu kurze Griff aus Hartschaum nicht weiter tragisch, denn wo man sonst einen Regenschirm auch danach aussucht, wie gut der jeweilige Griff in der Hand liegt, hat man hier so wenig Gewicht in der Hand, dass das keine negativen Auswirkungen hat.

Swing liteflex am 17 Liter Rucksack

Swing liteflex am 17 Liter Rucksack

Der nebenstehend abgebildete Swing liteflex ist die Version mit Silbermetallicbeschichtung für zusätzlichen UV-Schutz. Man fällt damit nun wirklich sehr auf und hat keine Chance, unauffällig unterwegs zu sein. Das getestete Exemplar wiegt 229 gr., etwas mehr als vom Hersteller angegeben. Aber dafür hat man auch einen TÜV-zertifizierten UV-Schutzfaktor von 50+, der z.B. auf den schattenlosen Etappen des Jakobswegs durchaus von Vorteil sein kann.

Die Stocklänge von 64cm ist ein Kompromiss zwischen notwendiger Länge, um genügend Kopffreiheit zu haben und trotzdem noch akzeptablem Packmaß am Tagesrucksack. Lang genug, dass der Arm bem Halten des Schirms im Ellenbogen nicht zu stark angewickelt wird, kurz genug um auch am kleinen Rucksack befestigt nicht zu stören.

Transportiert wird der Schirm sinnvollerweise außen am Rucksack. Das angenähte, breite Klettverschlussband schließt ihn zuverlässig und fixiert die Schirmspitzen fest am Griff, die mitgelieferte Transporttasche aus Netznylon kann zu Hause bleiben.

Das Schirmdach ist reichlich dimensioniert, einer allein mit Rucksack kann, solange der Wind nicht zu stark ist, auf jeden Schutz für Oberkörper und Rucksack verzichten. Auch bei langen Wanderungen im Regen bleibt man trocken genug, wenn man für einen zusätzlichen Schutz der Beine sorgt.

Der Wanderer kombiniert den Swing liteflex sinnvollerweise mit Gamaschen oder Beinlingen. Dieser Set reicht aus, solange es nicht zu stürmig ist; wenn doch käme statt des Regenschirms idealerweise ein leichter Poncho zum Einsatz. Gewichtsmäßig würden Regenschirm (207gr.), Poncho (300-350gr.) und Gamaschen bzw. Beinlinge (80-200gr.) zusammen sehr viel geringer zu Buche schlagen, als es die Kombination aus rucksacktauglicher Regenjacke und Regenhose je könnte. Ein weniger als 800 gr. schwerer vollständiger Regenschutz, dazu flexibel einsetzbar, ist anderweitig kaum zu realisieren.

Auch vom Preis her wäre eine solche Zusammenstellung konkurrenzlos. Der Swing liteflex kostet gerade mal € 29,90, die getestete Version mit UV-Schutzbeschichtung gibt es für einen Aufpreis von nur € 2,50. Zusammen mit Poncho und Gamaschen kann man, je nach gewählten Modellen, unter € 100,- für alles zusammen bleiben.

Aber auch als Ergänzung zu der Universalkombination Regenjacke und -hose taugt der Swing liteflex, denn seine etwas mehr als 200 gr. fallen in einem gefüllten Rucksack wahrlich nicht auf. Ob beim extremen Trekking oder auf Bergtour, es gibt immer eine Gelegenheit, den luftigen Regenschirm zu benutzen und die schweißtreibende Regenbekleidung im Rucksack zu lassen.

Regenschirm Swing liteflex Test: Vor- und Nachteile eines Regenschirm

Ein Regenschirm ist 100% atmungsaktiv, dazu meistens auch leicht und preiswert. Das sind drei sehr erstrebenswerte Eigenschaften, die man sich grundsätzlich bei jeder Art von Wetterschutzausrüstung nur wünschen kann.

  • Billig bedeutet, dass es keinen großen finanziellen Aufwand erfordert es mal auszuprobieren. In fast jedem Haushalt gibt es einen Regenschirm oder man kann für wenige Euro einen einfachen kaufen.
  • Leicht in Relation zu allem anderen, das man gerne als notwendig erachtet und mitnimmt. Ein Knirps oder eine Knirpskopie in ihrer einfachsten Version kommt gerade mal auf 500 Gramm.
  • 100% atmungsaktiv ist die bestimmende Eigenschaft eines Regenschirms und das ist es auch, was ihn so interessant macht.

In jedweder wasserdichter Bekleidung, sei sie nun aus einfachstem PVC („Friesennerz“) oder einem High End-Material wie Goretex, Event oder Dermizax wird es früher oder später zu einem Wärme- und Feuchtigkeitsstau kommen. Das ist unvermeidbar, genauso wie nicht wasserdichte Stoffe wie G-1000 oder Softshell nie dauerhaften Schutz gegen Regen bieten. Ein Regenschirm kann diese Funktionskleidung nicht ersetzen, aber sehr sinnvoll ergänzen. Unter bestimmten Bedingungen, die gar nicht mal so selten sind, bedeutet ein Regenschirm, dass die schweißtreibende Kleidung im Rucksack bleiben kann.

