Jack Wolfskin ist eine der großen Marken in Deutschland und gehört zu denen, die den Outdoorboom mitbegründet haben. Die Tatze, das Logo dieser Firma, sieht man überall, ob in der Stadt oder draussen in der Natur. Bei einer solchen Markenpräsenz im Alltag stellt sich natürlich auch die Frage, ob die Funktionalität der Mode weichen musste. Wasserdichte, atmungsaktive Bekleidung ist per se von Funktionalität geprägt, sonst erfüllt sie nicht ihren Zweck. Modische Erwägungen sollten da in den Hintergrund treten. Soweit die Theorie.

Im Sortiment von Jack Wolfskin findet sich sehr viel von kurzfristigen Modeströmungen dominierte Bekleidung, die dennoch den Anspruch der Outdoorfunktionalität erhebt. Doch auch das eine oder andere Produkt, das vom Zeitgeist verschont geblieben ist und von schlichter Funktionalität geprägt wird. Klassisch zeitlos ist eine sehr nützliche Podukteigenschaft, wenn man nicht jedes Jahr mit neuen Anschaffungen dem letzten Trend hinterherhecheln will, sondern ein solides, langlebiges und damit nachhaltiges Kleidungsstück erwerben will. Die Jack Wolfskin Highland ist solch eine Jacke, die zu einen Preis von € 159,95 erhältlich ist .

Jack Wolfskin Highland Texapore, Frauen	Jack Wolfskin Highland Texapore, Männer

(Alle Fotos: Jack Wolfskin GmbH & KGaA, Idstein i. Ts.)

Jack Wolfskin Highland: die Materialien

Zwei Komponenten müssen unterschieden werden, wenn man bei einer wasserdichten und atmungsaktiven Jacke das verwendete Gewebe begutachtet:

• der Oberstoff, hier Nylon Taslan 2L
• die Beschichtung, hier Texapore

Der Stoff selbst ist das Fundament der Jacke und mit seinen Eigenschaften bestimmend für den Eindruck, den das Kleidungsstück zuerst einmal macht. Weich oder hart, raschelig oder lautlos, fließend oder eher sperrig, langlebig oder schnell verschlissen, all diese Attribute beziehen sich auf das Gewebe selbst.

Die Beschichtung hingegen ist für die Funktion bezüglich Wasserdichtigkeit und Atmung verantwortlich. Von ausen darf nichts durchdringen, aber der eigene Schweiß soll möglichst schnell und effektiv nach aussen abgeführt werden.

Jack Wolfskin Highland: Nylon Taslan 2L

Es können sehr verschiedene Materialien für derartige Jacken verwendet werden, zwei davon, Nylon und Polyester, werden mit ihren ganz unterschiedlichen Eigenschaften hier kurz besprochen. Egal, wie diese Stoffe bearbeitet, verändert oder veredelt werden, diese Eigenschaften unterscheiden sie.

Nylon-Taslan ist das Material, das Jack Wolfskin bei der Highland verwendet. Dieses Material zeichnet sich durch eine sehr hohe Scheuerfestigkeit und damit Langlebigkeit aus, welche aber etwas zu Lasten der Haptik geht. Nylonstoffe sind eher hart im Griff und rascheln beim Tragen.

Polyester wäre die Alternative. Sehr viel weicher und dadurch auch angenehmer im Griff trägt es sich beinahe lautlos. Der drastische Nachteil ist die sehr viel geringere Scheuer- und Abriebfestigkeit. Polyester ist, was die Farben angeht, sehr viel unempfindlicher gegenüber UV-Strahlen. Wo Nylon gerne ausbleicht, bleiben die Farben bei einem Polyesterstoff länger erhalten.

Weich und fließend, aber auch langlebig und robust, hier kann man nicht beides haben. Jack Wolfskin hat bei der Highland der Langlebigleit und Robustheit den Vorzug gegeben.

Jack Wolfskin Highland: Texapore

Texapore ist eine mikroporöse PU-Beschichtung, die „Mittelklasse“ der bei Jack Wolfskin verwendeten PU-Beschichtungen. Ihre Eigenschaften sind:

• 6.000mm Wassersäule
• Wasserdampfdurchlässigkeit (MVTR) 9000 g/m2/24 h

Beides sind mittlere Werte. Es gibt wasserdicht/atmungsaktive Ausstattungen, die in beiden Kategorien sehr viel bessere Messwerte erbringen, keine Frage. Allerdings sind Jacken mit diesen Materialien nicht in der gleichen Preisklasse angesiedelt. Der Preis bestimmt das Maß an Atmungsaktivität, die ein Material liefern kann.

