Regenjacke und -hose sind das Nonplusultra als Schutz vor Regen? Nicht wirklich! Ein Poncho kann eine wirklich gute und sinnvolle Alternative sein. Man muß nur wissen, welches seine Vor- und Nachteile sind.

Kein Poncho

Es fängt an zu regnen.
Rucksack ab, Regenjacke an, Rucksack auf, weiterlaufen, schwitzen.
Es regnet stärker.
Rucksack ab, Regenhose an, Rucksack auf, weiterlaufen, stärker schwitzen.
Es hört auf zu regnen.
Anhalten und alles ausziehen? Dann wird es gleich wieder regnen. Oder einfach weiterlaufen in den raschelnden Regenklamotten, die nun doch nicht so „atmungsaktiv“ sind wie zuvor im Geschäft versprochen?

Leichter geht es nicht. STS Planenponcho und Meru Gamaschen

Leichter geht es nicht. STS Planenponcho und Meru Gamaschen

Jeder war schon mal in solch einer Situation. Nicht immer ist sie vermeidbar. Aber oft genug ist man auf eine Art und Weise unterwegs, dass man auf dieses nervige Prozedere durchaus verzichten kann. Und auch noch Gewicht, Packvolumen und Geld sparen könnte.

Eine Garnitur guter, will heißen belastbarer und hoch atmungsaktiver Regenkleidung ist nicht billig. Das kostet schnell € 500,- und mehr. Je nach Gelände aber könnte man durchaus einen Poncho als Alternative ansehen und wäre dann mit weniger als € 50,- und ca. 500 gr Gewicht dabei.

Nachteile des Poncho

Es kommt nur darauf an, was man macht. Deshalb gleich am Anfang: Völlig ungeeignet ist ein Poncho, wenn es auf engen Pfaden durch dicht bewachsenes Gelände geht oder in den Bergen in Richtung Senkrecht bzw. stark ausgesetzt. Auf dem Hindelanger Klettersteig im Allgäu oder dem Milford Track in Neuseeland sollte man also wahrlich auf einen Poncho verzichten.

Kraxenponcho mit 50L-Rucksack

Kraxenponcho mit 50L-Rucksack

Ponchos flattern im starken Wind. Man kann dieses Flattern mit einem Knebelverschluss zwischen den Beinen sowie einem langen Schnürsenkel als Gürtel stark reduzieren. Aber ein Poncho wird dem Wind immer mehr Angriffsfläche bieten als eine eng anliegende Jacke. Ponchos reichen üblicherweise bis über die Knie und im ausgesetztem Gelände kann dies die Trittsicherheit reduzieren, weil man die eigenen Füße schlechter sieht. Wählt man den Poncho kürzer, oder rafft ihn, reduziert sich dieses Risiko deutlich.

Beide Kritikpunkte werden gerne angeführt, wenn es darum geht, die Untauglichkeit eines Regenponchos gegenüber einer Regenjacke aufzuzeigen. Aber zumeist wird da maßlos übertrieben, so als ob Ponchos wahre Todesfallen wären. Denn man kann durchaus lernen, mit einem Poncho auch im schlechteren Gelände zu gehen. Es ist nicht so, dass man beim geringsten Windzug schon vom Grat geweht wird und man tastet sich auch nicht blind voran, weil Schuhe und Untergrund plötzlich nicht mehr sichtbar sind. Wie so oft, liegt die Realität mittendrin. Man sollte halt nur selber in der Lage sein, abzuwägen, was möglich ist und was nicht. Und sich auch zutrauen, es mal auszuprobieren.

Planenponcho mit 30L-Rucksack

Planenponcho mit 30L-Rucksack

Abgesehen davon, ist auch nicht jeder immer in solchem Gelände unterwegs! Warum also für das Extrem ausrüsten, wenn es auch anders geht?

Vorteile des Poncho

Ein Poncho bedeckt Mensch und Rucksack bis hinunter zu den Knie, ist vollständig wasserdicht, nach geringfügiger Modifikation im Laufen überstreifbar, wiegt maximal 550 gr. und kostet gerade mal 10% einer guten Kombination aus Regenjacke und -hose.

Drei Sorten Poncho gibt es, grob vereinfacht:

  • Der Kraxenponcho ist rundherum geschlossen und hat eine Auszugsverlängerung für den Rucksack.
  • Der Wanderponcho ist baugleich, verzichtet aber auf die Auszugsverlängerung für große Rucksäcke.
  • Der Planenponcho ist ein rechteckiges Stück Stoff mit einer Kapuze in der Mitte und wird an den Seiten mittels Druckknöpfen verschlossen.

