Der Scarpa Zen Pro ist ein stabiler, gut sitzender Halbschuh, der in der sportlichen Freizeit eigentlich (fast) alles ermöglicht. Kein Spezialist, sondern universell einsetzbar. Schließlich braucht man ja nicht zwingend für jede Betätigung draußen einen anderen Schuh.

Er ist ein sogenannter Approach oder Zustiegsschuh. Eigentlich gedacht als ein Schuh, mit dem sich Kletterer durch unwegsames Gelände zum Einstieg begeben. Dann verschwindet er im Rucksack und wird erst für den Anstieg wieder hervorgeholt. Mit anderen Worten, ein robuster und geländegängiger Halbschuh. Den kann man natürlich auch benutzen, wenn man nichts mit Klettern am Hut hat.

Andererseits braucht man jetzt aber nicht zu befürchten, mit solch einem Halbschuh schlecht gerüstet zu sein für anspruchsvolleres Gelände. Unter der Bezeichnung Haferlschuh kennt man im alpinen Raum seit Generationen einen stabilen Halbschuh für die Arbeit. Wenn es damals im Alpenraum funktionierte, könnte es heute in unserer gezähmteren Umgebung doch auch noch möglich sein, oder?

Alpenländischer Haferlschuh; Photo: Frank C. Müller

Alpenländischer Haferlschuh; Photo: Frank C. Müller/Wikipedia

Scarpa Zen Pro

Scarpa Zen Pro, erster Eindruck

Dieser Schuh ist massiv. 585 gr. pro Stück in Größe 45, das ist schon substanziell. Dementsprechend die erste Bewertung: Minimalismus ist nicht dem Scarpa Zen Pro sein Ding. Das fängt an bei der grob und griffig profilierten Vibram Spyder II-Sohle, welche zusammen mit der dicken und dämpfenden Mittelsohle ein solides Fundament bildet. Weiter oben findet man dann eine stabile, durch hochgezogenen Gummirand verstärkte Spitze. An den Seiten ein leichter, perforierter PU-Besatz und hinten eine stabile Fersenschale, ebenfalls mit Verschleißschutz versehen.

Das Kontrastprogramm dazu liefert das Obermaterial: echtes Leder, weich und geschmeidig. Eine geschlossene Zunge aus einem Stück elastischem und gut gepolstertem Material gefertigt. Sock Fit nennt Scarpa dies und schon beim Reinschlüpfen bemerkt man den festen, faltenfreien Sitz.

Scarpa Zen Pro, Vibram Spyder II Profilsohle

Scarpa Zen Pro, die Passform

Ungewöhnlich für einen Zustiegsschuh: Die Passform des Scarpa Zen Pro ist nicht ausschließlich auf die Leidensfähigkeit von Kletterern ausgerichtet. Will heißen, die Dinger sind eben nicht einfach nur höllisch eng. Ganz im Gegenteil. Im Bereich der Ballen ist der Schuh geräumig und läuft dann erst spitz zu.

Die bis ganz nach vorne reichende Schnürung ist eine Besonderheit von Zustiegsschuhen. Dadurch lässt sich der Fuß bis in die Spitze hinein fein dosiert enger oder weiter schnüren. Diese beiden Faktoren, Schnitt und Schnürung, machen den Scarpa Zen Pro so geeignet für unterschiedliche Fußformen. Schlanke und kräftige Füße fühlen sich gleichermaßen wohl.

Jetzt bitte nicht annehmen, dass dies ein geräumiger Hausschuh sei. Der Scarpa Zen Pro sitzt trotz allem bis vorne hin fest am Fuß. Weiterhin fällt die Zehenbox eher flach aus, man merkt schon die Nähe zur vertikalen Klientel. Aber auch hier, Schnürung und Sock Fit machen das schon.

Auch ganz hinten kann der Scarpa Zen Pro glänzen. Die feste Fersenkappe ist weit hochgezogen und seitlich im Bereich der Knöchel tief ausgeschnitten. Volle Bewegungsfreiheit, fester Fersensitz und Komfort durch die gut gepolsterten Ränder zeichnen sie aus. Ein gelungenes Design.

Scarpa Zen Pro, Sock Fit Technologie
Scarpa Zen Pro, universelle Passform

Scarpa Zen Pro, im Gelände zu Hause

Der Scarpa Zen Pro hat mehr von einem festen Stiefel als von einem leichten Laufschuh. In seiner Konstruktion ist er voll auf Geländegängigkeit ausgelegt. Entsprechende Kondition und Trittsicherheit vorausgesetzt, kann man mit ihm richtig viel machen. Ohne sich einen knöchelhohen Klotz ans Bein schnüren zu müssen.

Die Vibram Spyder II Profilsohle glänzt mit gutem Grip und einwandfreier Selbstreinigung. Ausgeprägte Profilblöcke mit großen Abständen zueinander haben nun mal ihre Vorteile. Auf lockerem Boden graben sie sich tief ein, unterstützen den Vortrieb, man rutscht nicht weg.