Jack Wolfskin Highland: Konstruktion, Schnitt und Details

Die Highland ist sehr schlicht und gerade geschnitten. „Klassischer Stil“ nennt es Jack Wolfskin. Ein erfrischend sinnvoller und praxisgerechter Schnitt, der im Gegensatz zu dem steht, was momentan Modern ist, nämlich sehr enganliegende und beinahe Nierenfrei kurz geschnittene Jacken. Die Highland ist lang genug um auch „untenrum“ noch gegen Wind, Nässe und Kälte zu schützen. Weit genug um einen warmen Fleece darunter tragen zu können, ohne gleich wie eine Presswurst auszusehen oder, wie es alltäglich geworenen ist, Nieren und Blase ungeschützt zu lassen. Schlicht genug um in Alltag, Freizeit und Urlaub nicht deplaziert zu wirken und den Eindruck zu machen, der Träger der Jacke käme gerade von einer Expedition zurück.

Dabei wird an nützlichen Details nicht gespart. Details, die mittlerweile bei dreimal so teuren Jacken wegrationalisiert wurden oder durch vermeintlich bessere Konzepte ersetzt wurden.

Highland Zweiwegereißverschluss, Photo: Jack Wolfskin GmbH & KGaA, Idstein i. Ts.

Der Frontreißverschluss ist in Zweiwegeausführung gehalten. Das hat den Vorteil, dass man ihn bequem auch von unten öffnen kann. Z.B. wenn man auf dem Fahrrad sitzt und etwas mehr Bewegungsfreiheit wünscht oder wenn man einen Klettergurt anzieht und diesen sinnvollerweise unter der Jacke platzieren will. Man kann mittlerweile problemlos € 500,- teure Hightechjacken kaufen, die nicht mehr über dieses nützliche, kleine Detail verfügen.

Die abnehmbare Kapuze ist mit einer sehr gelungenen Volumenregulierung ausgestattet. Horizontal verläuft, von Schläfe zu Schläfe, in einem Tunnel eine elastische Schnur, mit deren Hilfe die Kapuze fest am Kopf fixiert werden kann. Von Vorteil z.B. für den Radfahrer im Straßenverkehr, der jetzt ohne „Scheuklappen“ links und rechts sicher unterwegs sein kann und am Kopf trotzdem trocken bleibt .

Highland Reißverschlussabdeckung, Photo: Jack Wolfskin GmbH & KGaA, Idstein i. Ts

Die Abdeckung des Frontreißverschlusses ist auf eine sehr aufwendige Art und Weise realisiert worden und damit effektiver und langlebiger ausgeführt als bei WWA-Jacken (WWA = Wasserdicht, Winddicht, Atmungsaktiv) üblich. Einfach mal selber verschiedene Jacken vergleichen, denn mittlerweile werden hauptsächlich zwei vergleichsweise simple Konstruktionen verwendet. Eine einfache Abdeckleiste, die mit Klettverschlussstücken am Platz gehalten wird, oder ein sogenannter „wasserdichter Reißverschluss, bei dem das Textilgewebe, in denen die Reißverschlusszähne verankert sind, wasserabweisend laminiert wurde. Bei ersterer Konstruktion kriecht das Regenwasser früher oder später ins Jackeninnere, bei letzterer verschleisst die Laminierung im Laufe der Jahre. Bei der Highland ist der Frontreißverschluss auf die veraltete, aufwendige und langfristig haltbare Art und Weise geschützt. Zwei überlappende Blenden, bei der inneren ist der Rand zudem ca. 0,7cm umgelegt und stellenweise vernäht. Der perfekte Labyrinthverschluss, auch im stärksten Regen hat Wasser keine Chance, hier durchzudringen.

Zwei geräumige, mit abgedecktem Reißverschluss versehene Aussentaschen sind auch noch vorhanden. Bei deren Platzierung stand die Nutzung der Jacke im Alltag im Vordergrund, da sie genau dort platziert worden sind, wo sie zwar leicht zugänglich sind, aber auch beim Tragen eines Rucksacks von dessen Hüftgurt verdeckt werden. Eine von aussen zugängliche Brusttasche, die sog. „Napoleontasche“, Jack Wolfskin nennt sie „Secret Pocket“, versteckt unter der Abdeckung des Frontreißverschlusses, aber zugänglich, ohne diesen öffnen zu müssen, rundet die Ausstattung sinnvoll ab.

Zwei verschiedene Futterstoffe, wie es schon lange Standard ist. Die Ärmel sind mit glattem Nylon gefüttert, damit man beim Anziehen nicht mit Uhr oder Ring hängenbleibt und die Arme leicht hineingleiten. Der Rumpf ist mit Mesh-nylon gefüttert, welches die Körperfeuchtigkeit schnell abführt.

Was der Highland fehlt, sind Unterarmreißverschlüsse zur Belüftung. Diese sind bei den meisten WWA-Jacken mittlerweile Standard, aber hier fehlen sie. Das ist bedauerlich, denn so komplett und praxisgerecht ausgestattet wie die Highland daher kommt, ist dieses ein Detail, welches für den individuellen Tragekomfort von Bedeutung sein kann.