  • Regen, egal wie stark, wird vom Regenschirm immer vom Oberkörper und dem oberen Teil der Beine abgehalten.
  • Der Kopf wird nicht, um trocken zu bleiben, von einer raschelnden Scheuklappe in Form einer Kapuze umhüllt.
  • Der Rucksack, der auch mit Regenhülle nicht dauerhaft geschützt ist, weil der Rücken offenliegt, bleibt ebenfalls trocken.
  • Landkarten und Photoapparate können in seinem Schutz genutzt werden, ohne nass zu werden, sofern man den Schirmstock unter einen der Rucksackträger steckt um beide Hände frei zu haben.

Erst wenn zum Regen auch noch Wind kommt, wird es eher später als früher eng für den Regenschirm. Man kann ihn ein wenig schräg halten, dann funktioniert er immer noch gut. Vielleicht gibt es einige Tropfen mehr oberhalb der Hüfte, aber richtig nass ist etwas anderes. Auch bei stärkerem oder leicht böigem Wind lässt sich ein Regenschirm noch gut kontrollieren, es erfordert eben ein wenig Aufmerksamkeit seitens des Benutzers. Es entscheidet dann jeder selber, ab wann er von Regenschirm auf Regenjacke wechselt.

Woran man sich wirklich erst gewöhnen muss: eine Hand hält den Schirm, sie ist nun mal nicht frei für anderes. Das ist ähnlich wie beim Gebrauch von Teleskopstöcken, die mittlerweile zur Standardausrüstung gehören. Zuerst ist es einfach nur lästig, nicht beide Hände frei zu haben, aber das gibt sich schnell, sobald man der Vorteile gewahr ist. Ähnlich ist es beim Regenschirm. Solange man wegen des zu begehenden Geländes nicht wirklich zwei Trekkingstöcke braucht, oder es so windig wird, dass der Regenschirm nicht mehr zu kontrollieren ist, gibt es keinen Grund auf ihn zu verzichten und sich in einen schweißtreibenden Kokon zu hüllen.

Was der Regenschirm nicht leisten kann ist, vor kälte-, wind- und nässebedingter Auskühlung zu schützen. Wie schon erwähnt, ist er kein vollwertiger Ersatz für Wetterschutzkleidung. Er kann sie nur sinnvoll ergänzen, das aber sehr gut.

Regenschirm-Sonnenschirm

Regenschirm-Sonnenschirm; Photo: E. Göbel GmbH

Test Swing liteflex, Regenschirm als Sonnenschirm

Die Nutzung als Sonnenschirm ist weitaus älter als die des Schirms gegen Regen. In Ägypten, Persien und China sind Abbildungen aus dem Altertum erhalten, die diese Verwendung belegen. Der Swing liteflex bietet auch hier mehr als andere Schirme. Zusätzlich zu sieben verschiedenen Farben ist er mit einer Sibermetallicbeschichtung erhältlich, die einen UV-Schutzfaktor 50+ garantiert. Der Schutz vor zuviel schädlicher UV-Strahlung ist mittlerweile normal geworden, sei es durch eincremen oder entsprechende Kleidung bzw. Kopfbedeckungen. Aber es lässt sich nun mal nicht unbeschränkt nachschmieren und eine komplette Schutzkleidung ist auch nicht immer möglich oder erwünscht. Was wäre da sinnvoller, als unter dem luftigen Dach eines Schirms gut beschattet draußen unterwegs zu sein? Auch und besonders wenn man mit der Kindertrage unterwegs ist, in denen der Nachwuchs nun mal in besonderem Maße der Sonne ausgesetzt ist, kann der Swing liteflex sinnvoll als Sonnenschirm benutzt werden.

Regenschirm Swing liteflex Test: Fazit

Der Swing liteflex ist mit seinen ca. 207 Gramm unschlagbar leicht, er stört in keinem noch so kleinen oder leichten Rucksack. Die Länge von 64 cm ist genau richtig, nicht zu unhandlich wenn verpackt und lang genug um ihn aufgespannt komfortabel zu halten.

Was aber noch viel wichtiger ist, er funktioniert richtig gut. Stabilität durch Flexibilität, das schien das Motto bei der Konstruktion dieses Schirms zu sein. Und im Gegensatz zu manch anderem „Leichtbauteil“ sind hier Alltagstauglichkeit und geringes Gewicht keine einander ausschließende Attribute.
Dementsprechend belastbar ist er im Betrieb auch, die Grenzen setzt weniger die Angst vor einem Defekt, sondern eher des Nutzers Unwillen, bei allzu stürmischem Wetter den Schirm noch bändigen zu wollen.

Gewöhnungsbedürftig ist wohl am ehesten das Image des Regenschirms an sich, aber wer erst mal seine Funktionalität erlebt hat, wird so bald das Haus nicht mehr ohne verlassen.

Der Preis von nur € 29,90 ist mehr als angemessen für diesen intelligent konstruierten Wetterschutz, der uneingeschränkt sowohl alltags- als auch urlaubstauglich ist.

Der Swing liteflex ist uneingeschränkt empfehlenswert, seine Funktionalität über jeden Zweifel erhaben. Zwar gibt es stabilere Schirme im Sortiment der Fa. Göbel, auch kleiner verpackbare und variablere, aber in der Summe seiner Eigenschaften ist der Swing liteflex ein ausgewogenes und universell nutzbares Produkt.

Pro

  • Leicht
  • Superstabil
  • UPF 50+ mit spezieller Silberbeschichtung

Contra

Einsatzbereich

  • Universell

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Wichtige Daten

  • Preis: 29,90 EUR (UVP)
  • Material: Karbon, Polyester
  • Gewicht: 207 gr.

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