Vorteil Kraxenponcho: Er bedeckt Mensch und Rucksack vollständig und schützt auch die Beine. Von Nachteil sind Gewicht (ca. 500 gr.) und Packmaß, es gibt keinen aus richtig leichten Materialien wie z.B. silikonbeschichtetem Nylon.

Vorteil Planenponcho: Klein und leicht. Mit 350 gr. ist man dabei und vom Packmaß her spart man schnell mal 50% gegenüber dem Kraxenponcho. Der nicht unwesentliche Nachteil besteht in dem mehr als ungenügendem Schutz für die Beine, sobald ein größerer ( >25 L) Rucksack getragen wird. Leider ist kein Planenponcho auf dem Markt, der über eine ausklappbare Verlängerung verfügt. (Anmerkung: Der Planenponcho von Golite und der Wäfo Monsun sollen über eine solche Verlängerung verfügen. Mangels eigener Inanschaunahme kann dazu aber nichts genaues gesagt werden)

Das Angebot auf dem Markt ist sehr überschaubar. Tatonka und Wäfo haben ihren Schwerpunkt bei den Kraxen- und Wanderponchos. Exped, Golite und Sea to Summit liefern Planenponchos.

Anmerkung: Kraxen- und Wanderponchos gibt es in verschiedenen Größen, Planenponchos immer nur in einer. Erstere wählt man normalerweise so, dass der Saum bis über die Knie reicht. Für den Mittelgebirgswanderer darf es gerne länger sein, der Bergwanderer nimmt ihn eher kürzer.

Ponchobefestigung am Rucksack

Ponchobefestigung am Rucksack

Eine sinnvolle Modifikation bei jedem Poncho sind Schlaufen für eine Befestigung am Rucksack in geöffnetem Zustand. Ca. 20 cm unter der Kapuzennaht und ebenso weit von einander entfernt werden zwei Schlaufen auf der Innenseite angenäht (und dann von außen mit Nahtdicht versiegelt). daran werden dann zwei kurze Schnüre befestigt. So kann man den Poncho an den Schultergurten des Rucksacks befestigen. Der Poncho wird dann zum Transport lose in der Deckeltasche des Rucksacks verstaut. Alternativ, je nach Wetteraussichten, wird sein hinterer Teil ansonsten wie eine Regenhülle über den Rucksack gezogen.

Modifizierter Poncho als Regenhülle

Modifizierter Poncho als Regenhülle

Im leichten Nieselregen kann so der Rucksack geschützt werden ( und der Träger vertraut z.B. auf seine wasserabweisende und atmungsaktive Softshelljacke ). Regnet es stärker, greift man hinter sich und zieht den vorderen Teil des Ponchos über den Kopf: Mit etwas Übung hat man Rundumschutz ohne anzuhalten. Hört der Regen auf, wird der Poncho nach hinten abgestreift und zwischen Körper und Rucksack verstaut. Das ist etwas ganz anders als das o.g. Szenario mit Regenjacke und-hose.

Der Poncho, ein Fazit

Natürlich schwitzt man auch unter dem Poncho. (Wer nicht schwitzt, ist tot.) Ponchos von Wäfo gibt es zwar auch mit atmungsaktiven Beschichtungen, aber bei diesen ist der Dampfdurchgang eher moderat, Materialien wie Gore-Tex werden nirgendwo verarbeitet. Aber das große Luftvolumen unter einem Poncho erleichtert das Los schon ein wenig und außerdem kann man fast immer zwischendurch den Poncho vorne anheben und lüften, das macht viel aus. Wer mit Trekkingstöcken unterwegs ist, kann auch auf die Armdurchgriffe verzichten und den Poncho über den waagerechten Unterarmen drapieren, auch dies verbessert den Tragekomfort deutlich.

Ein Poncho ist Alternative und Ergänzung zu bereits vorhandenen Wetterschutzkombinationen. Er hat Vor- und Nachteile und ist wahrlich nicht universell nutzbar. Aber auf der Habenseite stehen Preis, Packmaß, Gewicht und das einfache Handling bei ständig wechselnden Witterungsbedingungen.

Ponchos, Beinlinge, Gamaschen

Von links nach rechts: Tatonka Kraxenponcho, Wäfo Wanderponcho, Exped Planenponcho, Wäfo Beinlinge, Meru Gamaschen, normale Gamaschen

Anmerkung: Neben der schon genannten DIY-Rucksackbefestigung ist die „Peripherie“ der Schutzbekleidung auch von Bedeutung. Gamaschen, Beinlinge und ein Hut, z.B. ein Tilley TWC, aus wasserabweisendem (nicht wasserdichtem!) Material sind sinnvolle Ergänzungen zum Poncho und verbessern Wetterschutz und Tragekomfort deutlich. Mehr darüber zu einem späteren Zeitpunkt.

Empfohlene Onlineshops:

Outdoor-Professionell.de