Sehr angenehm ist die Anzahl an Größen, in der sowohl das Damen- als auch das Herrenmodell erhältlich ist.

• Die Damengrößen reichen von XS-XXL.
• Die Herrengrößen von S-XXXL, erhältlich sowohl in der normalen (=langen Version), als auch in einer Short-Version.

Jack Wolfskin Highland: die Jacke in der Praxis

Zwei Dinge fallen sofort auf, wenn man die Highland anzieht. Jedenfalls im Vergleich zu anderen WWA-Jacken, die im Geschäft nebendran hängen.

• die Highland ist laut
• die Highland ist weit

Nylon-Taslan, dieses überaus robuste Material, ist nun mal nicht geräuschlos. Diesbezüglich gibt es Alternativen. Allerdings gewöhnt man sich schnell an das Rascheln und es wird im Laufe der Zeit auch deutlich weniger. Wenn es regnet und der Aussenstoff feucht wird, verschwindet es beinahe völlig.

Der eher weite Schnitt bedeutet, dass man endlich mal eine Jacke tragen kann ohne wie eine Presswurst auszusehen. Dieser Look mag zwar cool, hipp, modern und angesagt sein, aber nicht Jeder legt darauf Wert! Auch hat man damit die Möglichkeit, mal schnell eine wasserdichte Jacke über Sakko oder Pullover zu ziehen, so es denn notwendig ist. Wetterschutz im Alltag, warm und wasserdicht verpackt im Winter, beides ist möglich mit nur einem Kleidungsstück. In den Ellenbogen vorgeformte Ärmel, gerade an den Rumpf angesetzt, geben Bewegungsfreiheit genug, die Highland engt nicht ein.

Highland Schulternaht; Photo: Jack Wolfskin GmbH & KGaA, Idstein i. Ts

So robust das Nylon-Taslan auch ist, die verwendete Texapore Beschichtung ist weit davon entfernt, dauerhaft z.B. schweren Rucksäcken standzuhalten. Wer also gerne als Selbstversorger regelmäßig mit 15-20kg auf dem Buckel durch Skandinavien zieht, sollte vielleicht eine andere Jacke in Betracht ziehen, denn eine Wassersäule von 6.000mm bedeutet, dass dieses Material nicht für eine deratige, dauerhafte Nutzung gedacht ist. Zwar gibt es nette Details, die die Rucksacktauglichkeit erhöhen, wie die nach vorne vorverlegte Schulternaht, aber das bedeutet trotzdem eher die Tauglichkeit für leichtere Alltags- und Wanderrucksäcke.

Auch in Punkto Atmungsaktivität hat die Highland klare Grenzen. Eine Wasserdampfdurchlässigkeit (MVTR) von 9000 g/m2/24 h ist eher untere Schublade. Gut für den Spaziergänger oder im Alltagsgebrauch, völlig ungeeignet für jeden der sich intensiv bewegt und dementsprechend stark schwitzt. Das Fehlen von Unterarmbelüftungen fällt da noch stärker auf. Da kommt wieder der Preis von € 159,90 zum Ausdruck.

Jack Wolfskin Highland: Fazit

Für wen ist die Jack Wollfskin Highland jetzt nicht geeignet? Für jeden, der stark schwitzt oder eine dauerhaft mechanisch hoch belastbare Jacke für seine Outdoortouren sucht! Höchstmögliche Atmungsaktivität bei gleichzeitig stärkster Belastbarkeit ist das Nutzungsprofil der Highland nicht. Wer derartiges sucht, muss sich schon in der Hochpreisecke umschauen.

Ansonsten hat man die Möglichkeit, eine im besten Wortsinn zeitlose Outdoorjacke zu erwerben, die über zahlreiche, mittlerweile fast ausgestorbene Detaillösungen verfügt. Ein geräumiger Schnitt, der auch dann passt, wenn man nicht über den in der Werbung als selbstverständlich angesehenen Sinn des Lebens darin sieht, bei Wind und Wetter jede empfindliche Körperregion bloßzulegen. Die Möglichkeit, sich zeitlos und funktional zu kleiden. Nicht auszusehen, als ob man gerade der Wildniss entkommen ist und trotzdem in Alltag und Urlaub wind- und wettergeschützt gekleidet zu sein.

Nicht zu vergessen die enorme Auswahl an Größen, die weit über die andernsorts übliche Klein-Mittel-Groß-Abstufung hinausgeht, bei der man sehr schnell durchs Raster fällt oder zuviele Kompromisse eingehen muss.

Das alles zu einem Preis von € 159,90, der sehr viel Gegenwert fürs Geld bietet. Die Jack Wolfskin Highland ist sowohl in der Damen- als auch Herrenversion ihren Anschaffungspreis wert und für die beschriebenen Anwendungsbereiche definitv eine gute Wahl.

Weiterlesen: Goretex und Co, da schwitzt man doch nicht!?

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