Normalerweise wird eine moderne Regenjacke durch Membranen und Beschichtungen wasserdicht und dampfdurchlässig. Paramo verwendet Nikwax Analogy und geht damit einen völlig anderen Weg.

Paramo ist ein Tochterunternehmen der Firma Nikwax. Deren Prinzipien gelten auch hier: Umweltfreundliche Produkte ohne PFC, Produktion nach den eigenen ethischen Standards. Drüben auf der Insel ist Paramo sehr bekannt und beliebt, wenn es um wetterfeste Bekleidung geht. Auf dem deutschen Markt wollen die Briten jetzt auch durchstarten. Die Nikwax Analogy Technologie findet bei allen wasserfesten Kleidungsstücken von Paramo Anwendung. Grund genug, sich diese außergewöhnliche Technologie mal genauer anzusehen.

Wasserdicht durch Nikwax Analogy

Wasserdicht durch Nikwax Analogy; Photo: Nikwax

Der Aufbau von Nikwax Analogy ist denkbar einfach. Seine Funktionsweise umso befremdlicher. Zumindest für jemanden, der nur mit Beschichtungen und Membranen vertraut ist.

Zwei Lagen Stoff sollen es ausmachen, keine von beiden wasserdicht, sondern stark hydrophob, also wasserabstoßend. Die äußere Schicht Mikrofaser aus 100% Polyester und der innere Pump Liner. Letzterer ist zum Körper hin glatt und auf der Außenseite aufgerauht. Auf dem dicht gewebten, mit Nikwax imprägnierten Außenstoff soll der Großteil des Wassers abperlen. Der ebenfalls stark imprägnierte innere Pump Liner alles, was trotzdem durchgeht – plus die vom Körper produzierte Feuchtigkeit – nach außen drücken.

Nikwax Analogy „trotzt mindestens 4 Stunden (eigene Hervorhebung) sehr starke(m), anhaltende(m) Regen“ (Quelle: Paramo) und durch die sehr gute Atmungsaktivität soll lt. Paramo auch bei starker Anstrengung entsprechend guter Tragekomfort gegeben sein.

Dieses Prinzip der Direktionalität hat als natürliches Vorbild das Tierfell, bei dem die (unterschiedlich langen) Haare zur Haut hin immer dichter stehen. Das Wasser gelangt gar nicht bis ganz nach innen. Hundebesitzer kennen das. Egal, wie nass der Hund wurde, es ist nur äußerlich. Weiter innen sind Fell und Haut trocken.

Nikwax Analogy , direktionale Funktion, Photo: Nikwax

Nikwax Analogy , direktionale Funktion, Screenshot: Nikwax

Wasserdicht durch Direktionalitaet

Wasserdicht durch Direktionalität

Ein Video zum Thema.

Ein weiterer Vorteil lt. Paramo: Schweiß und Feuchtigkeit werden nicht nur als Dampf, sondern auch als Flüssigkeit nach außen abgeführt. Normale wasserdichte Bekleidung kann Feuchtigkeit nur in Form von Dampf durch die äußerste Schicht transportieren. Kondensiert diese Feuchtigkeit auf der Innenseite, das kennen wir alle, wird es innen schön nass. Mehr noch, es braucht jede Menge Körperwärme – und damit Energie – um diese Feuchtigkeit wieder in Dampf zu verwandeln und loszuwerden. Nikwax Analogy vermeidet diesen Umweg.

Nikway Analogy soll unabhängig von Lufttemperatur und -Feuchtigkeit funktionieren. Also auch dann, wenn kein ausreichendes Dampfdruckgefälle von innerhalb der Jacke nach außen vorhanden ist. (Besagtes Dampfdruckgefälle ist das Prinzip, auf dem die Funktion von Gore-Tex & Co basiert.)

Viel Pflege benötigt Nikwax Analogy auch nicht. Das Kleidungsstück sollte, wie andere Funktionskleidung auch, regelmäßig mit Produkten von Nikwax gewaschen und imprägniert werden. Eine absolute Notwendigkeit, denn diese Pflege ist Voraussetzung für die gute Funktion von Nikwax Analogy.

Defekte wie Löcher und Risse stellen bei den verwendeten Stoffen auch kein Problem dar. Es gibt keinen Bedarf an Nahtversiegelungen, d.h. man kann einfach Flicken aufsetzen. Nur die beiden Lagen zusammennähen, das sollte man nicht. Von so etwas kann man als Besitzer einer Gore-Tex-Jacke nur träumen, „Low Tech“ hat eben seine Vorteile.