Am Fels zeigt die Vibramsohle gute Kantensteifigkeit und eine der festen Gummimischung entsprechenden Traktion. Mit anderen Worten, maximale Reibung am Fels war nicht das Entwicklungsziel dieser Sohle. Sondern eher der gute Kompromiss aus Belastbarkeit, Lebensdauer und Traktion. Deshalb ganz wichtig: Die Vibram Spyder II muss eingelaufen werden. Erst wenn die oberste Schicht Gummi gut angerauht ist, liefert der Scarpa Zen Pro zufriedenstellende Traktion auf glattem Fels.

Der ganze Unterbau ist dick und fest genug, dass sich nicht jeder Kiesel durchdrückt. Von der Dämpfung her eher auf zäh stabil ausgelegt, denn auf weich und nachgiebig. Auf einem knüppelharten Forstweg erspart auch der Scarpa Zen Pro seinem Träger auf Dauer nichts. Man kann halt nicht beides haben, volle Dämpfung und maximale Stabilität. Der Schwerpunkt des Scarpa Zen Pro liegt eindeutig im Bereich Stabilität. Einerseits, wenn es darum geht, im schlechten Gelände einen soliden Stand zu haben. Andererseits bei der Auswahl der verwendeten Materialien, die eine lange Lebensdauer versprechen.

Scarpa Zen Pro, Grip ohne Ende

Mit dem Scarpa Zen Pro auf dem MTB unterwegs

Auch auf dem Fahrrad macht der Scarpa Zen Pro eine exzellente Figur. Denn die steife Sohle entlastet das Fußgewölbe und ermöglicht verlustfreie Kraftübertragung. Weiterhin sorgen Sohlenprofil und Gummimischung dafür, dass die Schuhe förmlich am Pedal kleben.

Ok, ein Rennschuh mit knüppelharter Sohle und Aufnahme für Klickpedale spielt von der Streifheit her schon in einer anderen Liga. Aber schon ein bewährter MTB-Klassiker wie der Five Ten Freerider ist von der Sohle her deutlich weicher und flexibler. Der Scarpa Zen Pro sitzt dazwischen und kann auch Abgestiegen glänzen. Wenn das Gelände so schlecht ist, das getragen oder geschoben werden muss, dann schlägt er jeden speziellen MTB-Schuh. Im Gegensatz dazu die Angebote der Radschuhhersteller: Viel zu oft sind die Sohlen, deren Profil und Gummimischung, einfach minderwertig. Nun, Scarpa baut Schuhe seit fast 80 Jahren und Vibram ist genau so alt. Irgendwo müssen das Wissen und die Erfahrung ja herkommen.

Die robuste Konstruktion mit dickem, hochgezogenem Gummirand vorne und umlaufenden Verstärkungen tut ihr übrigens. Die Füße sind gut geschützt, auch wenn man am Fels entlang schrammt. Innen bequem, außen stabil, unten genau richtig von der Steifheit, ideal auf dem MTB.

Scarpa Zen Pro, voll MTB-tauglich

Der Scarpa Zen Pro deckt draußen (fast) alles ab

Wenn man viel draußen unterwegs ist, sind gute Schuhe ein Muss. Bei vielen verschiedenen Interessen sammelt sich so schnell ein ansehnliches Sortiment an. Das kostet Geld, nimmt Platz weg und ist nicht unbedingt notwendig. Ein Paar Schuhe für möglichst viele Anwendungen macht alles etwas einfacher. Der Scarpa Zen Pro ist ein Schuh, mit dem dies möglich ist.

Wanderungen in Mittelgebirge und weiter oben? Mehr als einen soliden Halbschuh braucht es nicht. Mit dem Fahrrad in den Aktivurlaub und auch zu Fuß unterwegs? Dieses eine Paar Scarpa Zen Pro deckt alles ab. Alltagsschuhe, die was aushalten und keine langweilige 08/15-Optik haben? Den Scarpa Zen Pro gibt es in vielen Farben, von knatschbunt bis gedeckt. Morgens aus dem Haus zur Arbeit und nach Feierabend direkt eine entspannende Runde drehen, egal wie und wo? Der Scarpa Zen Pro ist die erste Wahl.

Das nun wirklich Einzige, wofür er nicht geeignet, ist Waldlauf. Da braucht es andere Spezialisten. Und wer es auf dem Rennrad richtig krachen lässt, wird garantiert auch eher zum spezialisierten Radschuh greifen. Aber sonst? Der Scarpa Zen Pro ist im besten Wortsinn ein Allrounder. Was man auch macht, mit ihm ist man immer gut versorgt. Ein Paar Schuhe, sonst nichts. Das Leben ist schon kompliziert genug.

Den Scarpa Zen Pro kostet € 149,95 (UVP). Es gibt es ihn für Männer und Frauen, in vielen verschiedenen Farben.
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Scarpa Zen Pro, im Gelände zu Hause
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