Paramo Nikwax Analogy
Paramo Men´s Enduro JacketParamo Women´s ventura Jacket
Men´s EnduroWomen´s Ventura

(Photos: Paramo)

Funktioniert Nikwax Analogy wirklich?.
Antwort: Keine Ahnung. Noch nicht. Dies ist nach Jahrzehnten mit konventionellen Hardshells erst mal eine wirklich unbekannte Technologie, völliges Neuland sozusagen. Der Anfang eines ausgiebigen Langzeittests ohne irgendwelche Vorkenntnisse oder eigene Erfahrungen. Paramo hat Outdoor-Professionell für den kommenden Herbst und Winter eine Jacke zur Verfügung gestellt, das Resultat ist völlig offen.

Das Grübeln fängt ja schon beim Begriff „wasserdicht“ an. Der wird auf vielfältige Weise definiert. Angefangen bei den diversen Normen bis zum eigenen, persönlichen Verständnis.

  • Wie lange muss ein Kleidungsstück im Gebrauch dicht sein, damit es auch dicht genannt werden darf?
  • Sind moderne Hardshelljacken, die nur noch über explizit „wasserabweisende“ Reißverschlüsse (ohne jede Abdeckung) verfügen, überhaupt wasserdicht?
  • Ist NeoShell, mit seiner Wassersäule von 10.000mm im Neuzustand (und 5.000mm nach 20 Waschgängen) weniger wasserdicht als Gore-Tex mit seiner „wasserdichteren“ Säule von >25.000mm?
  • Ist nur ein beschichteter/mit Membran versehener Außenstoff samt Nahtbandversiegelung per se wasserdicht oder geht es auch anders?

Paramo sagt, dass ein Kleidungsstück auf der Basis von Nikwax Analogy mindestens 4 Stunden sehr starkem Regen widersteht. Eine Einschränkung, die es genauer zu untersuchen gilt.

Zudem ist Nikwax Analogy ein Produkt, welches ganz grundsätzlich spaltet. Nicht jeder kommt damit zurecht. Wie die PR-Frau von Paramo auf der Messe sagte „it´s like Marmite, you love it or hate it“. (Zur Erklärung, Marmite ist ein sehr britischer Brotaufstrich der für viele, auch den Autor, alles repräsentiert was an der britischen Küche ungenießbar ist.)

Eine Besonderheit von Nikwax Analogy ist die Isolation, die es mit seinen beiden Lagen bietet. Jede Menge Luft zwischendrin und der Pump Liner ist wahrlich nicht sehr dünn. Wärmer als +15°C darf es nicht sein. Dies ist ein Bekleidungssystem für die kalte und nasse Jahreszeit.

Diese Einschränkungen sowie die Tatsache, dass das Wetter bisher nie so richtig schlecht war, hatten nur sehr kurze Tragezeiten zur Folge. Normalerweise ist man ja froh, wenn es bei der Arbeit regnet und in der freien Zeit trocken ist. Jetzt war dies aber eher kontraproduktiv. Nur an einem frühen Samstagmorgen gab es die ersehnte Kombination aus 12°C und Dauerregen, aber mehr als eine halbe Stunde im Nassen war nicht drin.

Test-Paramo-Nikwax-Analogy

Test-Paramo Nikwax Analogy, Halcon Jacket

Mit Hut und einer dünnen Lage Kunstfaser am Leib ging es also aufs freie Feld, um dem Regen maximal ausgesetzt zu sein. Die Nässe von außen war kein Problem, aber angesichts der kurzen Verweildauer im Regen ist das noch keine relevante Erkenntnis.

Gut warm war es in der Jacke bei diesen Temperaturen, aber eben nicht feucht von innen. Zum Feuchtigkeitstransport lässt sich daher schon vorsichtig eine erste Aussage treffen. In einer normalen Regenjacke, ganz klassisch aus zweilagigem Gore-Tex gefertigt, wäre es unter diesen Bedingungen feuchter und unangenehmer geworden. Eine weitere Erkenntnis: Wenn man so richtig kacheln will mit Nikwax Analogy, sollte es auch entsprechend kühl sein. Dies ist wirklich kein Kleidungsstück für höhere Temperaturen. Aber Genaues lässt sich wohl erst in einigen Monaten sagen.

Das Sortiment wasserfester Bekleidung nach dem Analogy-Prinzip ist ist sehr umfangreich. 11 verschiedene Jacken und 6 verschiedene Hosen für Männer und Frauen werden von Paramo angeboten.

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